Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
mich immer viel wohler als im Clubhaus der Ingenieure. Diese dämlichen jungen Ingenieurkadetten gehen mir gegen den Strich. Ich hätte eben eine der vornehmen technischen Hochschulen besuchen müssen, statt mich von unten heraufzuarbeiten – dann hätte ich mir wohl das richtige Statusbewußtsein angeeignet.
    Was nun eure Forderungen betrifft, die euch die Transportkommission gerade wieder ins Gesicht hinein abgelehnt hat… Kann ich hier offen sprechen?«
    »Klar, Shorty! Kannst uns vertrauen!«
    »Nun, ich sollte natürlich nichts Derartiges sagen, aber ich kann euch nur zu gut verstehen. Die Straßen sind heutzutage von größter Wichtigkeit, und ihr sorgt dafür, daß sie rollen. Es wäre nur natürlich, wenn man eure Meinung anhörte und eure Forderungen erfüllte. Man sollte meinen, daß selbst die Politiker gescheit genug wären, das einzusehen. Manchmal, wenn ich nachts nicht schlafen kann, frage ich mich, warum wir Techniker nicht einfach die Kontrolle übernehmen und…«
     
    *
     
    »Ihre Frau ist am Apparat, Mr. Gaines.«
    »Ist gut.« Er schaltete seine Bürosprechanlage aus und griff nach dem Vidihörer auf seinem Schreibtisch. »Ja, Liebling, ich weiß, daß ich’s versprochen habe, aber… Du hast völlig recht, Liebling, aber Washington hat ausdrücklich ersucht, daß wir Mr. Blekinsop alles zeigen, was er sehen möchte. Ich wußte nicht, daß er schon heute eintreffen würde… Nein, ich kann ihn nicht an einen Untergebenen abschieben. Das wäre unhöflich. Er ist schließlich Verkehrsminister von Australien. Ich habe dir erklärt, daß… Ja, Liebling, ich weiß, Höflichkeit beginnt daheim, aber die Straßen müssen rollen. So ist eben mein Beruf; du wußtest das doch, als du mich geheiratet hast. Und das heute gehört dazu… Bist mein gutes Mädchen. Wir werden ganz bestimmt zusammen frühstücken können. Paß mal auf – wie wär’s, wenn du uns Pferde und ein Frühstückspaket besorgst, und wir machen ein Picknick daraus? Wir treffen uns in Bakersfield – an der gewohnten Stelle… Wiedersehen, Liebling. Gib dem Jungen einen Gutenachtkuß von mir.«
    Er legte den Hörer zurück, worauf die hübschen, aber erbosten Züge seiner Frau auf dem Bildschirm erloschen. Ein Mädchen trat in sein Büro; als sie die Tür öffnete, wurde für einen Augenblick die außen angebrachte Schrift sichtbar: ›Diego-Reno-Straßensektion, Büro des Chefingenieurs.‹ Er warf der jungen Frau einen erbitterten Blick zu.
    »Ach, Sie sind’s. Heiraten Sie bloß keinen Ingenieur, Dolores, heiraten Sie einen Künstler. Die haben mehr Zeit für ein Privatleben.«
    »Ja, Mr. Gaines. Mr. Blekinsop ist hier, Mr. Gaines.«
    »Schon? Ich hab’ ihn nicht so früh erwartet. Das Antipoden-Schiff muß zu früh gelandet sein.«
    »Ja, Mr. Gaines.«
    »Dolores, haben Sie eigentlich überhaupt Gefühle?«
    »Doch, Mr. Gaines.«
    »Hmm, das klingt nicht besonders glaubhaft, aber Sie haben sowieso immer recht. Schicken Sie Mr. Blekinsop rein.«
    »Sofort, Mr. Gaines.«
    Larry Gaines erhob sich, um seinen Besucher zu begrüßen. Ein kleiner und nicht sehr eindrucksvoller Bursche, dachte er, als sie einander die Hand schüttelten und die üblichen Höflichkeiten austauschten. Der zusammengerollte Regenschirm, die Melone – das war einfach zu schön, um wahr zu sein. Ein Oxford-Akzent überdeckte zum Teil die abgehackten, flachen Nasaltöne der geborenen Australier.
    »Wir freuen uns, Sie hier begrüßen zu dürfen, Mr. Blekinsop, und ich hoffe, daß wir Ihren Aufenthalt hier interessant und angenehm gestalten können.«
    Der kleine Mann lächelte. »Das ist er bestimmt. Es ist das mein erster Besuch in Ihrem großartigen Land, wissen Sie. Ich fühle mich bereits wie zu Hause. Die Eukalyptusbäume, und die bräunlichen Hügel…«
    »Ihr Besuch ist aber doch im wesentlichen offiziell?«
    »Gewiß, ja. Meine Hauptaufgabe wird es sein, Ihre Straßenstädte zu studieren und meiner Regierung zu berichten, ob es von Vorteil wäre, Ihre erstaunlichen amerikanischen Transportmethoden unseren sozialen Gegebenheiten anzupassen. Ich war der Meinung, Sie wüßten, daß dies der eigentliche Zweck meines Besuches ist.«
    »Ja, so ungefähr wußte ich das schon. Es ist mir nur nicht ganz klar, was Sie eigentlich erfahren wollen. Ich nehme an, Sie haben schon einiges über unsere Straßenstädte gehört, wie sie entstanden sind, wie sie funktionieren, und so weiter.«
    »Ich habe eine ganze Menge darüber gelesen, das stimmt, aber ich bin

Weitere Kostenlose Bücher