Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
an, aber da saßen wir beide im wildwachsenden Gras und aßen Fladen, während knisternde Ameisen rings um uns herum ihren Geschäften nachgingen.
    Keiner von uns hatte seit dem vergangenen Tag etwas gegessen – oder waren seitdem viele Jahrhunderte vergangen? Wir beide kamen uns reichlich ausgehungert vor. Und nur der Hunger ließ mich essen und dabei die wunden Stellen und Risse im Mund verschmerzen. Plötzlich sprach mich der Professor merkwürdig leise an.
    »Teurer junger Freund, ich möchte ungern falsche Hoffnungen wecken, aber wenn Sie sich einmal dieses Ding dort in der Luft ansehen, dann sagen Sie mir doch bitte, wofür Sie es halten.«
    Recht apathisch blickte ich nach oben. Was ich dort zu Gesicht bekam, brachte mich mit einem wilden Schrei wieder auf die Beine. In einer Höhe von gut zwanzig Metern flog ein metallisch schimmerndes Gefährt durch die Luft.
    »Ein Flugschiff«, rief ich wie rasend. »Ein Flugschiff!«
    2450 n. Chr.
    Es war wirklich ein Flugschiff, daran konnte kein Zweifel bestehen. Und wo es Fluggeräte gab, mußte es auch Menschen geben.
    »Dann leben also immer noch zivilisierte Menschen auf der Erde«, frohlockte er lautstark. »Rasch, mein Junge, rufen Sie! Schreien Sie! Versuchen Sie, die Aufmerksamkeit des Piloten auf sich zu lenken!«
    Er brauchte mich nicht anzutreiben. Schmerz, Erschöpfung und Verzweiflung waren vergessen, als ich wie verrückt nach oben winkte. »Hilfe!« rief ich und hüpfte auf und ab. »Hilfe!«
    Das fremdartige Flugschiff hielt mitten in der Luft mit einem Ruck an. Bewegungslos hing es einen Augenblick am Himmel und sank dann zwölf Meter oder mehr nach unten. Das Gesicht eines Mädchens war in dem Gefährt zu erkennen. Ihr hübsches Gesicht trug einen erstaunten Ausdruck.
    »Um Gottes willen, helfen Sie uns!« schrie ich wieder. »Sonst kommen die Ameisen…«
    Ich konnte nicht weitersprechen. Die Furcht schnürte mir die Kehle zu, denn die Ameisen waren auf den Vorfall aufmerksam geworden. Tausende von ihnen tauchten plötzlich auf und bedeckten buchstäblich die Wälle. Auch sie sahen das Flugschiff, daran konnte es keinen Zweifel geben. Eine halbe Million Fühler streckten sich bedrohlich zum Himmel, und das ärgerliche Knistern drohte mir die Ohren zu sprengen. Die Fliegerin rief etwas, was ich nicht verstehen konnte, und winkte mit der Hand. Als einige Ameisen die Wälle hinunter auf uns zu krabbelten, senkte sich das Flugschiff noch ein Stück. Die Sache stand auf Messers Schneide. Wir sprangen in die Luft, bekamen irgend etwas an der Seite des Fluggeräts zu fassen, als das merkwürdige Gefährt leicht wie eine Feder über die Erde streifte, und hielten uns daran verzweifelt fest, während das Flugschiff wieder nach oben stieg. Ich spürte die saugenden Klauen eines Insekts an einem Bein. Aus Leibeskräften, aber umsonst, schüttelte ich das Bein, um mich von der Ameise zu befreien. Plötzlich löste sich ein Strahl aus einer Art Kegel in der Hand des Mädchens und traf das Insekt. Ein ätzender Brandgeruch stieg mir in die Nase, kurz flammte ein Lichtschein auf, und dann ließ der Zug an meinem Bein nach. Erleichtert schluchzte ich, als ich über die Bordwand in das Innere des Flugschiffes stürzte und auf den Boden fiel. »Endlich in Sicherheit, mein Junge, endlich!« frohlockte Reubens, der vor mir hereingekommen war. Dann wandte er sich dem Mädchen zu, das uns mit großen Augen erstaunt ansah, und fragte: »In welchem Jahr befinden wir uns?«
    »2450«, antwortete sie in perfektem Englisch.
    »Nach Christus?«
    »Ja.«
    »Hm«, murmelte der Professor, während er in Gedanken rasch nachrechnete. »Fünfhundertfünfundzwanzig Jahre in der Zukunft.«
    Ich war viel zu beschäftigt damit, mich an diese plötzliche Wendung unseres Schicksals zu gewöhnen, um näher auf den Professor eingehen zu können. Unter uns auf der Erde breiteten sich wie auf einem karierten Teppich Erdwälle, Hügel und Bäume aus. Die Landschaft zog mit rasanter Geschwindigkeit vorbei. Ich fragte mich, wie und wodurch das Flugschiff angetrieben wurde. Nirgends ließ sich ein Propeller erkennen. Und es besaß weder Tragflächen noch Höhen- oder Seitenruder. Auch sonst wies es nichts von dem Aussehen auf, wie ich mir ein Flugzeug vorstellte. Das Mädchen stand vor einem viereckigen Kästchen und bediente hin und wieder einmal einen kleinen Hebel. Meiner Schätzung nach war sie ein- oder zweiundzwanzig, hatte rotgoldenes Haar, schräge Mandelaugen und elfenbeinfarbene Haut mit

Weitere Kostenlose Bücher