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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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und zeigte dabei ein schauerliches Gehege rotfleckiger Zähne. Dann war es an uns vorbei.
    »Was war das?« fragte ich schaudernd und blickte über die Schulter zurück. Dann schaute ich schnell wieder nach vorne, denn das Ungeheuer schaute uns ebenfalls über die Schulter nach. Ich mußte für einen Augenblick Halt an der Wand suchen.
    »Niemand«, erklärte Buddy Portendo. »Wirklich ein Niemand. Ein arbeitsloser Schauspieler. Du hast doch wohl nichts gegen Arbeitslose, oder, Jack?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber muß er in seiner Maske rumlaufen, wenn er doch keine Arbeit hat?«
    »Das ist nicht seine Maske«, sagte Buddy. »Das ist seine eigene Haut.« Er schaute mich etwas verwirrt an. »Ich dachte, du hättest gesagt, daß du schon hier oben warst.«
    »Natürlich war ich das. Oft genug.« Das war leicht übertrieben. Ich war im Meilenturm nie höher gekommen als bis zum zehnten Stock. Und ich war der Meinung gewesen, die restlichen 518 Stockwerke seien ebenso leer wie meine Brieftasche.
    Die Korridore waren sauberer als im elften Stock, so als ob von Zeit zu Zeit jemand aufwischte, und wir kamen an Türen vorbei, deren Milchglasfüllungen beschriftet waren. A. Zichl, Geisterimport, hieß es auf der einen. Exoplanetenfilm ‐ Ges.m.b.H. auf einer anderen.
    »Da sind wir«, sagte Buddy Portendo und machte eine Tür auf, bevor ich den Namen daran hatte lesen können. Dann allerdings interessierte ich mich nicht mehr für die Tür, weil ich einen schwarzblauen Klumpen von Lebewesen vor mir sah, der wie ein großer, dreidimensionaler Tintenklecks auf der Schreibtischplatte hockte.
    »Das ist Okkam«, sagte Portendo. »Für unsere Begriffe keine Schönheit, aber dafür eine Menge Hirn. Okkam, ich möchte Ihnen Jack Norkus vorstellen. Er braucht für heute abend einen Gedankenleser – als ob Sie das nicht längst wüßten.«
    Okkam sagte nichts, wofür ich ihm dankbar war. Das gab mir doch noch etwas Zeit, mich an seinen Anblick zu gewöhnen, falls mir das je gelingen sollte. Es war schwer zu sagen, wo sein Mund war, wenn er einen Mund hatte. Dasselbe galt für den Kopf. Er blähte seine blauschwarzen Massen auf und ließ sie wieder zusammensacken. Es sah aus, als wollte jemand einen großen, tintenfarbenen Ballon aufblasen, jemand, dem immer wieder die Puste ausging.
    Dann begann es in meinem Kopf zu prickeln, als tummelten sich ein Dutzend Spinnen in meinem Schädel, und ich wußte, ohne daß es mir jemand sagte, daß jetzt jeder meiner Gedanken im Besitz von Okkam war.
    Dazu gehörten solche unausgesprochenen Beteuerungen wie: »Ich hab’ zwar einen Gedankenleser gesucht, aber doch keinen echten !« und »Ich hab’ mir eher jemanden vorgestellt, der ein bißchen telegen ist.«
    »Ich besitze einen Frack«, erklärte Okkam. Seine Stimme kam aus einem Lautsprecher an der Decke.
    Ich konnte ihn mir nicht im Frack vorstellen. Nicht einmal in einem mitternachtsblauen.
    Ich gewöhnte mich anscheinend gar nicht an ihn. Ich versuchte, meinen Ekel zu unterdrücken, aber Okkam ließ sich nichts vormachen.
    »Beleidigungen!« rief Okkam durch den Lautsprecher. »Nicht einmal den Anstand hat er, sie zu filtern. Bringen Sie ihn fort, Portendo, bevor mein eigener Filter zusammenbricht.«
    Portendo bugsierte mich hinaus und rief dem erzürnten Okkam immer wieder »Surbis, surbis« zu.
    Auf dem Korridor sagte er zu mir: »Ich glaube nicht, daß du jemals hier oben gewesen bist, offen gesagt. Und das eben hätte dich das Leben kosten können. Okkam braucht bloß nicht mehr diesen Lautsprecher benutzen und dich direkt andenken und wusch! Kein Jack Norkus mehr.«
    »Also gut«, sagte ich, »ich geb’s zu. Das ist das erste Mal, daß ich hier oben bin. Aber ich war verzweifelt, Buddy. Ich bin pleite. Wenn ich nicht einen Gedankenleser auftreibe, kriege ich die Vermittlungsgebühr nicht und werde aus meinem Hotel an die Luft gesetzt.«
    »So?« Portendo wurde freundlicher. Er hatte immer etwas für Offenheit übrig gehabt, und ich glaube, ich hätte ihm früher die Wahrheit gestehen sollen. »Na schön. Du hast Nerven, mein Junge, ich muß dich bewundern. Du hast dir Okkam und diesen aldebaranischen Schauspieler – den purpurnen – ohne Wimpernzucken gefallen lassen.«
    Das war in jeder Hinsicht eine Übertreibung, aber ich war dankbar, daß er es so ansah. »Vergiß den Antigrav‐Lift nicht«, sagte ich. »Das war noch viel toller. Aber jetzt, wo du weißt, daß ich keinen blassen Tau von der Situation hier oben hab’,

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