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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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war errichtet worden, als Wesley doppelt so viele Einwohner gezählt hatte wie heute, aber die Not, welche über das Land gekommen war, hatte die Bewohner der kleinen Stadt in das abgenutzte alte Gebäude getrieben, daß es beinahe bis auf den letzten Platz gefüllt war. Amos Strong schlug die Bibel auf und zwang seine Gedanken fort von dem Verlust, der ihn selbst betroffen hatte, und zu der Arbeit, die sein Leben war.
    »Der heutige Text ist der Genesis entnommen«, sagte er ihnen. »Kapitel siebzehn, siebter Vers; und Kapitel sechsundzwanzig, vierter Vers. Das Versprechen, das Gott dem Abraham und seinem Sohn Isaak machte.« Er las aus der aufgeschlagenen Bibel, wandte die Seiten unfehlbar beim ersten Versuch.
    »Und zwischen Mir und dir errichte Ich den Bund und zwischen deinem Stamm nach dir, ja einen ewigen Bund für alle die Geschlechter, daß Ich dir Schutzgott sei und deinem Stamm nach dir.
    Dann mehre Ich deinen Stamm wie des Himmels Sterne und gebe deinem Stamm all diese Lande. In deinem Stamm sollen sich der Erde Völker alle segnen.«
    Er kannte die meisten seiner Predigttexte auswendig und rechnete nicht länger damit, daß Inspiration ihn leite, wie er es einst getan hatte. Er versuchte Zuversicht und Hoffnung in das sanfte Auf und Ab seiner Stimme einfließen zu lassen, als er die tröstliche Antwort auf die beiden Zitate gab. Gott hatte der Menschheit die Erde als immerwährendes Leben gegeben. Warum also sich ängstigen oder den Glauben verlieren, weil fremde Wesen aus der Leere zwischen den Sternen herabgeschwärmt waren, um den Glauben der Menschen auf die Probe zu stellen? Wie in den Tagen der ägyptischen Knechtschaft oder der babylonischen Gefangenschaft würde es immer Anfechtungen und Mord geben, würden die Kleinmütigen schwankend werden, doch der Ausgang war klar vorgezeichnet. Gott selbst hatte es so bestimmt.
    In seiner früheren Pfarrei Clyde hatte er über denselben Text gepredigt, als die Regierung mit dem Aufbau der Mondbasis begonnen hatte. Damals hatte er es getan, um die Zweifel jener zu zerstreuen, die meinten, daß der Mensch im Weltraum nichts zu suchen habe. Etwa zur gleichen Zeit hatte Richard sich als Freiwilliger für den Dienst im Mondstützpunkt gemeldet und seine Weigerung, dem Vater als Theologe nachzufolgen, mit Amos’ eigenen Worten begründet. Danach hatte er den Jungen nicht mehr gesehen.
    Er hatte den Text noch ein anderes Mal gebraucht, vor mehr als vierzig Jahren, aber der Grund dafür war seinem Gedächtnis entfallen. Daß er sich überhaupt an jene Predigt erinnerte, hatte mit der Bestürzung im bärtigen Gesicht seines Vaters zu tun, als er ein falsches Zitat gebraucht hatte. Der alte Mann hatte eigens eine Reise unternommen, um seinen Sohn als frischgebackenen Prediger zu hören.
    Er war ein ehrgeiziger junger Pfarrer gewesen, der sich als ein Medium göttlicher Inspiration verstanden hatte, und den die ungezählten Störungen und Beeinträchtigungen seiner geistlichen Kraft durch Ehe und Vaterschaft in bittere Unzufriedenheit gestürzt hatten. Schließlich aber hatte er sich damit abgefunden, daß Gott nicht die Absicht hatte, ihn zu einem seherischen Eremiten zu machen, und so hatte er sich klaglos der Arbeit zugewandt, die er tun konnte. Nun war er wieder in der Gemeinde, wo er einst angefangen hatte; und wenn er die Herzen seiner Schäflein auch nicht länger entflammen konnte, so konnte er ihnen zumindest helfen, die Schrecken der fremden Invasion zu ertragen.
    Wieder kreischte und brüllte es über die Dächer dahin, daß er eine Pause machen mußte. Sechs Monate zuvor waren die Fremden auf dem Mond gelandet und hatten die Niederlassung dort angegriffen. Kaum einen Monat später hatten sie Vorstöße gegen die Erde selbst unternommen. Und nun, während die Nationen der Welt ihre Streitigkeiten zu überwinden suchten und sich bemühten, den fremden Eindringlingen geeint entgegenzutreten, begannen jene mit der Eroberung der Erde, errichteten überall Brückenköpfe und drangen in alle Richtungen vor.
    Amos sah die Gemeindemitglieder unwillkürlich aufblicken, als der Lärm über sie hintobte, bedrückt, zornig und ängstlich, und er hob die Stimme, den verhallenden Donner zu übertönen, und fuhr in seiner Predigt fort.
    Als er geendet hatte, blieb er wie in Gedanken versunken mit gesenktem Kopf und niedergeschlagenem Blick auf der Kanzel stehen, bis Gehüstel und Füßescharren anzeigten, daß die Gemeinde ungeduldig wurde. Schließlich richtete er sich

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