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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hogan
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hatte. Der Inspektor nickte bedächtig und zog an seiner Zigarre.
    „Sie haben sehr überlegt und kaltblütig gehandelt, Miss Fenton. Andere Menschen wären gewiss in Panik verfallen, wenn sie einem solchen Unhold so nahe hätten kommen müssen.“
    Kate nickte. Sie wollte Williams nicht auf die Nase binden, in was für ein Gefühlswirrwarr sie durch diesen Blutsauger gestürzt worden war. Ihr reichte es vollkommen aus, wenn er endlich hinter Schloss und Riegel gesperrt wurde.
    „Ihre Konstabler müssen aber bei der Verhaftung vorsichtig sein, Sir. Ich glaube, dass dieser Kriminelle ein echter Vampir ist.“
    Kate hätte es selbst niemals für möglich gehalten, dass ihr diese Worte so einfach über die Lippen kommen würden. Ob der Kriminalbeamte sie nun für verrückt hielt? Doch der Inspektor hob nur leicht die Augenbrauen. Er machte sich jedenfalls nicht über sie lustig.
    „Vielen Dank für die Warnung, Miss Fenton. Aber Sie können sicher sein, dass die Metropolitan Police für alle Herausforderungen gewappnet ist. Ich werde sofort ein Überfallkommando in Marsch setzen. Meine Männer sollen das Haus in East Barnet umstellen und durchsuchen.“
    Kate trank ihren Tee aus. Sie fühlte sich nun schon viel besser. Nur eine Sache wollte sie noch loswerden. Aber es war, als ob Henry Williams ihre Gedanken gelesen hätte.
    „Wegen der Belohnung müssen Sie sich keine Sorgen machen, Miss Fenton. Wenn wir den Serienmörder dank Ihres Hinweises wirklich fangen, werde ich mich persönlich dafür einsetzen, dass Sie die gesamte Summe von hundert Pfund Sterling erhalten. Scotland Yard lässt sich nicht lumpen, wenn es um die Sicherheit der Bürger geht.“
    Kate lächelte dankbar und gab dem Inspektor zum Abschied die Hand. Als sie die Treppen hinunter stieg, machte sich allmählich die Müdigkeit bei ihr bemerkbar. Kate konnte eine Finanzspritze wirklich dringend gebrauchen. Die Einnahmen des vergangenen Tages reichten gerade dafür aus, den Kohlebunker ihres Dampfkutters wieder aufzufüllen.
    Als Kate auf die Straße hinaus trat, fuhr gerade der Pferdewagen des Überfallkommandos mit acht Konstablern an Bord klappernd und rasselnd vom Hof. Kate zog ihre Taschenuhr unter der Lederschürze hervor und trat unter eine Gaslaterne, um das Zifferblatt ablesen zu können. Es war kurz nach vier Uhr morgens. Bis die Polizisten in East Barnet eingetroffen waren, würde die Sonne aufgegangen sein. Dann lag der Vampir vermutlich in seinem Sarg und konnte widerstandslos verhaftet werden. Der Zufall kam der Gerechtigkeit also ausnahmsweise zu Hilfe.
    Kate war sehr stolz auf sich. Nur in einem Winkel ihres Herzens bedauerte sie es, dass dieser beeindruckende Gentleman so ein böses Wesen war. Er hatte sie nicht kalt gelassen, aber sie hätte sich niemals in einen brutalen Mörder verlieben können.
    In einer Villa am Eaton Place herrschte Grabesstille. Merrick Grim saß in einem Lehnstuhl neben dem kalten Kamin. Es wäre ohnehin nicht möglich gewesen, die Eisknochen des Hausherrn mit einem lodernden Feuer zu wärmen. Merrick Grim war nämlich seit 500 Jahren tot. Er fuhr sich nachdenklich über seine breite wachsbleiche Stirn und schaute durch das Fenster auf den dunklen Platz hinaus, ohne etwas wahrzunehmen.
    „So nachdenklich, Meister?“
    Vespasias glockenhelle Stimme riss Grim aus seinen Grübeleien. Die hochgewachsene schlanke Dienerin war beinahe lautlos in den holzgetäfelten Wohnraum getreten. Die meisten Gentlemen, die der rassigen Vespasia begegneten, waren von ihrer madonnenhaften Schönheit beeindruckt. Keiner von ihnen ahnte, dass Merrick Grim diese junge Grazie bereits vor 388 Jahren zu einer Vampirin gemacht hatte. Und seitdem folgte sie ihm treu und ergeben wie ein Schoßhündchen.
    „Vespasia, ich versuche, in die Gedankenwelt unserer Feinde einzudringen. Aber es gelingt mir nicht, und das ist nicht gut.“
    „Unsere Feinde, Meister?“ Vespasia lachte geringschätzig. Ihr bodenlanges Abendkleid aus Satin knisterte, als sie sich auf die linke Armlehne des Sessels setzte und ihre schmale Hand vertraulich auf die Schulter des Sippenanführers legte. Dann fuhr sie fort: „Wann hätten unsere Gegner uns jemals widerstehen können? Sie sind nur schwache Menschen, deren erbärmliche Leben nach höchstens siebzig oder achtzig Jahren vorbei sind. Aber wem sage ich das, Sie haben mich schließlich vor einem solchen Schicksal bewahrt. Allein schon die Vorstellung, dass ich alt und schrumpelig werden könnte, lässt mich

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