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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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und kleidete uns in angenehme, weiche Roben. Die ungepflegten Bärte wurden abgeschoren und die Gesichter glattrasiert. Nach all diesen freundlichen Diensten betrachtete ich mich in einem Spiegel und entdeckte die Züge eines etwa Vierzigjährigen, aus denen trotz der Glatze die einstige Jugend noch nicht völlig verschwunden war. Während wir auf weichen Sofas ruhten, reichte man uns Speisen. Zuerst gab es eine dicke Suppe, die aromatisch und kräftigend war. Der folgten Gerichte, die mir unbekannt waren, aber vorzüglich schmeckten. Nach dem Essen wurden wir müde und fielen in einen Schlaf, aus dem wir erst, wie man uns später mitteilte, um acht Uhr am nächsten Morgen erwachten.
Die Burg der Wissenschaft
     
    Man hatte unsere Ruhestätte mit vier Wänden umgeben, nachdem wir eingeschlafen waren. Aber welch ein Wunder offenbarte sich uns in ihnen? Wir lagen auf einer offenen Fläche. Nur etwas Grün befand sich zwischen uns und der großen Plaza auf der einen Seite, während sich auf den drei anderen Wege und Gärten erkennen ließen. Kinder spielten auf der Plaza. Hin und wieder lachten oder schrien sie. Aber ihre Stimmen drangen nur schwach an unser Ohr.
    »Ich glaube nicht, daß wir träumen«, sagte Reubens. Er stand auf und machte ein paar Schritte, stieß aber dann auf ein Hindernis. »Sehr merkwürdig«, sagte er. Die vier Wände schlossen uns auf magische Weise ein. Der Professor stand unmittelbar vor einer.
    »Guten Morgen«, ertönte eine lachende Stimme. »Ich vergaß, daß Ihr Raum verdunkelt werden sollte und stellte den Strahl ein.«
    Die Stimme gehörte dem gutaussehenden, jungen Mann, der uns am Tag zuvor befragt hatte.
    »Den Strahl?« fragte der Professor.
    »Oh, wie dumm von mir!« erklärte der junge Mann. »Wahrscheinlich ist hier alles ziemlich fremd für Sie. Der Strahl macht die Wände transparent, so daß man durch sie hindurchsehen kann.«
    »Aber was ist das denn für ein Strahl?«
    Der junge Mann sah verwirrt drein. »Nun, das kann ich Ihnen aus dem Stegreif auch nicht erklären.« Verlegen kratzte er sich am Kopf. »Ich schätze, das verhält sich so ähnlich wie mit der Elektrizität zu Ihrer Zeit. Millionen schalteten tagtäglich Lichtschalter und ähnliches ein, aber niemand konnte erklären, was genau er denn da nun in Bewegung gesetzt hatte.«
    Wir zogen uns weiße Hosen und weiche Hemden an, die uns recht gut paßten, und folgten dem jungen Mann in den zentralen Speisesaal. Es kam uns merkwürdig vor, durch einen nicht zu verleugnenden Korridor eines großen Gebäudes zu schreiten und dennoch nie sicher zu sein, ob man sich nun drinnen oder draußen befand. Zwei- oder dreihundert Leute nahmen im Zentralraum ihr Frühstück zu sich. Mir fiel auf, daß sich bei ihnen alle Rassen vermischt zu haben schienen. Einige waren darunter, die die Schlitzaugen und die gelbe Haut der Chinesen aufwiesen. Andere hatten unzweifelhaft mehr als nur einen Tropfen Negerblut in den Adern. Aber einträchtig saßen hier Weiß und Farbig in perfekter Gleichberechtigung nebeneinander. In der Burg der Wissenschaft wurden keine Unterschiede zwischen Rassen und Hautfarben gemacht, wie mir später erklärt wurde. Unter den ersten Bewohnern waren zahlreiche Japaner, Neger und Chinesen gewesen und natürlich auch Weiße. Ein gemeinsamer Feind und eine gemeinsame lebensbedrohende Gefahr hatten die unterschiedlichen Nationen zusammengebracht und zusammengeschweißt. »Rassen- oder Hautfarben-Gegensätze hätten sich für unsere kleine Gemeinschaft als fatal erwiesen«, erklärte uns ein Wissenschaftler. »Die Notwendigkeit zeigte sich, daß die Rassen untereinander alle Schranken aufhoben. Mein Großvater war ein Neger. Das Mädchen, das Sie gerettet hat, ist zu einem Gutteil chinesischer Abstammung. Welche Unterschiede auch immer zwischen unseren Leuten in den Anfangstagen bestanden haben mögen, sie wurden durch die Jahrhunderte gemeinsamer Kultur und des Zusammenlebens ausgemerzt.«
    Aber hier greife ich in meinem Bericht vor.
    Das Frühstück bestand aus Früchten, einer Art Pfannkuchen, Rühreiern und Milch. Wir nahmen uns das Gewünschte von einem Selbstbedienungstresen. Nach dem Essen begaben wir uns zur Plaza, wo sich bereits Hunderte von Leuten versammelt hatten. Sie saßen auf dem Gras oder auf hölzernen Bänken. Uns wurden auch Sitzplätze zugewiesen, und zwar auf einer Empore, auf der sich auch ein Rednerpult befand. Der große ältere Herr, der uns am Abend zuvor willkommen geheißen hatte,

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