Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
den Argwohn des Piloten, daß seine Leidenschaft vielleicht nie wieder aufflammen würde.
    An diesem kritischen Punkt, der zeitlich so perfekt abgestimmt war, daß man fast gewisse Schlüsse über die Motive des Computers daraus ziehen konnte, verkündete der Begleiter, daß es wünschenswert wäre, eine Planetenlandung durchzuführen, um die Chemikalienvorräte des Schiffes aufzufrischen. Ein Stern wurde in einer Entfernung von nur wenigen Flugstunden ausfindig gemacht, der einen Planeten vom E-Typ besaß, auf dem es das geeignete Material geben würde, aus dem das Schiff auf synthetischem Wege das herstellen konnte, was es benötigte. Nach den Aufzeichnungen im Speicher war der Planet von einer menschenähnlichen Rasse in ziemlich primitivem Entwicklungsstadium bewohnt. Da Randy die strengen Vorschriften der Föderation bezüglich interzivilisatorischer Kontakte kannte, beabsichtigte er, auf einer der vielen unbewohnten Inseln zu landen, die sich über die im wesentlichen von Meer bedeckte nördliche Halbinsel verteilten.
    Schließlich wählte der Computer eine üppige, kegelförmige Insel aus, die nach den Infrarotdetektoren keinerlei tierisches Leben beherbergte, das zu irgendwelchen größeren Problemen führen mochte, und das Schiff setzte elegant auf. Die Begleiter genossen immer diese Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu präsentieren, und man kannte durchaus Landungen, bei denen die Computer mit Flaggen und Feuerwerk und der Planetenhymne aufgewartet und damit jede Hoffnung auf einen friedlichen Kontakt mit den einheimischen Lebensformen zunichte gemacht hatten. Aber diesmal schoben sich die Schiffsschleusen nur flüsternd auf, und Randy trat ungeheuer erleichtert ins Freie.
    Er befand sich auf einer freien Grasfläche, nahe bei der saphirblau funkelnden See, die ein feiner, weißer Sandstrand säumte. Da und dort waren im Gras interessante schotenförmige Pflanzen mit wunderschön samtigen grünen Blättern zu sehen, ein paar Bäume trugen Früchte, die nach Aussagen des Begleiters für die menschliche Konstitution akzeptabel waren, und Randy machte sich begeistert über sie her. Sie fühlten sich herrlich weich an, und Fruchtfleisch und Saft offenbarten einen geradezu berauschenden Geschmack. Als er schließlich nicht mehr essen konnte, rannte er ins Wasser und wusch sich neun Monate der Plus-Licht-Reise aus dem Sinn. Er wälzte sich in der Sonne, lachte und schrie, sprang über seinen Schatten und tat die meisten verrückten Dinge, die man erwarten konnte, bis er sich nach einer Weile wieder beruhigte und sich dem einzigen Problem gegenübersah, das die Düfte und Brisen der Insel nicht lösen konnten.
    Ein Teil des Problems lag darin, daß das Schiff ihn nicht brauchte. Seine glitzernde Bodenschlange, die der Computer lenkte, tastete die Oberfläche des Planeten nach geeigneten Mineraladern ab, während die Laborabteilung des Begleiters in selbstzufriedener Aktivität summte. Proben wurden untersucht, Erze geschmolzen, Reagenzien gemischt und Zentrifugen kreisten; im Hintergrund ertönte Dixielandmusik wie als Begleitung einer ewig gemurmelten Litanei von Gleichungen, eine Geräuschkulisse, an die sich der Pilot resignierend gewöhnt hatte, weil sie ihm verkündete, daß der Computer tief in Gedanken versunken war. Er versuchte, das Gefühl der Machtlosigkeit, das jetzt zurückzukehren drohte, mit einem Achselzucken abzutun, und machte sich daran, die Insel zu erforschen. Es würde gut tun, sich auf natürliche Weise müde zu machen, anstatt eine der Übelkeit erregenden Schlafpillen zu akzeptieren, wie sie ihm der Computer zu verabreichen pflegte, und die, gleichgültig welche Form und welche Farbe sie auch hatten, ihm immer Alpträume erschütternder Dekadenz vermittelten.
    Es war eine reine Freude, sich den Strand zu betrachten, die klaren Farben und die harmonischen Kurven. Eine goldfarbene Sonne hing am Himmel, als würde der Nachmittag ewig dauern. Und die Luft roch nach einem Parfüm, das in ihm unerwartete Erinnerungen von Erfüllung wachrief. Verträumt dem Geruch nachgehend, schlenderte Randy durch eine Baumgruppe, die ihn außer Sichtweite des Schiffes brachte, und blieb plötzlich in ihrem Schatten stehen, während gleichzeitig alle Überlegungen hinsichtlich der auf Störung fremdzivilisatorischer Entwicklungen ausgesetzten Strafen aus seinem Gedächtnis entschwanden. Auf der grünen Grasfläche, die vor ihm lag, schimmerte die Wirklichkeit, als würden die Lichtwellen selbst in der Hitze

Weitere Kostenlose Bücher