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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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die Herrenameisen die zerbröckelnden Ruinen von Rio de Janeiro überfluteten, konnte die Welt nicht mehr umhin zu bemerken, daß sich in Südamerika etwas Schreckliches tat. Als nach fünfzehn Jahren ganz Südamerika unter der Kontrolle der Herrenameisen war und neue Berichte davon kündeten, daß sie in die Kanalzone von Panama einfielen, bekamen es auch die Leute in den USA mit der Angst zu tun. Trotzdem schien es immer noch unwahrscheinlich, daß dieser mächtige nördliche Staat von solch unbedeutenden Wesen wie Ameisen angegriffen und überrannt werden könnte.
    Die Zeitungen brachten Berichte von Regierungsexperten, die darauf hinwiesen, wie absurd es sei, sich eine solche Vorstellung auszumalen. Südamerika sei deshalb zusammengebrochen, so erklärten die Experten, weil der Kontinent einerseits weitestenteils von wildem, undurchdringlichen Urwald bedeckt sei, und man dort andererseits nicht über die nötigen chemischen Waffen und Gifte verfügt hätte. Ausgeklügelte Pläne wurden der Öffentlichkeit vorgestellt, die zeigten, wie die Südstaaten der USA vor einer Invasion durch ein System von Leitungen und Düsen geschützt würden. Sie zeigten auch, daß gewaltige Luftgeschwader bereitstanden, tonnenweise Chemikalien und Explosivstoffe hinabregnen zu lassen. Nur die Wissenschaftler, die die Taktiken und Methoden der Ameisen studiert hatten, wußten, wie nutzlos diese Vorbereitungen waren. Aber sie und ihre Einwände wurden von kleinkarierten Politikern und anderen Einfaltspinseln, die die Geschicke des Landes lenkten, ignoriert.«
    Soltano hielt inne. Ich starrte ihn mit großen Augen an.
    »Und dann kamen die Ameisen«, hauchte der Professor.
    »Ja, dann kamen die Ameisen. Millionen von ihnen wurden durch Explosivstoffe, Gase und giftige Chemikalien getötet, aber ihre Anzahl schien so unbegrenzt zu sein wie die Körner an einem Sandstrand. Im Zeitraum eines einzigen Jahres hatten sie alle Leitungen aufgefressen und die Düsen zerstört. Aber Sie müssen schon die Berichte aus der damaligen Zeit lesen, um sich ein genaueres Bild zu machen. Darin werden Sie auch erfahren, wie die Truppen der Vereinigten Staaten gegen die Invasoren anmarschierten, nur um das gleiche Schicksal zu erleiden wie die Armeen Südamerikas und Mexikos. Die Wissenschaftler hatten vorgeschlagen, die Soldaten sollten in Spezialmetallanzügen dem Feind begegnen, die aus einer besonderen Legierung aus drei Metallen angefertigt waren. Experimentreihen hatten gezeigt, daß dies das einzige Material war, dem die Termiten nichts anhaben konnten. Kanonen, Leitungen, ja alles, was in Frage kam, sollte mit einem Überzug dieser Legierung geschützt werden. Aber ihre Worte verhallten ungehört. Solcherart abgewiesen konnten einige der Wissenschaftler Kapitalgeber finden und sich auf diesen kleinen Berg hier zurückziehen. Sie versammelten an dieser Stelle Arbeiter und Maschinen und begannen mit dem Bau der Burg, in der Sie sich nun befinden. Sie war zuerst als Beobachtungsposten vorgesehen – als Außenposten, um die Verhaltensweise der Insekten zu beobachten und zu studieren. Aber im Laufe der Jahre, als immer deutlicher wurde, daß dieses Land zum Untergang verurteilt war, entschloß man sich, diesen Ort zur neuen Heimstatt und Burg auszubauen. Der Beginn dieser Arbeiten fand im Jahr 1955 statt, aber fertig wurde die Burg erst im Jahr 2000. Aus irgendeinem Grund kamen die Ameisen, um es einmal kurz auszudrücken, nur langsam bei der Eroberung von Nordamerika voran. Möglicherweise spielte das kühlere Klima eine Rolle dabei. Sie überfielen nämlich zunächst den Süden von Texas und die anderen südlich gelegenen Bundesstaaten, bevor sie sich immer weiter nach Norden wagten. Als sie dann zum Großangriff antraten, trieben sie die von Panik ergriffenen Menschen vor sich her. Die Wissenschaftler aber – diejenigen, die immer noch lebten –, zogen auf die Burg und wurden dabei von den Arbeitern und ihren Familien begleitet. Wir, die wir heute vor Ihnen stehen, sind die Nachfahren dieser Menschen.«
    »Aber was wurde denn aus all den anderen Menschen!« rief der Professor. »Was ist mit ihnen geschehen?«
    »Sie wurden verrückt vor Angst«, antwortete Soltano. »Fünfzig Jahre lang wurden die USA das Land von in Panik geratenen Horden.
    Dieser Prozeß spielte sich im Lauf der Jahre ab: Zuerst brach die Wirtschaft des Landes zusammen. Weiße und schwarze Bürger flohen aus den Südstaaten und vergrößerten die Panik in den Städten des

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