Titan 17
– mit Enttäuschung geschlagen erkannte er, daß es nicht funktionierte. Irgendwo mußte ein Fehler stecken.
Wie er so dasaß, schlief das kleine Mädchen ein. Müde vom Warten, betäubt von der frischen Luft, vielleicht ein bißchen fröstelnd, hatte sie sich an ihren Vater gekuschelt und war eingeschlafen. Wie in einem Traum schnallte sich Robert Smith ab und trug seine schlafende Tochter in ihr Bettchen. Sie entspannte sich und schlief weiter. Dann zog sich Smith aus – er steckte seinen neuen Anzug in den Mottenschutz zurück und hängte ihn auf – und machte sich fürs Zubettgehen fertig. Seine Frau erwachte. Es war wirklich ungewöhnlich von ihr, zu erwachen, und Smith verstand es nicht, bis sie zu ihm sprach.
»Du mußt wissen, Robert, daß sich diese Woche etwas Ungewöhnliches ereignet hat, und ich habe versucht, die Zeit und die richtige Gelegenheit zu finden, um es dir zu erzählen. Du weißt, wie ich für diesen Anzug gespart habe, und wie stolz ich war zu wissen, daß du endlich einen maßgeschneiderten Anzug tragen wirst, anstatt einen von der Stange. Nun, als dieser Anzug kam, untersuchte ich ihn sehr genau, er hatte ein eigenartiges Drahtgeflecht darin, lange Stücke. Ich arbeitete und arbeitete daran, bis ich alles draußen hatte, und trug es zu einem Altwarenhändler, der mir einen Dollar pro Pfund dafür bot, und es wog gerade fünf Pfund. Nun hatte ich fünf Dollar, die ich in Strümpfen für dich angelegt habe. Ich habe dir sechs Paar gekauft, und sie sind garantiert reißfest. Du hast dringend ein paar neue Strümpfe gebraucht. Ich habe versucht, die alten so vorsichtig ich konnte zu stopfen, aber ich kann es nicht mehr mit ansehen, daß du sie trägst, wo du doch den ganzen Tag auf den Beinen bist. Nun, kannst du mir eine Erklärung für den Draht in deinem neuen Anzug geben? Ich haben den Schneider angerufen, und ich glaube, er war selbst überrascht; wenigstens hat er sich so benommen.«
»Das ist wirklich seltsam«, antwortete ihr Gatte. »Aber ich bin froh, daß du mir neue Strümpfe gekauft hast. Hast du mir gestreifte oder bunte mitgebracht?«
»Nichts dergleichen. Ich dachte mir, für deine Litzen- und Schnürsenkelarbeit wäre es besser, schwarze zu tragen. Du siehst, daß ich wach bin. Ich möchte mit dir reden. Ich las heute die Behauptung eines Mannes, daß die Menschen eines Tages durch die Luft fliegen werden! Was meinst du dazu?«
»Ich glaube, daß jeder, der so etwas tun würde, ein fliegender Narr wäre!« antwortete Robert Smith langsam. Dann zwang er sich zum Schlafen, denn am nächsten Tag würde er tüchtig Litzen und Schnürsenkel verkaufen müssen.
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Hannelore Hoffmann
Die Herrenameisen
(THE MASTER ANTS)
FRANCIS FLAGG
»Es ist ein Betrug.«
»Ganz offensichtlich ein Schwindel.«
»Aber trotzdem ist es ihre Handschrift.«
»Oder eine Fälschung.«
»Zumindest eine gutgemachte Fälschung. Schultz ist Handschriftenexperte, wie Sie wissen, und er hält sie für echt.«
»Aber das Ganze ist so unmöglich.«
Die beiden Männer sahen sich hilflos an. Der eine war Doktor der Naturwissenschaften, der andere ein landesweit bekannter Strafverteidiger. Vor einigen Tagen war es zu einem merkwürdigen Vorfall gekommen. Der Anwalt hatte gerade mit seiner Familie in seinem Heim in der Tanglewood Street in Berkeley, Kalifornien, zu Abend gegessen, als ein Gegenstand, den man zunächst für eine Art Höllenmaschine gehalten hatte, mit donnerndem Getöse mitten auf den Tisch gefallen war. Er hatte den Tisch verwüstet, und die herumfliegenden Teile hätten um ein Haar die Speisenden verletzt. Da gerade die kalte und regnerische Jahreszeit herrschte und der Abend kühl und feucht war, hatte man alle Fenster geschlossen. Die nachfolgende Untersuchung ergab jedoch, daß weder eine Fensterscheibe eingeschmissen noch ein Fensterrahmen gewaltsam aufgebrochen worden war, wie es ja der Fall hätte sein müssen, wenn jemand von außen den Gegenstand auf die Familie des Anwalts geschleudert hätte. Abgesehen von einigen Soßenflecken und ein paar Schrammen in der Wand, von den herumfliegenden Teilen des Gegenstands verursacht, wies der Raum keine Beschädigungen auf.
Zu jener Zeit hatte auch nur eine Tür offen gestanden, die zur Küche. Und dort hatte sich die Köchin aufgehalten, eine Frau in den mittleren Jahren, die seit fünf Jahren in den Diensten des Anwalts stand. Anscheinend war der Höllenkasten mitten aus der Luft
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