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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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Ich sah mich um und stellte fest, daß wir uns auf einer weiten, prärieartigen Ebene befanden. Weit entfernt standen an der einen Seite Bäume, während der Rest der Fläche mit verkrüppelten Büschen und Grasbüscheln bedeckt war. Einen größeren Gegensatz zum Laboratorium konnte ich mir nicht vorstellen. Während ich noch verblüfft vor mich hin starrte und mir die schreckliche Wahrheit noch nicht bewußt geworden war, hüstelte der Professor mißbilligend.
    »Ich fürchte«, sagte er mit einer Stimme, die zwar die seine war, sich aber seltsam verändert anhörte, »ich fürchte, ich habe etwas ganz Entscheidendes übersehen.« Er schüttelte den Kopf. »Wie konnte ich nur so töricht sein, diesen Umstand nicht zu bedenken. Das will mir nicht in den Kopf.«
    »Was haben Sie nicht bedacht?« murmelte ich.
    »Den wirklich elementaren Umstand, daß unsere Körper während der Reise in die Zukunft altern.«
    Seine Worte rissen mich aus meiner Betäubung. So unwahrscheinlich das auch klang, wir befanden uns in der Zukunft. Zumindest aber waren wir an einem Punkt gelandet, der nicht das Laboratorium war. Und nicht zu übersehende Veränderungen waren an meinem Äußeren und dem des Professors vorgegangen.
    »Wir müssen unverzüglich zurückkehren!« rief ich.
    »Natürlich«, antwortete der Professor. »Unverzüglich. Aber wie?«
    Ich sah ihn einfältig an.
    »Wie Ihnen sicher nicht entgangen sein wird«, bemerkte er und hob ein verrostetes, zerbröckelndes Stück Metall vom Boden auf, »reiste die Maschine solange und so weit in die Zukunft, bis sie auseinanderfiel. Mein Junge, wir haben sogar noch Glück gehabt!«
    »Glück gehabt?« wiederholte ich ungläubig.
    »Glück gehabt, ja! Denn wenn die Maschine nicht durch Abnutzungserscheinung auseinandergefallen wäre, wären wir solange mit ihr weitergereist, bis unsere Körper zerfallen wären.«
    »Aber haben nicht Sie mir einmal erklärt, daß nicht der Zeitstrom den Alterungsprozeß hervorrufen würde?«
    »Das habe ich. Aber Sie wissen sicher, daß wir während unserer Zeitreise an die Ränder der Umgebung gestoßen sind. Je schneller wir beispielsweise durch ein Jahrhundert gekommen sind, desto weniger wirkte die Umgebung natürlich in einem bestimmten Zeitraum auf unsere Körper ein. Aber das reichte immer noch aus, um uns nach einer gewissen Spanne altern zu lassen. Zumindest scheint mir das die vernünftigste Erklärung zu sein.«
    »Wie weit sind wir denn gekommen?« fragte ich.
    »Das weiß ich nicht. Alle meine Instrumente sind zerstört. Wie Sie selbst sehen können, ist die Maschine nur noch ein Schrotthaufen.«
    »Können wir denn nicht eine neue bauen?«
    »Womit denn?«
    Ich stöhnte. Die Maschine, die Werkzeuge, die Waffen – alles war verrottet und kaputt. Gott allein wußte, wie viele Jahrhunderte weit in der Zukunft wir hier auf einer menschenleeren Prärie standen, der eine in den mittleren Jahren, der andere als alter Mann. Die vermoderten Kleider fielen uns vom Leib, und wir besaßen nur unsere nackten Hände, um uns vor möglichen Gefahren zu schützen, die irgendwo versteckt in diesem zukünftigen und unbekannten Zeitalter auf uns lauern mochten. Mit Verzweiflung in den Augen stand ich auf und blickte zum Horizont. »Sehen Sie, Professor! Sehen Sie doch!« rief ich und packte ihn an den Schultern. »Sind dort nicht Menschen, die auf uns zugelaufen kommen?«
    Der Professor konzentrierte seinen Blick auf die Richtung, in die mein Finger zeigte. Fast einen Kilometer entfernt erschien eine Gruppe, die wohl gerade einen Hügel erstiegen hatte. Offensichtlich Menschen. Aber selbst auf diese Entfernung ging etwas Befremdliches von ihnen aus. Als sie näherkamen, entdeckten wir, daß ihr Rücken beim Lauf gebückt war, während der Kopf in einem nahezu rechten Winkel vom Körper abstand und die Arme lose vom Leib hingen.
    »Das sind die merkwürdigsten Menschen, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe«, sagte ich voller Furcht. Ich sah mich nach einer Waffe um, damit ich mich im Notfall verteidigen konnte. Ich griff nach dem einzigen, was zur Verfügung stand: eine rostige Eisenstange. Der Professor tat es mir nach. So bewaffnet standen wir da und warteten darauf, daß sie näherkamen; denn nirgends fand sich ein Versteck für uns oder eine Stelle, hinter der wir Schutz suchen konnten. Vielleicht dreihundert Meter von uns entfernt bildete die Gruppe einen Halbkreis. Es mußten so ungefähr fünfundzwanzig oder dreißig sein.
    Sie waren

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