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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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der Kleine versuchte zu fliehen. In wenigen Sprüngen hatte der Große den Kleinen eingeholt und ihn gnadenlos angefallen.
    Er biß auch dann noch zu, als der Kleine schon reglos dalag. Dann zog er sich endlich zurück und wartete, beobachtete sein Opfer, ob es sich noch bewegte. Aber da war keine Bewegung mehr. Erst jetzt wandte der Sieger sich der Pflanze zu. Als er alle in Reichweite befindlichen Blätter abgenagt hatte, kletterte er in das Astwerk hinaus.
    Der Kleine zuckte, bewegte ein Bein, begann sich dann vorsichtig wegzuschleppen. Er rollte über den Rand, machte aber überraschenderweise kein Geräusch, als er herunterfiel. Er schien wieder aufzuleben, schüttelte sich und huschte davon, aber immer noch im Sichtbereich der Kamera.
    An der Wand war eine kleine Plattform zu erkennen. Das kleine Lebewesen kletterte hinauf und fand dort etwas, das es zu interessieren schien. Es schnüffelte herum, betastete seine Entdeckung. Plötzlich schienen seine Wunden vergessen, als es sich den Gegenstand schnappte und an den Schauplatz seiner jüngsten Niederlage zurückhuschte.
    Diesmal hatte es keine Schwierigkeiten hinaufzukommen. Er machte einen Satz, landete oben und machte dabei ziemlichen Lärm. Das große Lebewesen hörte das und wandte sich um. Jetzt sah es den Kleinen und kletterte hastig herunter, machte einen Satz. Quietschend erreichte es den Boden und griff an.
    Der Kleine stand bis zum letzten Augenblick reglos da, dann zuckte eine seiner Pfoten vor – und eine drei Zentimeter lange Messerklinge bohrte sich in die Kehle des Angreifers. Das größere Tier schrie, ein roter Blutstrom schoß aus der Wunde. Das Messer blitzte immer wieder auf, bis das große Lebewesen zusammenbrach und aufhörte sich zu bewegen.
    Das kleinere Geschöpf entfernte das Messer und wischte es am Pelz seines Feindes ab. Dann huschte es zu der Plattform zurück, auf der es das Messer gefunden hatte – und legte es hin.
    Auf ein Zeichen von Halden flammten die Lichter auf, und der Bildschirm wurde zu hell, als daß man noch etwas darauf hätte erkennen können.
    »Wir müssen hinein und sie holen«, sagte Halden. »Das Ungeziefer darf nicht herausfinden, daß die Körper nicht aus Fleisch bestehen.«
    »Realistisch genug war das«, sagte Meredith, als die Maschinen abgeschaltet wurden und die Männer hinausgingen. »Glauben Sie, es funktioniert?«
    »Möglich wäre es. Wir hatten Zuschauer.«
    »Ja, wirklich? Habe ich nicht bemerkt.« Meredith lehnte sich zurück. »Waren die Puppen genau wie das Ungeziefer? Und wenn nicht, wird man die Biester täuschen können?«
    »Die elektronischen Puppen waren eine gute Imitation, aber die Lebewesen brauchen sie gar nicht als ihrer Gattung angehörig zu identifizieren. Wenn sie schlau genug sind, werden sie den Wert eines Messers erkennen, gleichgültig, wer es benutzt.«
    »Und wenn sie schlauer sind? Angenommen, sie wissen, daß ein Messer nicht von einem Geschöpf gebraucht werden kann, das keine richtigen Hände hat?«
    »Das ist ein Teil unserer Vorsichtsmaßnahmen. Das werden die nie wissen, so lange sie es nicht versucht haben – und sie werden nicht aus der Falle herauskommen und auf die Weise keine Chance für einen Versuch haben.«
    »Sehr gut. Daran hatte ich nicht gedacht«, sagte Meredith und kam näher. »Mir gefällt es, wie Ihr primitiver Verstand arbeitet. Manchmal überlege ich wirklich, ob ich Sie heiraten sollte.«
    »Primitiv«, sagte er, abwechselnd gefroren und wieder aufgetaut, obwohl er wußte, daß er, gemessen an ihr, alles andere als fortgeschritten war.
    »Das ist beinahe ein Fluch, nicht wahr?« Sie lachte, und dann nahm sie den Fluch von ihm, indem sie sich provozierend an ihn lehnte. »Aber barbarische Liebhaber sind oft hinreißend.«
    Jetzt fängt das wieder an, dachte er resignierend und legte den Arm um sie. Für sie bin ich bloß ein leidenschaftlicher Wilder.
    Sie gingen in seine Kabine.
    Sie setzte sich und lächelte. War sie hübsch? Vielleicht. Für ihre eigene Rasse war sie nicht groß, nur nach terranischen Begriffen. Ihre Beine waren unproportional lang und wohlgeformt, und ihr Gesicht war ein wenig ausdruckslos, abgesehen von einer dünnen, geraden, kurzen Nase. Ihre Augen waren es, die den ganzen Unterschied machten, entschied er. Ein oder zwei Stufen höher auf der Skala der visuellen Entwicklung angesiedelt, waren ihre Augen größer, und so kam es, daß sie am violetten Ende des Spektrums noch eine zusätzliche Farbe wahrnehmen konnte.
    Sie

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