Titan 13
Die Testbohrung war bereits abgeschlossen, und man hatte den Bohrer schon wieder herausgezogen; das Team hatte einen zweiten Turm aufgestellt, von dessen Spitze aus Hazleton ihm zuwinkte. Amalfi winkte zurück und fuhr im Aufzug nach oben.
Dort wehte ein kräftiger, warmer Wind, der Hazletons Haar unter dem Bügel seiner Kopfhörer völlig verwirrt hatte. Amalfi, der völlig kahl war, störte das nicht, aber nach vielen Jahren, die er in der präzise klimatisierten Luft der Stadt verbracht hatte, verwirrte das seine Gefühle.
»Schon etwas gefunden, Mark?«
»Sie kommen gerade recht. Da.«
Der erste Turm schwankte, als der lange Bohrkern aus der Erde sprang und gegen das Gitterwerk prallte. Es folgte keine schwarze Fontäne. Amalfi beugte sich über das Geländer und sah zu, wie die Männer die Kartusche zurechtschoben und sie wieder ins Erdreich zurückbeförderten. Die Winde ratterte und fing dann zu husten an.
»Nichts«, sagte Hazleton verärgert. »Ich hab’ doch gleich gewußt, daß wir diesen Bütteln nicht hätten vertrauen dürfen. Gehen wir hinunter.«
Unten hatte der leitende Geologe die Kartusche geöffnet und arbeitete sich jetzt mit einem Masse-Taster an ihrem Inhalt entlang. Er warf Amalfi einen schnellen, reptilienhaften Blick zu, als der breite Schatten des Bürgermeisters über den Tisch fiel. »Nichts«, sagte er grimmig.
Amalfi überlegte. Seit die Stadt für immer von der Heimatgalaxis abgeschnitten war, waren Lohnaufträge für sie nicht mehr besonders wichtig. In erster Linie brauchten sie jetzt Öl, damit die Stadt zu essen bekam. Gutbezahlte Arbeit würde erst viel später kommen. Im Augenblick würden sie irgendwelche Aufträge übernehmen müssen, um damit die Bohrgenehmigungen bezahlen zu können.
Bei der ersten Kontaktaufnahme war ihnen das ganz einfach erschienen. Die Eingeborenen dieses Planeten hatten noch nicht besonders tief bohren können, dazu fehlte ihnen die Technik. Für die Stadt sollte also genügend Öl übrig sein. Dabei sollten sie auch ausreichend Molybdän und Wolfram, sozusagen als Nebenprodukte ihrer Bohrarbeiten, fördern können, und damit die Wünsche der Büttel befriedigen können.
Aber wenn es kein Öl gab, aus dem man Nahrungsmittel herstellen konnte…
»Machen Sie zwei weitere Bohrungen«, entschied Amalfi, » eine ölführende Schicht gibt es dort unten auf alle Fälle. Wir treiben unter Druck verdichtetes Benzin hinein und sprengen sie. Geben Sie Elferkies hinein, damit die Spalte offenbleibt. Wenn es keine Ölkuppel gibt, kochen wir es eben aus.«
»Steak gestern und Steak morgen«, murmelte Hazleton. »Aber niemals heute Steak.«
Amalfi fuhr zu dem Stadtdirektor herum und spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoß. »Glauben Sie, wir kriegen sonst etwas zu essen?« knurrte er. »Von nun an wird dieser Planet unsere Heimat sein. Wollen Sie lieber mit Ackerbau anfangen, wie die Eingeborenen? Ich hatte immer gedacht, darüber wären Sie nach dem Angriff auf Gort hinweg.«
»Das habe ich nicht gemeint«, sagte Hazleton leise. Sein vom Weltraum dunkelbraun gebranntes Gesicht konnte nicht blaß werden, aber Amalfi hatte den Eindruck, als würde es unter der ledern wirkenden Bronzeschicht blau. »Ich weiß genausogut wie Sie, daß wir für immer hier festsitzen. Mir kam es bloß komisch vor, daß die dauerhafte Besiedlung eines Planeten wie jeder andere Job anfangen sollte.«
»Tut mir leid«, sagte Amalfi etwas besänftigt. »Ich hätte nicht gleich hochzugehen brauchen. Nun, wir wissen noch nicht, wie gut wir dran sind. Die Eingeborenen haben diesen Planeten bis jetzt noch nicht in der richtigen Tiefe abgebaut, und ihre Vorstellung von Raffinerietechnik besteht darin, das Zeug in einen Topf zu gießen. Wenn wir unser Lebensmittelproblem lösen, haben wir immer noch eine gute Chance, aus dieser ganzen Wolke eine vernünftige Firma zu machen.«
Er wandte den Bohrtürmen den Rücken und ging langsam in östlicher Richtung davon. »Mir ist nach einem Spaziergang zumute«, sagte er. »Kommen Sie mit, Mark?«
»Ein Spaziergang?« Hazleton sah ihn verblüfft an. »Aber – sicher. Okay, Boß.«
Eine Weile schritten sie schweigend über das Heideland. Der Boden war ziemlich uneben und lehmig und von einer Unzahl von Löchern und Gräben durchzogen, die man im Licht des frühen Morgens leicht übersah. Es schien sehr wenig darauf zu wachsen, nur gelegentlich ein paar ausgezehrt wirkende Sträucher und einige zähle, an Nesseln erinnernde Halme sowie
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