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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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vorsichtig an, und dann sah Welles, was er ihm zeigen wollte. Zwei der Kätzchen sahen wie kleine weiße Ratten aus, mit dünnen Schwänzen und winzigen Pfötchen, Ohren und Nase. Aber das dritte – ja, das würde ganz anders aussehen. Wenn es durchkam, würde es eine wunderschöne Katze werden. Es hatte langes, seidig weißes Haar, wie die schönste Angorakatze, die man sich vorstellen konnte, aber auch die Rassemerkmale der Siamesen waren deutlich zu erkennen.
    Welles hielt den Atem an. »Gratuliere, Junge! Hast du das noch niemandem gesagt?« »Sie ist noch nicht so weit, daß man sie zeigen kann. Sie ist noch keine Woche alt.«
    »Aber du wirst sie zeigen?«
    »O ja, Großmutter wird begeistert sein. Sie wird sie gern haben wollen. Vielleicht bekommen wir noch mehr davon.«
    »Du hast gewußt, daß das passieren würde. Du hast dafür gesorgt, daß es passieren würde. Du hast das von Anfang an so geplant«, bedrängte ihn Welles. »Ja«, gab der Junge zu. »Woher hast du das gewußt?« Der Junge wandte sich ab. »Ich habe es irgendwo gelesen«, sagte Tim.
    Die Katze sprang wieder in die Schachtel zurück und begann, ihre Jungen zu säugen. Welles hatte das Gefühl, das nicht länger ertragen zu können. Ohne auf irgend etwas anderes im Raum einen Blick zu werfen – und alles andere war ohnehin unter Planen und Zeitungen versteckt – , ging er zur Tür.
    »Danke, daß du mir das gezeigt hast, Tim«, sagte er. »Und denk an mich, wenn du welche zu verkaufen hast. Ich warte. Ich möchte eine wie diese.«
    Der Junge folgte ihm nach draußen und schloß die Tür sorgfältig ab.
    »Aber Tim«, sagte der Psychiater, »das ist es nicht, was ich nicht herausfinden sollte. Ich würde doch keine Drogen brauchen, um dich dazu zu bringen, mir das zu sagen, oder?«
    Tim antwortete vorsichtig: »Ich wollte davon noch nichts sagen. Großmutter sollte das wirklich als erste erfahren. Aber Sie haben mich dazu gebracht, daß ich es Ihnen sagte.«
    »Tim«, sagte Peter Welles ernst, »wir sehen uns bald wieder. Was immer es auch ist, vor dem du Angst hast, hab’ vor mir keine Angst. Ich errate oft Geheimnisse. Ich bin bereits nahe daran, deines zu erraten. Aber sonst braucht das niemand zu erfahren.«
    Er ging schnell nach Hause und pfiff dabei hin und wieder vor sich hin. Vielleicht war er, Peter Welles, der glücklichste Mensch auf der Welt.
    Als der Junge das nächstemal zu ihm kam, hatte er gerade angefangen, mit ihm zu sprechen, als das Telefon im Korridor klingelte. Als er wieder zurückkam und die Tür öffnete, sah er, daß Tim ein Buch in der Hand hielt. Der Junge machte Anstalten, es zu verstecken, überlegte es sich dann aber anders.
    Welles nahm das Buch und sah es an.
    »Du willst mehr über Rorschach wissen, wie?« fragte er.
    »Ich habe es auf dem Regal gesehen. Ich…«
    »Oh, schon gut«, sagte Welles, der das Buch absichtlich neben dem Stuhl liegengelassen hatte, auf dem Tim sich setzen würde. »Ist in der Bibliothek nichts darüber zu finden?«
    »Die haben schon Bücher darüber, aber die stehen in den abgeschlossenen Regalen, wo ich nicht an sie heran kann.« Tim hatte das gesagt, ohne nachzudenken, und sah Welles jetzt schuldbewußt an.
    Doch der meinte ruhig: »Ich besorge es dir. Nächstesmal, wenn du herkommst, kannst du es haben. Heute kannst du ja dieses hier mitnehmen. Tim, ich meine das wirklich ehrlich – du kannst mir vertrauen.«
    »Ich kann Ihnen gar nichts sagen«, meinte der Junge. »Sie haben da einiges herausgefunden. Ich wollte… oh, ich weiß nicht, was ich will! Aber es wäre mir lieber, wenn man mich alleine lassen würde. Ich brauche keine Hilfe. Vielleicht werde ich nie welche brauchen. Wenn doch, kann ich dann zu Ihnen kommen?«
    Welles zog sich einen Stuhl heran und setzte sich langsam.
    »Vielleicht wäre das das Beste, Tim. Aber warum abwarten, bis die Axt fällt? Ich könnte dir helfen, sie abzuwehren – das abzuwehren, wovor du Angst hast. Was die Katzen betrifft, kannst du die Leute täuschen; du kannst ihnen sagen, du hättest einfach nur herumexperimentiert, um zu sehen, was passieren würde. Aber du kannst nicht die ganze Zeit alle Leute täuschen, die sagen es mir. Vielleicht könntest du das, wenn ich dir helfen würde. Oder wenn ich dich unterstützte, dann wäre der Knall vielleicht nicht so schlimm. Auch für deine Großeltern wäre das leichter.«
    »Ich habe doch nichts Unrechtes getan!«
    »Langsam glaube ich das wirklich, aber es könnten Dinge ans Licht kommen,

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