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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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lehnte sich zurück und sah ihn an. »Vielleicht wäre es ganz nett, mit Ihnen auf der urtümlichen Erde zu leben.«
    Er sagte nichts; sie wußte ebensogut wie er, daß die Erde ebensoweit fortgeschritten war wie ihre eigene Welt. Sie hatte etwas anderes im Sinn.
    »Aber ich glaube nicht, daß ich das tun werde. Wir könnten Kinder bekommen.«
    »Wäre das falsch?« fragte er. »Ich bin ebenso intelligent wie Sie. Wir würden keine untermenschlichen Ungeheuer bekommen.«
    »Es wäre ein Schritt nach oben – für Sie.« Er ahnte die Spannung unter ihrer gespielten Ruhe. Diese Spannung war immer schon dagewesen, seit er sie kannte, aber jetzt lag sie näher an der Oberfläche. »Habe ich das Recht, die Ungeborenen zu verurteilen? Sollte ich sie tiefer anfangen lassen, als ich selbst stehe?«
    Der Konflikt war nicht neu und beschränkte sich auch nicht auf sie. In der einen oder anderen Form beherrschte er die persönlichen Beziehungen zwischen Rassen, die gegen die Nichtmenschen vereint waren, unter sich aber sorgfältig auf klare Grenzen achteten.
    »Ich habe Sie nicht aufgefordert, mich zu heiraten«, sagte er mit fast brutaler Deutlichkeit.
    »Weil Sie Angst haben, ich könnte ablehnen.«
    Das traf zu; niemand forderte einen Angehörigen einer höheren Rasse auf, eine dauerhafte Verbindung einzugehen.
    »Warum haben Sie sich denn überhaupt mit mir eingelassen?« wollte Halden wissen.
    »Liebe«, sagte sie betrübt. »Physische Anziehung. Aber ich darf nicht zulassen, daß ich davon in die Irre geleitet werde.«
    »Warum machen Sie sich dann nicht an Kelburn heran? Wenn Sie es so wissenschaftlich betrachten, dann würde er Ihnen Kinder des höheren Typs einbringen.«
    »Kelburn.« So wie sie das aussprach, klang es nicht wie ein Name. »Ich mag ihn nicht, und er würde mich nicht heiraten.«
    »Das würde er nicht, aber wenn Sie genügend unterwürfig wären, würde er Ihnen Kinder machen. Die Chance, daß Sie empfangen, beträgt fünfzig Prozent.«
    Sie bog herausfordernd den Rücken. Nicht einmal die Frauen von Kelburns Rasse hatten einen Körper wie den ihren, und das wußte sie auch.
    »Rassisch sollte eine Chance bestehen«, sagte sie. »Tatsächlich würde ein Verkehr zwischen Kelburn und mir unfruchtbar bleiben.«
    »Sind Sie da sicher?« fragte er, obwohl er wußte, daß ihm der Versuch, die Frage gleichgültig klingen zu lassen, gründlich mißlang.
    »Wie kann irgend jemand auf theoretischer Grundlage sicher sein?« fragte sie, und ein schiefes Lächeln ließ ihre Augen schmäler erscheinen. »Ich weiß, daß es so ist.«
    Sein Gesicht fühlte sich an, als hätte man ihm eine Narkose verpaßt. »Mußten Sie mir das sagen?«
    Sie stand auf und ging auf ihn zu. Sie schmiegte sich an ihn, und seine Reaktion war ein schierer Reflex. Seine Hand zuckte vor, und er spürte das Fleisch, als seine Knöchel es trafen.
    Sie fiel zurück und hielt sich benommen die Hand ans Gesicht. Als sie sie wegnahm, schoß Blut heraus. Sie tastete sich auf den Spiegel zu und stellte sich davor. Dann wischte sie sich das Blut weg und musterte sich sorgfältig.
    »Sie haben mir die Nase gebrochen«, sagte sie ruhig. »Ich werde die Blutung und den Schmerz stoppen müssen.«
    Sie schob sich die Nase zurecht und wackelte damit, um sich zu vergewissern, daß alles stimmte. Dann schloß sie die Augen und stand stumm und reglos da. Nach einer Weile trat sie einen Schritt zurück und musterte sich kritisch. »Jetzt sitzt sie wieder richtig und ist teilweise verheilt. Ich werde mich heute nacht konzentrieren, dann ist sie bis morgen geheilt.«
    Sie suchte im Medizinschränkchen herum und klebte sich einen unsichtbaren Pflasterstreifen über die Nasenwurzel. Dann kam sie zu ihm herüber.
    »Ich habe mich gefragt, was Sie tun würden. Sie haben mich nicht enttäuscht.«
    Er sah sie elend und mit gefurchter Stirn an. Ihr Gesicht war fast ausdruckslos, und der Verband, unsichtbar oder nicht, trug keineswegs dazu bei, sie schöner erscheinen zu lassen. Wie kam es nur, daß er sich immer noch von ihr angezogen fühlte?
    »Versuchen Sie es mit Emmer«, empfahl er müde. »Er wird Sie unwiderstehlich finden. Und er ist sogar noch wilder als ich.«
    »So, ist er das?« Sie lächelte rätselhaft. »Vielleicht im biologischen Sinne. Aber zu sehr. Sie sind gerade richtig.«
    Er setzte sich auf das Bett. Es gab wieder nur eine Möglichkeit, genau zu wissen, was Emmer tun würde – und sie wußte es. Sie hatte keine Vorstellung von Liebe, abgesehen

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