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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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kein sehr technisch versierter Mensch, Mr. Gaines. Mein Fach sind soziale und politische Fragen. Ich möchte herausfinden, wie sich diese bemerkenswerte technische Errungenschaft auf Ihr Volk ausgewirkt hat. Wie wäre es, wenn Sie mir von den Straßen erzählten, so, als wüßte ich gar nichts, und ich stelle Fragen, wo es mir nötig erscheint?«
    »Da bin ich ganz einverstanden. Übrigens, wie viele Leute sind in Ihrer Begleitung?«
    »Momentan keiner. Mein Sekretär ist nach Washington weitergereist.«
    »Ich verstehe.« Gaines warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist fast Zeit zum Abendessen. Wir könnten zum Essen in die Stockton-Sektion fahren. Es gibt dort oben ein gutes China-Restaurant, das ich nur empfehlen kann. Wir wären in kaum einer Stunde dort, und Sie könnten unterwegs die Straßen in Funktion erleben.«
    »Wunderbar.«
    Gaines drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch, und auf dem in der gegenüberliegenden Wand eingelassenen Schirm leuchtete ein Bild auf. Ein starkknochiger, eckiger junger Mann wurde sichtbar, der an einem halbkreisförmigen Steuerpult saß, hinter dem noch eine komplizierte Instrumententafel aufragte. Eine Zigarette hing in seinem Mundwinkel.
    Der junge Mann blickte auf, grinste und winkte in die Bildschirmkamera. »Hallo, Chef. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ah, Sie sind’s, Dave. Da haben Sie wohl die Abendwache? Ich fahre in die Stockton-Sektion rauf zum Abendessen. Wo ist Van Kleeck?«
    »Zu irgendeiner Versammlung gegangen. Hat nicht gesagt, wo.«
    »Irgendwelche Meldungen?«
    »Nein, Sir. Die Straßen rollen, und alle unsere Schutzbefohlenen werden fix und gemütlich heimgeführt zu ihren Frauchen.«
    »In Ordnung. Laßt sie rollen!«
    »Sie werden rollen, Chef.«
    Gaines brach die Verbindung ab und wandte sich Blekinsop zu. »Van Kleeck ist mein Stellvertreter. Ich wünschte, er würde sich mehr mit den Straßen und weniger mit Politik beschäftigen. Aber Davidson ist kompetent genug. Wollen wir gehen?«
    Sie fuhren auf einer Rolltreppe abwärts und gelangten auf den Gehsteig, der den nach Norden rollenden Fünf-Stundenmeilen-Streifen säumte. Sie passierten den Aufgang einer Treppenbrücke, die das Hinweisschild ›Zur Südstraße‹ trug, und blieben am Rand des ersten Streifens stehen. »Sind Sie schon einmal auf einem Transportband gefahren?« erkundigte sich Gaines. »Es ist ganz einfach. Sie müssen nur daran denken, daß Sie sich entgegen der Bewegungsrichtung des Streifens wenden, wenn Sie aufsteigen.«
    Sie arbeiteten sich durch die Menge der von der Arbeit heimfahrenden Menschen von Streifen zu Streifen weiter. In der Mitte des Zwanzig-Stundenmeilen-Streifens verlief eine Glassit-Trennwand, die fast bis zu der breiten, leicht gewölbten Decke reichte. Minister Blekinsop hob fragend die Brauen, als er der Barriere ansichtig wurde.
    »Ach, das?« meinte Gaines auf die unausgesprochene Frage, schob eine leichte Tür auf und winkte seinen Gast durch. »Das ist eine Windschleuse. Wenn wir nicht die Luftströmungen über den verschieden schnellen Streifen auf irgendeine Weise voneinander trennen würden, würde uns der Wind auf dem Hundert-Stundenmeilen-Streifen die Kleider vom Leib reißen.« Er mußte sich zu Blekinsop hinüberbeugen, als er sprach, um sich über dem Rauschen der Luft an der Straßenoberfläche, dem Lärm der Menschenmassen und dem dumpfen Dröhnen des Antriebsmechanismus unter den bewegten Streifen überhaupt verständlich zu machen. Die Mischung der verschiedenen Geräusche erschwerte jedes weitere Gespräch, während sie auf das Zentrum der Straße zuhielten. Nachdem sie drei weitere Windschleusen passiert hatten, die sich jeweils auf dem Vierzig-, Sechzig- und Achtzig-Stundenmeilen-Streifen befanden, erreichten sie schließlich den schnellsten, den Hundert-Stundenmeilen-Streifen, der die Strecke San Diego-Reno und zurück in zwölf Stunden durchlief.
    Blekinsop entdeckte, daß die sieben Meter breite Rollbahn von einer weiteren Trennwand gesäumt wurde. Unmittelbar ihm gegenüber verkündete ein Leuchtschild über einem großen Fenster:
    JAKES STEAKHOUSE Nr. 4 Das schnellste Essen auf der schnellsten Straße!
    »Speise vergnüglich, reise gemütlich!«
    »Erstaunlich!« bemerkte Mr. Blekinsop. »Wie wenn man in einer Straßenbahn essen wollte. Ist das tatsächlich ein echtes Restaurant?«
    »Eines der besten. Ohne Finessen, aber gut.«
    »Ach, hören Sie, könnten wir nicht…« Gaines lächelte. »Sie würden gerne hier bleiben,

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