Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
eine Messerschneide, eingesetzten Augenrohren und drei gezackten Kämmen, die über den Schädel nach hinten verliefen.
    Der Ausdruck der Maske war undurchdringlich, aber Angmarks Stimme klang triumphierend. »Ich habe Sie leicht in die Falle gelockt, wie?«
    »Das haben Sie«, sagte Thissell. Der Sklave hatte inzwischen seine Handgelenke aneinandergefesselt. Ein Klirren von Angmarks Hymerkin hieß ihn, das Zimmer zu verlassen. »Stehen Sie auf!« sagte Angmark. »Setzen Sie sich in den Stuhl da!«
    »Worauf warten wir?« erkundigte sich Thissell.
    »Zwei von unseren Leuten sind noch draußen auf dem Wasser. Für das, was ich vorhabe, brauchen wir sie nicht.«
    »Und das wäre?«
    »Das werden Sie zu gegebener Zeit erfahren«, sagte Angmark. »Wir haben noch eine Stunde Zeit.«
    Thissell prüfte seine Fesseln. Sie waren ohne Zweifel fest und sicher.
    Angmark setzte sich. »Wie haben Sie mich identifiziert? Ich muß zugeben, daß ich neugierig bin… Kommen Sie, kommen Sie!« schalt er, als Thissell stumm blieb. »Können Sie nicht anerkennen, daß ich Sie besiegt habe? Machen Sie es sich doch nicht so schwer.«
    Thissell zuckte die Achseln. »Ich bin von einem grundlegenden Prinzip ausgegangen. Ein Mann kann sein Gesicht maskieren, aber nicht seine Persönlichkeit.«
    »Aha«, sagte Angmark. »Interessant. Fahren Sie fort!«
    »Ich borgte mir je einen Sklaven von Ihnen und den zwei anderen Außenweltlern aus und befragte sie sorgfältig. Welche Masken hatten Ihre Herrn in dem Monat vor Ihrer Ankunft getragen? Ich legte mir eine Karte an und zeichnete die Antworten auf. Rolver trug etwa achtzig Prozent der Zeit den Tarnvogel, die übrigen zwanzig Prozent verteilten sich zwischen Sophistischer Abstraktion und Schwarzer Feinheit. Welibus hatte etwas für die Helden des Kan‐Dachan‐Zyklus übrig. Er trug die meiste Zeit den Chalekun, den Tapferen Prinzen, und den Seefalken: sechs von acht Tagen. Die zwei anderen Tage trug er seinen Südwind oder seinen Munteren Begleiter. Kershaul, der viel konservativer war, zog die Höhleneule, den Sternenwanderer und zwei oder drei andere Masken vor, die er gelegentlich trug.
    Wie gesagt, ich beschaffte mir diese Information von der wahrscheinlich verläßlichsten Quelle, den Sklaven. Mein nächster Schritt bestand darin, Sie alle drei zu überwachen. Ich notierte mir jeden Tag, was für Masken Sie trugen, und verglich das mit meiner Karte. Rolver trug seinen Tarnvogel sechsmal, seine Schwarze Feinheit zweimal. Kershaul trug seine Höhleneule fünfmal, seinen Sternwanderer einmal, seinen Quincunx einmal und sein Ideal der Perfektion einmal. Welibus trug den Smaragdberg zweimal, den Dreifachen Phoenix dreimal, den Tapferen Prinzen einmal und den Haigott zweimal.«
    Angmark nickte nachdenklich. »Jetzt erkenne ich, was ich falsch gemacht habe. Ich habe aus Welibus’ Masken gewählt, aber nach meinem eigenen Geschmack – und wie Sie sagen, mich dabei verraten. Aber nur Ihnen.« Er stand auf und ging ans Fenster. »Kershaul und Rolver kommen jetzt an Land; sie werden gleich hier vorbeikommen und ihren Geschäften nachgehen – obwohl ich bezweifle, daß sie sich einmischen würden; sie sind beide gute Sirenesen geworden.«
    Thissell wartete stumm. Zehn Minuten verstrichen. Dann holte Angmark ein Messer von einem Regal. Er sah Thissell an. »Stehen Sie auf!«
    Thissell erhob sich langsam. Angmark trat von der Seite neben ihn, schnitt und hob die Mondmotte von Thissells Kopf. Thissell schnaufte erschreckt auf und versuchte vergeblich, sie festzuhalten. Zu spät. Sein Gesicht war nackt und bloß.
    Angmark wandte sich ab, nahm die eigene Maske ab und setzte die Mondmotte auf. Er schlug einen Akkord auf seinem Hymerkin an.
    Zwei Sklaven traten ein und blieben erschrocken stehen, als sie Thissell erblickten.
    Angmark spielte ein schnelles Stakkato und sang: »Tragt diesen Mann an Land.«
    »Angmark«, schrie Thissell. »Ich bin maskenlos!«
    Die Sklaven packten ihn und schleppten ihn, obwohl Thissell sich verzweifelt wehrte, aufs Deck, über den Ponton und auf die Pier hinüber.
    Angmark befestigte ein Seil um Thissells Hals. Er sagte: »Sie sind jetzt Haxo Angmark, und ich bin Edwer Thissell. Welibus ist tot. Und Sie werden bald tot sein. Ich kann Ihren Posten ohne Schwierigkeit übernehmen. Ich werde Musikinstrumente wie ein Nachtmann spielen und wie eine Krähe singen. Ich werde die Mondmotte tragen, bis sie verfault, und mir dann eine andere besorgen. Der Bericht wird nach Polypolis

Weitere Kostenlose Bücher