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Titan 04

Titan 04

Titel: Titan 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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nicht zum Reden zumute. Es… es ist gut, daß mir nicht danach zumute ist.«
    Vater lächelte. »Ich gehe mich waschen«, sagte er mit matter Stimme.
    Gegen 20 Uhr begannen die anderen einzutreffen. Unterdessen hatten Mutter und Tante Amy im Eßzimmer den großen Tisch gedeckt und zwei weitere Tische an dessen Seiten geschoben. Die Kerzen brannten, die Sessel waren an ihre Plätze gerückt, und im Kamin hatte Vater ein großes Feuer entzündet.
    Die ersten Ankömmlinge waren John und Mary Sipich. John trug seinen besten Anzug und war nach dem Schlachttag auf McIntyres Weide nun wieder anständig gewaschen und hatte ein gesundes rosa Gesicht. Der Anzug war säuberlich gebügelt worden, aber an den Ellbogen und Ärmelaufschlägen wurde er langsam fadenscheinig. Der alte McIntyre baute an einem Webstuhl, wobei er Vorbilder aus Schulbüchern verwandte, aber er machte keine raschen Fortschritte. McIntyre verstand mit Holz und Werkzeugen umzugehen, aber ein Webstuhl war eine harte Aufgabe, wenn sich keine Metallteile auftreiben lie゚en. McIntyre gehörte zu jenen, die anfangs Anthony dazu zu bewegen versucht hatten, die Dorfbewohner mit den Dingen zu versorgen, die sie benötigten, Kleidung, Konserven, Medikamente und Benzin. Doch seitdem fühlte er sich an dem mitschuldig, was daraufhin der ganzen Familie Terrance und Joe Kinney zugestoßen war, und er gab sich große Mühe, es nun an den anderen gutzumachen. Danach hatte niemals wieder jemand versucht, irgend etwas von Anthony zu erhalten.
    Mary Sipich war eine kleine, heitere Frau in einem schlichten Kleid. Unverzüglich schickte sie sich an, Mutter und Tante Amy bei den letzten kleineren Vorbereitungen zu helfen.
    Als nächste trafen die Smith und die Dunns ein, die nebeneinander an der Straße wohnten, nur ein paar Meter vom Nichts entfernt. Sie fuhren im Leiterwagen der Smith vor, den deren alter Gaul zog.
    Dann erschienen die Reillys, die übers Weizenfeld kamen, das nun im Dunkeln lag, und damit fing der Abend richtig an. Pat Reilly setzte sich ans große Klavier im Vorderzimmer und begann Melodien aus dem Heft mit volkstümlichen Weisen zu spielen, das auf dem Notenständer lag. Er spielte gedämpft und so ausdrucksvoll wie er es konnte – aber niemand sang.
    Anthony mochte das Klavierspiel außerordentlich, aber keinen Gesang; häufig kam er aus dem Keller oder aus der Dachstube – oder er taucht e einfac h au f – und setzte sich oben aufs Klavier, wo er mit dem Kopf nickte, während Pat Lover s oder Boulevar d o f Broke n Dream s oder Nigh t an d Da y spielte. Anscheinend bevorzugte er Volkslieder, Melodien mit leichtem Klang – aber das eine Mal, als jemand zu singen begonnen hatte, ließ Anthony seinen Blick von oben auf dem Klavier in die Runde schweifen und tat etwas, das jedem vor künftigem Gesang Furcht einflößte. Später folgerten sie daraus, daß Anthony keinen Gesang mochte, weil er zuerst das Klavier gehört hatte, ehe jemand zu singen wagte, und nun empfand er jede Ergänzung des Klavierspiels als Mißklang und Ablenkung von seinem Ohrenschmaus.
    Also spielte Pat Klavier wie an jedem Fernsehabend, und damit war der Abend eingeleitet. Wo Anthony auch steckte, die Musik machte ihn glücklich und versetzte ihn in gute Laune, und zugleich wußte er, daß der Fernsehabend begonnen hatte und man auf ihn wartete.
    Um 20 Uhr 30 waren alle zur Stelle, bis auf die siebzehn Kinder und Mrs. Soames, die sie im Schulgebäude am anderen Ende des Dorfs beaufsichtigte. Die Kinder von Peaksville durften sich niemals, überhaupt niemals in der Nähe des Hauses der Fremonts blicken lassen – nicht, seit der kleine Fred Smith einmal voller Trotz versucht hatte, Anthony dazu zu zwingen, mit ihm zu spielen. Den kleineren Kindern erzählte man gar nicht von Anthony. Die anderen hatten ihn mittlerweile vergessen, oder man sagte ihnen, er sei ein netter, freundlicher Kobold, aber sie dürften sich nie und nimmer zu ihm trauen.
    Dan und Ethel Hollis kamen spät, und Dan kam völlig ahnungslos herein. Pat Reilly hatte Klavier gespielt, bis seine Hände schmerzten – er hatte den ganzen Tag schwer geschuftet –, und nun stand er auf, und alle drängten sich hinzu, um Dan Hollis die herzlichsten Glückwünsche auszusprechen.
    »Na, da bin ich aber platt.« Dan grinste. »Das ist ja sagenhaft. Damit habe ich gar nicht gerechnet… Mann, das ist ja prima!«
    Sie überreichten ihm die Geschenke – hauptsächlich selbstgebastelte, aber einige stammten auch aus

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