Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
und ich auch nicht mehr so tun muß, könntest du mir eigentlich verraten, was hier vorgeht. Hat hier eine Monstrositätenschau ihr Winterquartier aufgeschlagen?«
    Portendo sah sich unruhig um. »Paß auf, was du redest, mein Junge. Alle hier oben sind vollkommen normal. Und sie sind recht empfindlich. Das hast du ja bei Okkam festgestellt. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und uns ist, daß sie dort, wo sie herkommen, für normal gelten – aber sie sind eben nicht dort, wo sie herkommen.«
    »Und woher kommen sie tatsächlich?«
    »Von überall her«, sagte er. »Ein ziemlich weitgestecktes Überall.«
    »Du meinst«, sagte ich, »sie kommen von anderen, von fremden Planeten?«
    »Woher sonst? Von Hintertupfingen, vielleicht?«
    Das mußte ich erst verdauen. Dann fragte ich ihn: »Wie sind sie hergekommen?«
    Buddy Portendo schaute den Gang hinauf und hinunter. »Stell nicht zu viele Fragen, würde ich dir raten. Die Zeiten sind nicht so rosig, und durch diese Leute verdienen etliche Burschen, die sonst nichts zu beißen hätten, mal hier einen Dollar, mal dort einen. Wirklich, du mußt versuchen, sie als normale Leute anzusehen. Wie sie auch außenrum aussehen, sie haben eine Seele, genau wie du und ich. Und sie sind mehr als anständig, weißt du.«
    »Was tun sie eigentlich da?«
    »Ganz verschieden. Okkam schreibt ein Buch über die Erde für die Serie Wenig bekannte Planeten. Dieser Schauspieler, dem wir begegnet sind – er verdingt sich für billige Horrorfilme. Bei ihm zu Hause hält man ihn für gutaussehend, aber er bekam es über, immer nur die schönen Helden zu spielen.«
    Wir traten an ein Fenster und schauten hinaus. Man sah weit über die Stadt, einen Teil des Michigansees, und ich glaube, auch einen Zipfel von Indiana. Die Welt da unten wirkte so friedlich. Ich fragte mich, wie viele von den Menschen unten auch nur eine Ahnung hatten, was hier eine Meile über ihren Köpfen vorging, in diesem verrückten Turm, der hinauf in den Weltraum zeigte.
    »Wer weiß von diesen – diesen Exoten?« fragte ich Buddy.
    »Ach was, Exoten«, sagte er. »Du solltest lieber aufhören so zu tun, als wär die Erde der Mittelpunkt des Universums, wenn du mit diesen Leuten auskommen willst. Außerdem ist jeder einzelne von ihnen dir in irgendeiner Hinsicht überlegen. Denk daran, sie sind diejenigen, die uns hier auf der Erde besuchen, und nicht umgekehrt.«
    »Schon gut. Tut mir leid. Aber wer weiß nun wirklich von ihnen?«
    »Nicht viele. Eigentlich nur die Menschen, mit denen sie im Verlauf ihrer Tätigkeit in Berührung kommen. Die meisten sind Forscher, studieren uns, sammeln Material und so.«
    »Studieren uns wozu? Bereiten sie sich darauf vor, uns zu erobern?«
    »Quatsch. Wozu? Wenn du einen Burschen siehst, der Ameisenhaufen studiert, glaubst du dann, daß er König der Ameisen werden will? Komm weiter; wir müssen immer noch einen Gedankenleser für dich finden. Wir gehen zu Mogle. Er ist Vermittlungsagent.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich hoffe, er ist hübscher als Okkam.«
    »Vielleicht sollte ich dich diesmal lieber vorbereiten. Mogle ist ein Tripode. Sieht ungefähr wie ein Krake aus, den zu viele Haie gekostet haben. Er hat nichts, was du als Gesicht bezeichnen würdest – aber er richtet sich eins her: falsche Nase, Schnurrbart, Perücke. Manchmal fällt irgendwas davon runter oder sitzt schief. Tu so, als würdest du es nicht bemerken.«
    Portendo öffnete die Tür von Mogles Büro. Mogle, der in der Nähe der Decke geschwebt hatte, sauste hastig herunter auf den Drehstuhl hinter dem Schreibtisch, ließ sich auf zwei Tentakeln nieder und begann mit dem dritten seinen roten, zugespitzten Schnurrbart zu zwirbeln.
    »Ah, meine Herren«, sagte Mogle. »Ich stehe Ihnen ganz zu Diensten.«
    Buddy stellte mich vor, und wir schüttelten einander die Hand – das heißt, meine Hand sein Tentakel. Ich war stolz, daß ich keine Gänsehaut gekriegt hatte. Es war wirklich nicht viel schlimmer als das feuchte Rüsselende eines Elefanten, wenn man ihn mit Erdnüssen füttert.
    Mogle sprach Englisch mit einem klickenden Akzent. »Mr. Portendo«, sagte er, »befassen Sie sich vielleicht mitunter mit literarischen Geschäften? Zufällig habe ich einen ausgezeichneten Roman aus der Cygnus‐Region hereinbekommen, der für einen Raubdruck bestens geeignet wäre.«
    »Es gibt natürlich kein interplanetares Copyright«, erklärte mir Buddy. »Ich werde mich später damit befassen, Mogle, danke. Im Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher