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Titan 13

Titan 13

Titel: Titan 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Tests nachweisen; sie waren sehr selten, sie wurden universell gebraucht, und sie fanden sich nur an wenigen Orten, die sich leicht überwachen ließen.
    Unglücklicherweise benötigten die nomadischen Okies die Drogen als Drogen. Sie konnten sich nicht leisten, sie als Geld zu benutzen.
    Und von diesem Augenblick an waren die Okies nicht mehr kollektive Bürger einer nomadischen Kultur. Sie waren ganz einfach interstellare Tramps. Es gab für sie keinen Platz mehr in der Galaxis.
    Außerhalb der Galaxis freilich hatte sich der Okie-Handel nie ausbreiten können…
    Die Stadt war alt – ganz anders als die Männer und Frauen, die in ihr wohnten und die nur lange Zeit gelebt hatten, was etwas völlig anderes ist. Und wie bei jeder alten Intelligenz lagen die Sünden ihrer Vergangenheit ganz dicht an der Oberfläche, bereit, auf den geringsten Anstoß ans Tageslicht zu treten, sei es nun in nostalgischer Verzückung oder in Selbstanklage. Es war heutzutage recht schwierig, von den Stadtvätern irgendeine Information zu erhalten, ohne sich zuerst einen langen Vortrag anhören zu müssen, einen Vortrag, der so von Moral triefte, wie das einer Maschine nur möglich sein konnte, deren höchste Moral das Überleben war.
    Amalfi wußte sehr wohl, worauf er sich einließ, als er die Stadtväter bat, ihm die Liste der Übertretungen vorzulegen. Er bekam sie – und wie er sie bekam! Die Stadtväter lieferten ihm alles bis zurück auf den Tag vor einem Dutzend Jahrhunderten, als sie festgestellt hatten, daß niemand die alten Untergrundbahnen der Stadt gereinigt hatte, seit die Stadt ins Weltall aufgebrochen war. Das war das erste Mal gewesen, daß die Okies überhaupt gehört hatten, daß die Stadt je Untergrundbahnen besessen hatte.
    Aber Amalfi ließ nicht locker, wenn sein Ohr auch schon schmerzte. Aus der Vielfalt kleiner Übertretungen und Erinnerungen an nicht genutzte Chancen kamen einige Dinge ganz klar und eindringlich zum Vorschein.
    Da war zum Beispiel die Vernichtung von Utopia, nach der die Polizei ihnen eine Räumungsklage zugestellt hatte, der sie nie nachgekommen waren. Und später, während derselben Affäre, hatte man sie sogar formal unter Anklage des Verrats gestellt – das war nicht ganz so ernst, wie es klang, aber eine kleine Strafe stand doch darauf –, während sie auf dem benachbarten Planeten Hrunta standen und dann abgeflogen waren, ohne die Sache zu erledigen. Und dann hatten sie sich damals dort einen kleinen Trick geleistet, den die Polizei bestimmt nicht vergessen hatte: Er war zwar nicht illegal gewesen, aber sie hatten sich über die Polizei lustig gemacht, und Polizisten mögen es nicht, wenn man über sie lacht. Dann war da die Bewegung von He. Die Stadt hatte ihren Vertrag mit jenem Planeten auf den Buchstaben genau erfüllt, aber unglücklicherweise ließ sich das nie beweisen; He war jetzt zum Andromeda-Nebel unterwegs und konnte nicht zugunsten der Stadt aussagen. Soweit die Polizei informiert war, hatte die Stadt He vernichtet, zumindest würden die Polizisten das wahrscheinlich annehmen, auch wenn es einfach lächerlich war.
    Am schlimmsten von allem aber war, daß die Stadt an dem Marsch auf die Erde teilgenommen hatte. Der Marsch war von Anfang bis Ende eine Tragödie gewesen, und nur wenige der einigen hundert Okie-Städte, die daran teilgenommen hatten, hatten ihn überlebt. Er war eine Folge der Depression gewesen, die die Galaxis nach dem Zusammenbruch des Germaniumstandards erfaßt hatte. Amalfis Stadt – die damals in dem Sternsystem, in dem der Marsch begann, bereits wegen einiger Verbrechen unter Anklage stand, Verbrechen, die zu begehen die Stadt praktisch gezwungen gewesen war – hatte sich angeschlossen, weil ihr einfach keine andere Wahl blieb, und sie hatte das in ihrer Macht Stehende getan, um dafür zu sorgen, daß der Marsch nicht zu einem Massaker, sondern zu einer Kollektivverhandlung wurde, aber es war doch zu dem befürchteten Massaker gekommen. Keine Stadt, nicht einmal die Amalfis, hätte es damals fertiggebracht, ihrer Stimme im Tosen des galaktischen Zusammenbruches Gehör zu verschaffen.
    Als mildernde Umstände mochte man gelten lassen, daß die Stadt während des Marsches eine der letzten Überreste der Tyrannis von Wega gefunden und ausgelöscht hatte. Aber das ließ sich nie beweisen: Ähnlich wie bei der He-Affäre hatte die Stadt so gründliche Arbeit geleistet, daß keine Beweismittel zurückgeblieben waren.
    Amalfi seufzte. Am Ende würden die

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