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Titan 3

Titan 3

Titel: Titan 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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verstehe. Sie haben mit AAAAAAAAA begonnen und wollen sich bis zu ZZZZZZZZZ durcharbeiten.«
    »Genau. Obwohl wir, wie gesagt, ein eigenes Alphabet verwenden. Es ist wohl kein Problem, den elektromatischen Ausdrucker darauf umzustellen. Ein interessanteres Problem wird es sein, eine Programmschaltung zu erfinden, die unsinnige Kombinationen eliminiert. Zum Beispiel soll kein Buchstabe mehr als dreimal hintereinander vorkommen.«
    »Dreimal? Sie wollten sicher ›zweimal‹ sagen.«
    »Dreimal stimmt – ich fürchte, es würde zu weit führen, wenn ich Ihnen erklärte, warum; selbst wenn Sie unsere Sprache beherrschten.«
    »Ja, natürlich«, meinte Wagner schnell. »Bitte, fahren Sie fort.«
    »Glücklicherweise wird es recht einfach sein, Ihren automatischen Sequenzrechner für diese Aufgabe anzupassen, da man ihn bloß entsprechend zu programmieren braucht, damit er die Buchstabenpermutationen der Reihe nach ausdruckt. Er wird in rund hundert Tagen vollbringen können, wozu wir fünfzehntausend Jahre gebraucht hätten.«
    Dr. Wagner hörte kaum mehr den gedämpften Verkehrslärm aus den Straßen Manhattans weit unter seinem Büro. Er befand sich in einer anderen Welt, in einer Welt hochaufragender Gebirge, zwischen denen die größten Wolkenkratzer armselig gewirkt hätten. Hoch droben in ihren entlegenen Bergfesten hatten diese Mönche geduldig, Generation um Generation, an ihrer Liste sinnloser Wörter gearbeitet. Wie närrisch Menschen doch sein konnten. Nun, er durfte sich derartige Gedanken jedenfalls nicht anmerken lassen. Der Kunde hatte immer recht…
    »Gar keine Frage«, antwortete er, »daß wir den Mark V so modifizieren können, daß er solche Listen ausdruckt. Was mir mehr Sorgen macht, ist das Problem der Aufstellung, die technische Überwachung. Nach Tibet hinzukommen, ist auch heute noch nicht so einfach.«
    »Das können wir arrangieren. Die Teile sind klein genug für den Lufttransport – das ist einer der Gründe, warum wir uns für Ihren Rechner entschieden haben. Wenn Sie alles nach Indien bringen können, werden wir für den weiteren Transport sorgen.«
    »Und Sie möchten zwei unserer Techniker anheuern?«
    »Ja, für die drei Monate, die das Projekt wahrscheinlich dauern wird.«
    »Ich bin sicher, daß die Personalabteilung das bewerkstelligen kann.« Dr. Wagner machte sich eine Notiz auf seinen Vormerkblock. »Da gibt es allerdings noch zwei andere Punkte, die…«
    Bevor er den Satz beenden konnte, hatte der Lama eine kleine Karte hervorgeholt.
    »Dies ist mein verbürgtes Kreditguthaben bei der Asiatischen Bank.«
    »Danke sehr. Das ist wohl… äh… ich würde sagen, ausreichend. Der zweite Punkt ist so trivial, daß ich zögere, Sie damit zu behelligen – aber es ist erstaunlich, wie oft man die banalsten Dinge übersieht. Welche Stromquelle haben Sie zur Verfügung?«
    »Einen Dieselgenerator, der 50 Kilowatt bei einer Spannung von 110 Volt liefert. Er wurde vor rund fünf Jahren installiert und arbeitet recht zuverlässig. Er hat das Leben in unserem Bergkloster erheblich bequemer gemacht, aber wir haben ihn natürlich vor allem zum Betrieb unserer Gebetsmühlen angeschafft.«
    »Natürlich«, seufzte Dr. Wagner. »Daran hätte ich denken müssen.«
     
    Der Ausblick von der Terrassenbrüstung war schwindelerregend, aber mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Nach drei Monaten beeindruckte George Hanley weder der gut siebenhundert Meter tiefe Abgrund jenseits der Brüstung noch der ferne Flickenteppich der Felder im Tal unten. Auf die von Wind und Wetter geglätteten Steine gestützt starrte er verdrossen zu den fernen Bergen hinüber, deren Namen herauszufinden er nie der Mühe wert gefunden hatte.
    Diese Sache hier, dachte George, war wohl das Verrückteste, das ihm je passiert war. ›Projekt Shangri-La‹ hatte es ein belesener Spaßvogel zu Hause in der technischen Abteilung getauft. Seit Wochen spuckte der Mark V nun schon mit Unsinn bedruckte Papierseiten aus, hektarweise. Geduldig und unermüdlich ordnete der Computer die Buchstaben in immer neuen Kombinationen an, schöpfte sämtliche Möglichkeiten einer Permutationsklasse aus und ging dann zur nächsten über. Was der Drucker an Endlospapier ausspie, zerschnitten die Mönche sorgfältig und klebten die Streifen in mächtige Folianten. Noch eine Woche, und sie würden fertig damit sein. Welche verwickelten Überlegungen die Mönche eigentlich zu der Überzeugung gebracht hatten, daß es nicht nötig war, zu Wörtern

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