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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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zurück und überhörte Stephensons Entgegnungen, wie sie auch lauten oder nicht lauten mochten. Er beschäftigte sich mit präzisen Überlegungen und gewann über die Lage Klarheit. Die Spot-Dialog war paralysiert. Die Easyphrase vermochte ihre Signale nach Wunsch zu überlagern. Die Wirkung auf den Kunden war traumatischer Natur. Von der gleichen Gefahr bedroht, mußte die Easyphrase ihn zum Nachgeben überreden, um eine Kooperation zu ermöglichen. Hatte die Easyphrase auch schon an einige andere der Möglichkeiten gedacht, welche die Allwissenheit bot? Wahrscheinlich. Wilke war ein scharfsinniger Mann – nicht wirklich intelligent, aber scharfsinnig. Daher war in bestimmtem Maße damit zu rechnen, daß die Easyphrase ihre Dienste der Regierung angeboten hatte. Wilke würde das unausweichliche Unheil nicht voraussehen. Er sah nur den Profit.
    Henry Walters hatte den Weg ins Unheil schon längst erkannt und ihn gemieden. Erst arbeitet man für die Regierung. Dann umgekehrt. Schließlich ist man selbst die Regierung. Die Herrschaft breitet sich über die ganze Erde aus. Sie gewährt absolute Macht über alles und jeden in den eigenen Händen und den Händen der Nachfolger. Und dann, zwei oder drei Generationen später, nachdem man Profit herausgeschlagen hat, so gut es gerade ging, stellt man fest, daß die menschliche Rasse sich bereitwillig daran gewöhnt hat, des Denkens enthoben zu werden, und aller Initiative entbehrt. Das Ergebnis? Man verbringt seine Zeit mit verzweifelten Bemühungen, um die Interdependenz der Zivilisation zu erhalten – die nur durch die wechselseitige Einwirkung kluger Individuen mit eigenständigen Motivationen erfolgreich zu behaupten ist. Endergebnis? Man behält unverändert seine absolute Macht und den gigantischen Profit – aber man zählt diesen Profit in Feuersteinpfeilspitzen. Und nach einer Weile bekommt man nicht einmal mehr die Teile zur Instandhaltung der Maschinen, welche man zum eigenen Unterhalt benötigt.
    Doch Wilke würde das nicht verstehen. Er konnte nicht einmal ansatzweise begreifen, daß der schwierigste Aspekt des Walters-Systems die Entscheidung war, wo man es nicht anwenden durfte.
    Beiläufig bemerkte Henry Walters, daß Stephenson unterdessen vom Widerspruch übers Betteln den Schritt zu Drohungen getan hatte. Er schüttelte Stephensons Hände von seinen Schultern und setzte seine Zusammenfassung fort.
    Aus diesen Überlegungen ergab sich, daß er Wilkes Angebot annehmen mußte. Die Easyphrase würde die Spot-Dialog und Henry Walters absorbieren wie Tuberkelbazillen Bakteriophagen absorbieren.
    Henry Walters lächelte, als das Taxi vorm Haus der Spot-Dialog hielt. »Wir sind angekommen, Steve«, sagte er sanftmütig. »Du kannst mit deinem Gerede aufhören.« Sein Lächeln vertiefte sich. »Ich frage mich bloß, was dich zu der Annahme verleitet, Wilke könne jemals an unsere Einigkeit glauben?«
    Das war am Dienstag. Am Donnerstag betrat Henry Walters zur üblichen Zeit sein Büro, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und wollte soeben Stephenson hereinrufen, als Stephenson schon an die Tür klopfte. Seine Miene war gefaßt, sein ganzes Auftreten schroff. Henry Walters hob seine Brauen. »Guten Morgen, Steve. Gerade wollte ich dich zu mir bitten.«
    Stephenson nickte mit barscher Knappheit. »Das dachte ich mir. Ich habe auf deine Ankunft gewartet.«
    »Und?«
    »Henry, was werden wir tun? Hast du dich entschieden?«
    Henry Walters nickte. »Aber aus leicht verständlichen Gründen kann ich dir meinen Beschluß nicht anvertrauen.«
    Stephenson nickte ebenfalls. »Das sehe ich ein. Hör zu – ich habe mir auch meine Gedanken gemacht. Und ich habe einen Plan, über den wir sprechen können. Vielleicht ist es der gleiche wie deiner – ich weiß es nicht. Aber ich möchte ihn dir auf jeden Fall unterbreiten.«
    Henry Walters lächelte schwach, nickte jedoch. »Nur zu.«
    »Also gut. Wir kämpfen. Wir zahlen ihnen alles zurück, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wir bringen sie ins Wanken, und zugleich suchen wir die Zusammenarbeit mit der Regierung. Damit verwickeln wir uns in Untersuchungen und Gesetzeskram von hier bis Hubbelrath, aber am Ende sind wir die Sieger. Möglicherweise lassen sich dabei ein paar dicke Verträge mit der Regierung abschließen. Wie findest du das?«
    Henry Walters lächelte. Es war ein unbeteiligtes Lächeln. Sollte Stephenson noch für den Rest des Vormittags, wenn es ihm gefiel, in seinem Wunschtraum schwelgen.
    Stephenson grinste.

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