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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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materialisiert. Und als wenn das noch nicht verwunderlich genug gewesen wäre, enthielt der Gegenstand ein Manuskript.
    »Ich fand es mitten in den Trümmern«, sagte der Anwalt.
    Der dritte in der Runde, ein Doktor der Medizin, sah sich das Manuskript voller Neugierde an. Offensichtlich war es eng zusammengerollt worden. Seine gelbe Farbe ließ auf ein hohes Alter schließen.
    »Sie meinen also«, sagte er, »bei diesem Schreiben handele es sich um eine Botschaft von den beiden Männern, die vor zwölf Monaten spurlos verschwunden sind. Da ich mich erst seit wenigen Wochen hier in der East Bay aufhalte, bin ich nicht recht mit den Umständen ihres Verschwindens vertraut. Wenn es Ihnen nicht zu viel ausmachen würde…«
    »Aber keineswegs«, antwortete der Naturwissenschaftler. »Johns Reubens war Professor und ein Kollege von mir an der Universität, wo er den Lehrstuhl für Physik innehatte. Raymond Bent war Student. Er finanzierte sein Studium als Hilfskraft von Reubens. Der Professor war so um die Vierzig. In der naturwissenschaftlichen Welt kannte man ihn gut als hervorragenden, allerdings etwas exzentrischen Physiker. Tatsächlich hat er bei Jacques Loeb studiert und sogar mit ihm zusammengearbeitet, bevor der große Philosoph der Mechanik verstarb. Reubens lebte mit seiner verwitweten Schwester in einem großen altmodischen Haus am Panoramic Way zusammen. Dort besaß er auch ein üppig ausgestattetes Laboratorium, in dem er merkwürdige Experimente ausführte – für seine privaten Forschungen.
    Ich will gern zugeben, daß, während wir ihn in gewisser Weise für ein Genie hielten, er für die Mehrheit der anderen Professoren ein Verrückter war, und zwar wegen seiner extravaganten Theorien, die er gewöhnlich verbreitete. Andererseits machte er auch kein Hehl daraus, daß er die meisten von uns für ›Eingetrocknete Laffen‹ halte, ›denen die Gabe fehle, über die eigene Nasenspitze hinauszusehen‹. Das ist alles, was ich Ihnen zu diesem Mann sagen kann, der am 14. Oktober 1926 mit Bent sein Labor betrat – um nie wieder herauszukommen.
    Aber seine Schwester weiß darüber auch etwas zu berichten. Ich habe ein Interview mit ihr aus dem San Francicso Examiner ausgeschnitten und aufbewahrt.«
    Der Mediziner nahm das Stück Papier entgegen und las vor:
    »Gegen sechzehn Uhr erschien Raymond Bent, und ich ließ ihn durch die Hintertür herein. Er unterhielt sich einige Minuten lang mit mir, bevor er ins Laboratorium ging, wo sich auch mein Bruder aufhielt. Dieses befindet sich im zweiten Stock. Auf meinem Weg vom und zum Schlafzimmer hatte ich mehrfach Gelegenheit, am Laboratorium vorbeizukommen. Mein Bruder erzählte mir nie etwas von seinen Experimenten, und es bestand eine Art stillschweigender Übereinkunft, daß ich seinen Arbeitsbereich nie betreten dürfte. Einmal aber stand die Tür zum Laboratorium offen, und ich sah, wie die beiden an einer seltsamen Maschine standen. Mehr weiß ich leider auch nicht zu berichten, außer daß ich gegen sechzehn Uhr dreißig, als ich auf dem Weg nach unten am Laboratorium vorbeikam, einen furchtbaren Knall vernahm. Ich vermutete gleich, daß etwas ganz Außerordentliches vorgefallen sein mußte, denn im Raum darunter war der ganze Stuck von der Decke gefallen. Als mein Bruder auf meine Rufe nicht antwortete, bekam ich es mit der Angst zu tun und betrat das Laboratorium. Ein Chaos herrschte dort: Geräte und Becken waren umgestürzt oder aus der Wand gerissen. Aber von Bent und meinem Bruder war nichts zu sehen.«
    Der Zeitungsartikel berichtete weiter, daß Reubens Schwester auch das Fehlen der seltsamen Maschine aufgefallen war.
    »Einige oberschlaue Reporter spekulierten darüber«, bemerkte der Naturwissenschaftler, »ob der Professor nicht mit einem Spezialflugzeug verschwunden sei, das er selbst konstruiert habe. Aber diese Theorie scheiterte an dem Umstand, daß zwar eine Seite des Laboratoriums aus Glas bestand und diese türhohen Fenster weit offenstanden, aber selbst ein Vogel Mühe gehabt hätte, durch das Eisengitter zu gelangen, das davor angebracht war.«
    »Gab es da nicht auch noch Gerüchte über einen fehlenden Geldbetrag im Zusammenhang mit der Affäre?« fragte der Mediziner. »Mir fällt gerade ein, daß ich doch über diesen Vorfall gelesen habe. Nur…«
    Der bekannte Anwalt nickte. »Unglückseligerweise stimmt das. Kurz vor seinem Verschwinden hatte der Professor zwanzigtausend Dollar vom Aktienpaket seiner Schwester geliehen. Der Betrag

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