Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
schwierig. Amos grunzte, zuckte die Achseln und ließ es dabei bewenden. Aber seine Gedanken arbeiteten weiter.
    Warum hatte Gott sich von ihnen nachspionieren lassen, wenn er allmächtig und allwissend war? Oder hatte Er keine Macht mehr über ein Volk, das Er verstoßen hatte? Machte es für Gott überhaupt einen Unterschied, was die Menschen taten oder ließen, nachdem Er sie verdammt hatte? War die Gegenwart, die sie gesehen hatten, der ganze Gott gewesen, oder nur eine Manifestation von Ihm?
    Seine Beine bewegten sich hölzern voran; er war gefühllos vor Erschöpfung und allmählich vor Hunger, während sein altes Gehirn mit dem einen zentralen Problem rang: Wo lag jetzt seine Pflicht? Mit Gott oder gegen Ihn?
    In einem erst vor kurzem verlassenen Haus fanden sie Lebensmittel und bereiteten sich eine Mahlzeit, während sie in einem kleinen Batterieempfänger, der von den Bewohnern zurückgelassen worden war, die Nachrichten hörten. Es war eine hoffnungslose Aufzählung neuer Landungen der Invasoren und weiterer Rückzüge der Verteidiger, doch ließ der Ton die Verzweiflung vermissen, die eigentlich angesichts einer solchen Situation zu erwarten war. Der Grund dafür wurde ihnen am Schluß der Nachrichtensendung klar, als der Sprecher eine gerade eingegangene Sondermeldung verlas.
    »Soeben erreicht uns folgende Meldung aus Denver. Dem Jagdbomberpiloten eines Selbstmordkommandos gelang es unter Aufopferung seines Lebens, die feindliche Nachschubbasis für den mittleren Westen mit einer Atombombe zu vernichten. Sämtliche dort abgestellten Raumfahrzeuge und Kriegsmaschinen wurden zerstört. Es scheint inzwischen klar zu sein, daß das Versagen aller bisher von unserer Seite eingesetzten Nuklearwaffen auf Störungen in den durch Funksignale oder Leitradar betätigten Zündungssystemen zurückzuführen war. Inzwischen wurde damit begonnen, die vorhandenen Nuklearwaffen auf mechanische Aufschlagzünder umzurüsten, um jede Möglichkeit von Fremdeinwirkung auszuschalten. Gefangene Invasoren beider Rassen werden gegenwärtig in Denver verhört, doch erschwert der schon in Portland beobachtete religiöse Fanatismus die Verständigung.«
    Der Sprecher meldete neuerliche Landungen der Eindringlinge, während der Doktor und Amos einander verblüfft ansahen. Die Bedeutung dieser Meldung war zu groß, um sie sofort zu ermessen.
    Amos suchte einen Zusammenhang zwischen dem Erfolg menschlicher Kamikazeaktionen, den durch ›Fremdeinwirkung‹ entschärften Zündsystemen und der Reaktion Gottes auf seine mystische Hingabe früherer Jahre. War es nicht denkbar, daß es etwas am Menschen gab…
    »Sie sind also nicht unbesiegbar!« sagte der Doktor.
    Amos seufzte. »Vielleicht nicht. Wir wissen, daß Gott in Clyde war. Jetzt frage ich mich, ob Er an all den anderen Orten war, um die Atombomben durch Seine Wunder unschädlich zu machen?«
    Sie stapften querfeldein durch die Nacht, und der unebene, weiche Boden und die Dunkelheit machten jeden Schritt doppelt mühsam. Amos grübelte weiter, versuchte die neue Information für die Entscheidung auszuwerten, zu der er kommen mußte. Wenn Menschen diese Gegner überwältigen konnten, und wenn auch nur vorübergehend…
    Es brachte ihn einer Antwort nicht näher.
    Bei Tagesanbruch waren sie in waldigem Gelände. Der Doktor erkletterte einen Baum, von dem aus er die Umgebung überblicken konnte. Jenseits des Waldes war in ihrer Marschrichtung ein Haus zu sehen, doch um es zu erreichen, mußten sie mehrere hundert Meter durch deckungsfreies Feld zurücklegen. Sie berieten und setzten ihre Wanderung fort.
    Kaum hatten sie den Wald verlassen, als ein Tiefflieger mit schrillem Heulen von der Seite her über sie hinwegraste, um gleich darauf eine Schleife zu ziehen. Der Doktor wandte sich hastig um. »Zu spät! Er hat was gesehen. Wir müssen uns verteilen, Amos. Ich renne weiter, du läufst zurück zum Waldrand. Schnell!«
    Er drehte Amos um und versetzte ihm einen heftigen Stoß, dann begann er über das freie Feld zu laufen, so schnell er konnte. Seine kurzen, dicken Beine trugen ihn stampfend auf das Haus zu, aber er schaffte es nicht mehr.
    Durch das wilde Kreischen der zurückkehrenden Maschine kam das Gehämmer von Maschinenwaffen, und rings um den Doktor eruptierte der Acker in lehmbraunen Erdfontänen. Der Arzt taumelte und fiel, blieb zuckend liegen, während der Donner der Triebwerke allmählich verhallte. Der Doktor hatte ein Ziel abgegeben, und der Pilot begnügte sich mit dem

Weitere Kostenlose Bücher