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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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fangen sie an zu verlieren. Bei voller Energie schlagen die mich immer.«
    Jetzt sah der Beamte Suzdal eigenartig an. Der Blick war nicht gerade boshaft, aber sein Ausdruck wurde unangenehm und deutete Intimität an. »Wie steht es mit anderen Begleitern?« fragte er mit einem seltsamen Klang in der Stimme.
    »Ich habe Bücher«, sagte Suzdal, »ein paar tausend. Nach Erdzeit bin ich ja nur ein paar Jahre weg.«
    »Subjektiv könnten es ein paar tausend Jahre sein«, sagte der Beamte, »obwohl die Zeit natürlich wieder zurückläuft, wenn Sie sich der Erde nähern. Und ich meinte nicht Bücher«, wiederholte er, und wieder hatte seine Stimme jenen seltsamen Klang.
    Suzdal schüttelte ein wenig beunruhigt den Kopf und fuhr sich durch das sandfarbene Haar. Seine blauen Augen blickten offen und ehrlich, als er dem Beamten in die Augen sah. »Was meinen Sie denn, wenn nicht Bücher? Navigatoren? Die habe ich, von den Schildkrötenmenschen ganz zu schweigen. Die sind als Gesellschaft nicht übel, wenn man nur langsam genug zu ihnen spricht und ihnen genügend Zeit für die Antwort läßt. Vergessen Sie nicht, ich war schon einmal draußen…«
    Jetzt spie der Beamte sein Angebot förmlich aus. »Tanzmädchen, FRAUEN. Konkubinen. Wollen Sie keine? Wir könnten sogar Ihre eigene Frau für Sie würfeln und ihren Geist für Sie einem Würfel aufprägen. Auf die Weise könnte sie in jeder Woche, die Sie wach sind, bei Ihnen sein.«
    Suzdal sah ihn an, als wollte er angeekelt auf den Boden spucken. »Alice? Sie meinen… Sie wollen, daß ich mit einem Gespenst von ihr herumreise? Was würde denn die echte Alice empfinden, wenn ich zurückkomme? Sagen Sie mir bloß nicht, Sie wollen meine Frau in ein Mäusegehirn stecken. Damit bieten Sie mir ein Delirium an. Ich muß dort draußen meinen Verstand behalten, wenn der Raum und die Zeit in großen Wellen um mich kreisen. Ich werde ohnehin schon verrückt genug sein. Vergessen Sie nicht, ich war schon einmal draußen. Zu einer echten Alice zurückzukehren, wird einer meiner größten Realitätsfaktoren sein. Es wird mir helfen, wieder nach Hause zu kommen.« An diesem Punkt klang auch in Suzdals Stimme etwas von der Intimität des anderen mit, als er hinzufügte: »Sagen Sie mir bloß nicht, daß eine Menge Kreuzerkommandanten darum bitten, mit imaginären Frauen herumzufliegen. Nach meiner Ansicht wäre das ziemlich eklig. Tun das viele?«
    »Wir sind hier, um dafür zu sorgen, daß Ihr Schiff richtig beladen wird, nicht um darüber zu diskutieren, was andere Offiziere tun oder nicht tun. Manchmal sind wir der Ansicht, daß es ganz gut ist, wenn der Kommandant weibliche Begleitung hat, selbst wenn sie nur imaginär ist. Wenn Sie jemals zwischen den Sternen etwas finden würden, was weibliche Gestalt annähme, so könnten Sie dafür mächtig verletzlich sein.«
    »Frauen zwischen den Sternen? Unsinn!« sagte Suzdal.
    »Es sind schon seltsamere Dinge geschehen«, sagte der Beamte.
    »Aber nicht das«, meinte Suzdal. »Schmerz, Verworrenheit, Verrücktheit, Panik, die Sucht nach etwas Eßbarem – ja all das kann ich vor mir sehen. All das wird es geben. Aber Frauen? Nein. Da gibt es keine. Ich liebe meine Frau. Ich werde mir nicht aus meiner eigenen Fantasie Frauen erschaffen. Schließlich werden die Schildkrötenleute an Bord sein und ihre Jungen mitbringen. Das ist für mich genug Familienleben, an dem ich teilnehmen kann. Ich kann sogar Weihnachtsfeiern für die Jungen veranstalten.«
    »Was sind das denn für Feiern?« fragte der Beamte.
    »Einfach ein komisches, kleines, uraltes Ritual, das ich einmal von einem Außenpiloten aufgeschnappt habe. Man gibt den jungen Dingern Geschenke, einmal pro Subjektivjahr.«
    »Das klingt nett«, sagte der Beamte, und seine Stimme klang jetzt müde und endgültig. »Sie lehnen es also ab, eine Würfelfrau an Bord zu nehmen? Sie würden sie ja nicht zu aktivieren brauchen, wenn Sie sie nicht wirklich… oh… brauchten.«
    »Sie sind selbst noch nicht geflogen, oder?« fragte Suzdal.
    Jetzt wurde der Beamte rot. »Nein«, sagte er ausdruckslos.
    »Ich werde über alles nachdenken, was in diesem Schiff ist. Ich halte mich für einen fröhlichen Mann und für sehr freundlich. Lassen Sie mich einfach mit meinen Schildkrötenleuten klarkommen. Die sind nicht sehr lebhaft, aber sehr vernünftig und ruhig. Reichliche zweitausend Jahre lokalsubjektiv ist eine Menge Zeit. Ersparen Sie mir zusätzliche Entscheidungen. Es ist schon genug Arbeit, das

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