Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
fertig, was die ihm anhängen. Er…«
    »Zwangsweise Pensionierung in seinem Alter ist eine der wichtigsten Vorschriften der Patrouille! Und jetzt sei still – sonst verspäten wir uns!«
    Als wir den Paradeplatz erreichten, kam uns Colonel Croslake entgegen. Er salutierte und schüttelte mir die Hand.
    »Gratuliere, Tommy!« sagte er lächelnd. »Ich habe gerade gehört, daß du wieder eine von den kranken Banden dingfest gemacht hast!«
    »Tommy! Das hast du mir ja gar nicht gesagt!« sagte Wenda.
    »Ich hab’ sie auf Uriel geschnappt. Es ging ganz schnell; wir hatten Glück. Eine kleine Schießerei, aber eigentlich keine Schwierigkeiten.«
    Der Colonel schlug mir auf die Schulter. »Mach nur so weiter, dann bist du bald im Generalstab!«
    Da muß ich mich aber beeilen, dachte ich. So wie die Dinge stehen, muß ich mich wirklich beeilen! »Mhm. Wir sollten wohl besser unsere Plätze einnehmen. Da sind schon die Fanfaren!«
    Wir nahmen die Plätze ein, während die Fanfaren tönten. Auf der anderen Seite des Paradeplatzes nahm eine Reihe rosagesichtiger Kadetten nach der anderen Haltung an und stand stocksteif und stumm da. In der Stille konnten wir das ferne Brausen aus den Raketenschuppen hören und dann den Marschtritt der Truppen, die am unteren Ende des Platzes aufzogen. Dann erschien die Fahnengarde, gefolgt von der Kapelle, die den unvermeidlichen ›Patrouillenalarm‹ spielte, und hinter ihnen unsere obersten Bonzen, zackig und adrett in ihren neuen blauen Paradeuniformen.
    Als letztes kam der Chef selbst, und neben ihm ging Halligan, sein Nachfolger. Irgendwie wirkte er bereits älter, anders, obwohl er immer noch aufrecht wie ein Ladestock marschierte, jeder Zoll ein Soldat. Er nahm seinen Platz ein; die Kapelle stimmte ›Die Fahne‹ an, und dann sah der Chef zu, wie seine Truppen das letztemal an ihm vorüberzogen. Es waren alles ausgewählte Männer aus seinen alten Feldzügen, die hierher gekommen waren, um dabei zu sein, wie der Commander der Raumpatrouille seinen Abschied nahm. Ich schäme mich gar nicht, zuzugeben, daß ich am liebsten geheult hätte.
    Nachdem die letzten Männer vorübergezogen waren, herrschte einen Augenblick lang Stille, und dann hielt der Chef eine kleine Ansprache. Ich erinnere mich nicht daran, was er gesagt hatte, aber es war jedenfalls großartig. Die Art, wie er es sagte, machte es großartig. Anschließend schnallte er seinen zeremoniellen Gürtel ab und legte ihn Commander Halligan um die Hüften, während die Kapelle ›Die Ehre der Patrouille‹ anstimmte, und wir alle sangen mit, während uns Tränen über die Wangen strömten. Dann schrien wir Hurra, bis wir heiser waren, während er jedem einzelnen Angehörigen seines Stabs die Hand schüttelte. Während wir noch jubelten, sah ich plötzlich meinen älteren Bruder Bill in der kleineren Gruppe älterer Leute am Rand des Paradeplatzes stehen.
    Unser neuer Kommandant, Commander Halligan, hielt ebenfalls eine Rede, aber verglichen mit der, die wir gerade gehört hatten, wirkte sie enttäuschend. Dann nahmen wir wieder Haltung an, und die Ehrenparade war vorbei. Ich hätte gerne Gelegenheit gehabt, persönlich etwas zu ihm zu sagen, aber ich wußte, daß ich in der Menge nie an ihn herankommen würde. So machte ich mich, nachdem Halligan »Wegtreten!« gebrüllt hatte, auf den Weg, um Bill zu suchen. Ich ging Wenda aus dem Weg und wand mich durch die vielen Kadetten und Soldaten zu der Stelle durch, wo mein Bruder wartete. Er grinste auf mich herunter. »Hallo, Captain!« In Zivil sah er wie ein Fremder aus. Wir unterhielten uns ein oder zwei Minuten über die Familie – ich hatte mich in der letzten Zeit viel zu wenig um sie gekümmert –, dann führte ich ihn von der Menge weg zu den Raketenschuppen hinunter. Langsam wurde es etwas ruhiger; und die Sonne war am Untergehen.
    »Wie steht’s denn in der… äh… Philosophenschule?« fragte ich, um höflich zu sein.
    »Interessant – manchmal sogar aufregend.«
    »Das kann ich mir denken!«
    »Nein, ehrlich, Tommy. Neulich sind wir auf eine Wechselbeziehung zwischen Musik und gesellschaftlichem Verhalten gestoßen, die… nun, ich werde es dir einmal erklären. Es ist etwas ganz Neues und hochinteressant und bietet eine Menge Möglichkeiten. Übrigens, ich höre, daß wir jetzt euren Chef bekommen sollen, wo er doch in Ruhestand ist.«
    »In eurer Schule? Du spinnst, Bill!«
    »Der hat einen scharfen Verstand. Wir können ihn gebrauchen.«
    Ich blieb stehen.

Weitere Kostenlose Bücher