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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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ungeformt war, so war er doch von beträchtlicher Intensität.
    Niemand hatte je von einem Menschen gehört, der bereit war, für seine Nahrung zu jagen und zu töten. Natürlich wußte man, daß es Fleisch gab, aber das waren nur Gedankensplitter, die ein Insektenjäger bei ihnen zurückgelassen hatte, den man ergriffen und weggeschafft hatte, bevor die stets wachsamen Ameisenkolonien ihre Suchtrupps ausschicken konnten.
    Wenn Burl etwas tat, was vor ihm noch kein anderer Mensch getan hatte, wenn es ihm gelang, einen ganzen Kadaver zu seinem Stamm zu bringen, würde man ihn beneiden. Die anderen waren stets damit beschäftigt, ihren Magen zu füllen, und danach kamen die Sicherheitsmaßnahmen zum Überleben. Das Weiterbestehen der Menschen als Rasse nahm erst die dritte Position auf ihrer Liste ein.
    Sie lebten in einer führerlosen Gruppe zusammen und kamen dort zusammen, wo sie an den Entdeckungen der Erfolgreichen teilhaben und vor Gefahren am meisten geschützt werden konnten. Was Waffen anbetraf, so hatte man keine. Manchmal benutzte man Steine, um die Schalen großer Insekten aufzubrechen, die dann und wann halbverzehrt irgendwo herumlagen, und die man spaltete, um an das süße Fleisch in ihrem Inneren heranzukommen. Die einzige Möglichkeit, die man kannte, wenn es darum ging, sich vor einem Gegner zu schützen, bestand aus Flucht und Verstecken.
    Dabei waren die Feinde der Menschen gar nicht so zahlreich, wie man hätte annehmen können. Die meisten fleischfressenden Insekten hatten ihre natürlichen Opfer. Die Sphex – eine jagende Wespe – ernährte sich einzig und allein von Grashüpfern. Andere Wespen wiederum verzehrten nur Fliegen. Die Piratenbiene hielt sich lediglich an Hummeln. Die Spinnen waren schon deswegen ein natürlicher Feind des Menschen, weil sie mit entsetzlicher Unvoreingenommenheit alles verschlangen, was ihnen in die Fänge geriet.
    Schließlich erreichte Burl den Punkt, der ihm einen Blick auf das Wasser ermöglichte. Er legte sich auf den Boden und sah sich um. Das Wasser war an dieser Stelle seicht. Einmal bewegte sich unter ihm ein riesiger Krebs dahin, der ebenso groß war wie er selber. Die kleinen Fische – und sogar die großen Molche – nahmen vor der unersättlichen Kreatur sofort Reißaus.
    Eine lange Zeit später normalisierte sich das Unterwasserleben wieder. Die Libellen kehrten zurück und kleine, silberne Punkte tauchten vor Burls Augen auf: ein Schwarm winziger Fischlein. Dann tauchte ein größerer Fisch auf und glitt langsam unter ihm dahin.
    Burls Augen leuchteten auf. Ihm lief das Wasser im Munde zusammen. Er stieß mit seiner langen Waffe zu, aber noch ehe er das Wasser berührt hatte, war der Fisch auch schon verschwunden. Enttäuschung breitete sich in Burl aus. Obwohl er seinem Ziel so nahe gewesen war, hatte es nicht geklappt. An seinem Vorgehen schien irgend etwas nicht richtig gewesen zu sein.
    Burl überlegte. Unter ihm wuchsen die großen Schelfpilze. Er stand auf und bewegte sich auf sie zu. Dann betastete er sie mit der Spitze seiner Waffe. Sie widerstanden ihr. Burl streckte langsam ein Bein aus. Schließlich wagte er es sogar, den ersten Riesenpilz mit seinem ganzen Gewicht zu belasten. Das Gewächs trug ihn. Er kniete sich hin, dann legte er sich auf den Bauch und lugte über den Rand, wie zuvor.
    Der große Fisch – er war so lang wie Burls Arm – schwamm unter ihm langsam hin und her. Da Burl gesehen hatte, daß der vorherige Besitzer des Hornspeers versucht hatte, seinem Gegner die Spitze in den Leib zu rammen, war ihm klar, daß er einen gewissen Druck anwenden mußte. Er hatte seine neue Waffe bereits an den Pilzstengeln ausprobiert und verfügte also schon über eine gewisse Erfahrung. Als der Fisch langsam unter ihm daherschwamm, stach er blitzschnell zu. Als das Horn die Wasseroberfläche durchbohrte, schien es sich zu verbiegen und verfehlte zu Burls Überraschung ihr Ziel um mehrere Zentimeter. Er versuchte es noch einmal und immer wieder.
    Je öfter es dem dahingleitenden Fisch gelang, sich seinem Tötungsversuch zu widersetzen, desto wütender wurde Burl. Seine wiederholten Vorstöße hatten ihn nicht einmal verletzt. Der Fisch schien ihn gar nicht wahrzunehmen und machte nicht einmal einen Fluchtversuch.
    Burl verfiel in Rage. Als der große Fisch sich schließlich sogar dazu herabließ, direkt unterhalb seiner Hand eine Ruhepause einzulegen, schlug Burl mit aller Kraft zu. Diesmal schien sich sein Hornspeer, der genau senkrecht in

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