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Titan 3

Titan 3

Titel: Titan 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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der einzige, der das Ding anfaßt«, sagte Cliff.
    Er hatte recht, aber das machte die Sache nicht leichter. Ich stand auf und wischte mir die Stirn. Dann hielt ich ihm den Schraubenzieher hin. »Willst du mal versuchen?«
    Er versuchte es und kam nicht weiter als ich. »Das ist komisch.«
    »Was ist komisch?«
    »Gerade hatte ich eine Schraube lockergekriegt. Sie bewegte sich ungefähr eine halbe Drehung, dann rutschte der Schraubenzieher ab.«
    »Was soll daran komisch sein?«
    Cliff trat zurück und legte den Schraubenzieher mit zwei Fingern auf die Werkbank. »Das Komische daran ist, daß ich sah, wie die Schraube sich wieder hineindrehte.«
    Mary Ann wurde wieder ungeduldig. »Warum denkt ihr wissenschaftlichen Genies nicht an einen Schweißbrenner, wenn ihr so besorgt seid?«
    Nun, unter normalen Umständen hätte ich nicht im Traum daran gedacht, Junior mit einem Schweißbrenner zu bearbeiten, genausowenig wie mich selbst. Aber ich dachte etwas, und Cliff dachte etwas, und wir dachten beide das gleiche. Junior wollte sich nicht aufmachen lassen.
    »Was meinst du, Bill?« fragte Cliff.
    »Ich weiß nicht, Cliff«, meinte ich unschlüssig.
    »Nun mach schon, du Dummkopf«, fuhr Mary Ann dazwischen. »Wir verpassen die Vorstellung.«
    So nahm ich denn den Schweißbrenner und justierte das Ventil am Sauerstoffzylinder. Mir war zumute, als sei ich im Begriff, einen Freund zu erdolchen.
    Aber Mary Ann verhinderte die Exekution mit der Bemerkung: »Also, wie dumm können Männer eigentlich sein? Diese Schrauben sind locker. Ihr müßt den Schraubenzieher in der falschen Richtung gedreht haben.«
    Es kann kaum passieren, daß man einen Schraubenzieher in der falschen Richtung dreht, aber ich wollte Mary Ann nicht gern widersprechen und sagte nur: »Mary Ann, du solltest nicht so nahe an Junior herangehen. Warum wartest du nicht bei der Tür?«
    Aber sie sagte bloß: »Da, sieh mal!« Und schon hatte sie eine Schraube in der Hand, und in der Vorderseite der Verkleidung war ein leeres Loch. Sie hatte die Schraube mit der Hand herausgedreht.
    »Ich werd’ verrückt!« keuchte Cliff.
    Alle Schrauben drehten sich. Sie taten es von selbst, wie kleine Würmer, die aus ihren Löchern krochen, drehten sich herum und herum, bis sie herausfielen. Ich sammelte sie auf, und dann war nur noch eine übrig. Sie blieb noch eine Weile im Gewinde hängen und hielt die Frontverkleidung, bis ich die Hände ausstreckte. Dann fiel auch die letzte Schraube heraus, und die Frontplatte kippte mir entgegen. Ich fing sie auf und stellte sie auf die Seite.
    »Das hat er absichtlich gemacht«, sagte Cliff. »Er hörte uns vom Schweißbrenner reden und gab auf.« Sein sonst so frisches Gesicht war weiß.
    Ich fühlte mich selbst nicht ganz wohl in meiner Haut. »Was versucht er zu verbergen?« sagte ich.
    »Keine Ahnung.«
    Wir kauerten vor den offenliegenden Innereien nieder, und eine Zeitlang starrten wir nur hinein. Mary Anns Schuh begann wieder auf den Boden zu klopfen. Ich blickte auf die Armbanduhr und mußte zugeben, daß uns nicht mehr viel Zeit blieb. Genau genommen blieb uns überhaupt keine Zeit mehr.
    Und dann sagte ich: »Er hat eine Membrane.«
    »Wo?« fragte Cliff und beugte sich näher.
    Ich zeigte ihm die Stelle. »Und einen Lautsprecher.«
    »Du hast diese Sachen nicht eingebaut?«
    »Natürlich habe ich sie nicht eingebaut. Ich sollte wohl wissen, was ich eingebaut habe. Hätte ich es getan, würde ich mich daran erinnern.«
    »Wie ist das Zeug dann da hineingekommen?«
    Wir kauerten vor der Maschine und schüttelten die Köpfe. »Vielleicht hat er sie selbst gemacht«, sagte ich. »Vielleicht wachsen ihm diese Dinge, wenn er sich dafür programmiert. Sieh dir das an.«
    Ich zeigte wieder ins Innere des Kastens. Dort waren an zwei Stellen zusammengerollte Schlingen wie von einem dünnen Gartenschlauch zu sehen, bloß waren sie aus Metall. Sie lagen in engen Spiralen, so daß sie flach waren und wenig Raum einnahmen. Am Ende jeder Drahtrolle teilte sich das Metall in fünf oder sechs dünne Stränge, die gleichfalls in kleinen Spiralen endeten.
    »Die hast du auch nicht eingebaut?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich sehe sie zum erstenmal.«
    »Wozu dienen sie?«
    Er wußte, wozu sie dienten, und ich wußte es auch. Etwas mußte zugreifen und Materialien heranholen, aus denen Junior Teile für sich selbst machen konnte; etwas mußte den Telefonhörer abnehmen können. Ich nahm die Frontplatte und untersuchte sie genauer.

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