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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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neun Jahre vor dem ersten Angriff der Ameisen auf Menschen abgereist. 1935 brachten die Zeitungen Berichte über merkwürdige Vorfälle in Südamerika. Eingeborene flohen aus dem Dschungel und berichteten von weißen Ameisen, die alles im Urwald auffraßen – selbst Menschen! In den Vereinigten Staaten schenkte niemand diesen Berichten größere Aufmerksamkeit. Die Welt befand sich zu jener Zeit in einem Stadium politischer Unruhe. Daher richteten Regierung und Bevölkerung der USA ihren Blick lieber auf Europa. Man baute eine gewaltige Luftwaffe und war viel zu sehr beschäftigt, um sich mit unsinnigen Geschichten aus Lateinamerika abzugeben. Ein Jahr später beherrschten Berichte aus Argentinien, Peru und Brasilien die Schlagzeilen. Kleine Städte im Innern des Landes waren verwüstet worden. Es war schon seit jeher bekannt gewesen, daß Termiten alles zerstörten, was achtlos auf den Feldern oder im Dschungel liegengelassen worden war. Aber jetzt fraßen diese Tiere auch Ziegel und Stein. Gebäude stürzten zusammen, die man nur einmal mit der Hand berührt hatte. Menschen erwachten und wollten ihren Gefährten wecken, der auf ein Antippen zu Staub zerfiel. Die Wochenendausgaben brachten sensationelle Berichte mit reißerischen Photos, um ihre Leser zu unterhalten. Doch dann verschwanden diese Schlagzeilen wieder aus den Zeitungen, und die Berichte gerieten in Vergessenheit, als Polen Litauen den Krieg erklärte und Rußland intervenierte. Frankreich und Italien führten fünf blutige Jahre Krieg gegeneinander. In den USA standen fette Jahre an, zumindest nannte man sie damals so. Munitionsfabriken boten Tausenden gutbezahlte Arbeit und erwirtschafteten Millionen Dollars für einige hundert Millionäre. Jedermann hatte Arbeit, war beschäftigt und hatte daher keine Zeit, über irgendwelche verrückten Berichte aus irgendwelchen noch verrückteren Bananenrepubliken nachzudenken. Nur einige wenige Wissenschaftler aus dem Smithsonian und anderen Instituten begaben sich nach Südamerika, um dort Nachforschungen anzustellen. Sie schickten lange Berichte in die Heimat, die jedoch nur von einigen wenigen gebildeten Leuten als Vorwarnung erkannt, von allen anderen aber schlichtweg ignoriert wurden. Ihre Berichte – Quellen jener Tage – sind in unserer Bibliothek aufbewahrt.«
    »Aber die Herrenameisen«, wollte der Professor wissen, »wo kamen die dann her? Und wie haben sie die USA überrannt?«
    Soltano hob abwehrend eine Hand. »Darauf komme ich noch zu sprechen. Die Herrenameisen wurden zum erstenmal sechs Jahre nach den Verwüstungsangriffen der Termiten entdeckt. Woher sie kamen, weiß niemand genau. In den Termitenbauten, in kleinen Gängen und Kammern tief unter der Erde fand etwas Ungeheuerliches statt, etwas Unheilschwangeres, das der Menschheit ein Desaster bescheren sollte. Offensichtlich veränderten sich die Termiten schon seit Tausenden von Jahren. Sie entwickelten sich und nahmen, nur Gott weiß wie, Wissen auf. Das ist jetzt natürlich reine Spekulation, aber Sie wissen sicher über die Bienen Bescheid, die ihren Larven unterschiedliches Futter verabreichen und so nach eigenem Gutdünken Königinnen, Drohnen oder Arbeitsbienen produzieren. Nun, die Termiten hatten entdeckt, wie man solches Futter herstellen konnte – und fütterten damit ihre Larven. Daraus erwuchsen dann die Herrenameisen. Niemand hatte zuvor solche Insekten gesehen. Aber eines Tages schwärmten sie zu Hunderttausenden aus den Dschungeln, und wohin sie auch kamen, brachen die Menschen zusammen, stürzten auf Felder und Straßen. Wir wissen heute, daß die Termiten sie bissen und ihnen dabei ein heimtückisches Gift verabreichten, was zur Nervenlähmung führte. Aber damals war lediglich bekannt, daß von drei gebissenen Menschen zwei aufgefressen wurden, während der dritte als intelligenzloses, tierisches Wesen weiterlebte, um zur Kreatur der Herrenameisen zu werden. Vergeblich schickten die Staaten Lateinamerikas ihre Truppen gegen die Termiten in die Schlacht. Die Gewehre zerbröckelten den Soldaten in den Händen. Armeen schlugen irgendwo auf freiem Feld ein Lager auf, und am nächsten Morgen stand nur jeder dritte Soldat wieder auf – stand auf und trug eine Herrenameise auf den Schultern und wandte sich von nun an gegen seine eigenen Landsleute. Panik breitete sich aus. Die Menschen ergriffen die Flucht, flohen an die Küsten und wagten sich in den unmöglichsten Gefährten aufs Meer hinaus – und ertranken zu Tausenden. Als

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