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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Wie Clowdis hatte auch Barbour die Peitsche der Wißbegierde in den Weltraum getrieben; in seinem Fall nicht, um irgendeine rastlose Sucht nach Abenteuern zu befriedigen, sondern um seine Untersuchungen bezüglich der Denkweise und der Wesensart fremder Rassen weiterzubringen, so wie er sie früher in seiner eigenen Gesellschaft getrieben hatte. Die Tatsache, daß die ganze Galaxis von Intelligenz erfüllt war, nicht nur seine eigene inselartige Sphäre, hatte seine Phantasie von jenem ersten Flug zum Sirius an beflügelt, und daß jene Intelligenz so unterschiedlichen Wegen folgen und doch am Ende stets zum gleichen Schluß gelangen sollte, war für ihn gleichzeitig herausfordernd und verwirrend. Jede Kultur, die sie bis jetzt berührt hatten, war älter und weiser und um ein vielfaches mächtiger als die der Erde, so überlegen, daß seine Handvoll Leute im Schiff an eine Kanuladung Wilder erinnerte, die mit großen Augen in die Hafenanlagen einer großen Weltstadt hineinpaddelten.
    Und doch waren diese Aliens auf eine Art und Weise anders, die er bis jetzt immer noch nicht ganz fassen konnte.
    Diese Galaktischen reisten weit, um ihren Handelsinteressen nachzugehen, machten Sprünge einer Größe, wie sie für das Bewußtsein eines Erdenmenschen unvorstellbar waren. Sie lebten in Komfort und Frieden, ohne Sorge und ohne Krieg, und jede einzelne Gesellschaft stellte eine neue Variation des Paradieses dar, die nur dazu beitrug, die Homogenität des Ganzen zu betonen.
    In diesem Augenblick drängte sich Barbour die Natur jener Einheit förmlich auf, und er fluchte, daß er das nicht schon früher erkannt hatte.
    Hier draußen gab es keinen wirklichen Fortschritt – hatte ihn ganz offensichtlich auch seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben. Jede Kultur war präzise ausgewogen, um den Bedürfnissen ihrer ganz speziellen Sitten und Gebräuche zu genügen, und doch hatte er bis jetzt noch keine einzige Philosophie dieser Aliens entdeckt, die nicht auf Fatalismus und Resignation basierte.
    Die Galaxis war statisch. Und was machte sie dazu?
    Die T'sai.
    Diese Erkenntnis wirkte auf Barbour tief deprimierend. Soviele vielversprechende Anfänge, am Ende aufgefangen und von einer Superrasse in Mittelmäßigkeit kanalisiert, so viel hochfliegender Ehrgeiz, der von diesem überlegenen Willen zerdrückt worden war.
    Und die Erde?
    Die Erde, dachte Barbour, war der jüngste Zögling in diesem kosmischen Kindergarten, der ungebildetste Tölpel, der in seiner ungehobelten Ignoranz hereingetrampelt kam und die Augen aufriß, als die hellen Lichter der Zivilisation ihn zu blenden begannen. Man würde sie lenken und benoten und sie dann in eine ganz bestimmte Nische der T'sai-Wirtschaft schieben, wenn man zu dem Schluß kam, daß sie die Mühe wert war.
    Ganz plötzlich war für Barbour die Wahrheit hinter jener universellen Resignation, die er überall gesehen hatte, eiskalt und klar. Weshalb sich abmühen, weshalb für ein Ideal schuften und schwitzen, wenn doch jede Mühe von Anfang an zu Mißerfolg verurteilt ist?
    Wieder die Erde.
    Die Menschen, die sich immer wieder über vernünftige Chancen hinwegsetzten und keine Toleranz gegenüber Gegnern hatten, waren noch nie ein gelehriges Volk gewesen. Wenn die T'sai sie an der Hand nahmen, konnte es sein, daß sie sich gewaltsam dieser Führung widersetzten. Und…
    Barbour wußte wie jeder guter Psychologe, wann die Zeit gekommen war, einen Gedanken fallen zu lassen und sein Bewußtsein gegenüber unangenehmen Schlüssen zu verschließen.
    Clowdis wartete mit Shassil und den anderen am Konferenztisch. Vesari befingerte eine Zigarette, die er nicht wollte, Buehl war ein wenig betrunken und wirkte noch schweigsamer und mürrischer als gewöhnlich, während Barbour mit umwölkten Augen dasaß – als Wilcox hereingeeilt kam, um seinen Platz einzunehmen.
    »Tut mir leid, daß ich mich verspäte«, sagte Wilcox. Seine Stimmeverriet etwas Verstimmung, eine unbewußte Überraschung darüber, daß man ihn auserwählt hatte, gemeinsam mit den Mächtigen des Schiffes zu beraten. »Man hat mich auserwählt, um die Kolonisten zu vertreten, Sir. Ich werde mir Mühe geben.«
    Clowdis akzeptierte seine Anwesenheit ohne Kommentar und wich seinem Blick aus, weil die Unterwürfigkeit des Mannes für einen Raumfahrer fast abstoßend wirkte. Wilcox war ein kleiner, bleicher Mann mit unauffälligem Haar und besorgt wirkenden Augen, ein ehemaliger Hydroponikingenieur, der sein Arbeitsrecht in Greater

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