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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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ja.«
    Wilson war ein einziger Kloß aus Elend und Mitleid. Aber er hatte ebenso viele Abschüsse wie Morgan gemacht. Auch sein eigener Schmerz konnte ihn nicht davon abhalten, unbarmherzig zu sein, wenn er es nur schaffen würde, einen Psychiater zu bekommen. Morgan verstand ihn nur zu gut.
    »Du hast mich in der Hand«, sagte Morgan.
    Er ging einen Schritt nach voran. Dann griff er an. Wilson machte einen Schritt zur Seite. Morgan schwang herum und rammte seine plumpe Faust in Wilsons Bauchmuskulatur. Wilson grunzte und schlug ihm ins Gesicht. Morgan war rasend vor Wut, aber Wilson hatte eine große Reichweite und machte einen durchtrainierten Eindruck.
    Er schaffte es nicht, an Wilson heranzukommen. Er sah nur noch einen Hagel schwerer Fäuste und ein unendlich trauriges Gesicht.
    Als er wieder zu sich kam, war Wilson fort.
    Ihm war übel. Ekel stieg in ihm hoch. Du kannst ihn nicht umbringen, dachte er. Wenn du ihn umbringst, stecken sie dich ins Gefängnis. Denke an Teresas weiches Fleisch, denke daran, wie du Laura erniedrigst. Laß es an ihnen aus.
    Er erhob sich auf die Knie und richtete sich mühselig auf, bis er aufrecht stand. Er öffnete die Tür. Wilson saß allein in der Bude.
    »Das zahle ich dir heim«, flüsterte Morgan. »Ich werde dich so zurichten, daß du niemals in deinem Leben auch nur den Hauch einer Frau zu spüren bekommst.«
    »Es tut mir leid«, sagte Wilson. »Du kannst mir meinen ersten Anteil morgen geben. Es tut mir wirklich leid.«
    Er bahnte sich mit zittrigen Knien seinen Weg durch die Menge zum Feuerrad. Wie viele Jahre würde ihn dies zurückwerfen? Die Mordlust in ihm brauchte nur abzuwarten. Gib ihr genügend Zeit, und eines Tages wird sie dich überwältigen.
    Er schaute zum Himmel, sah die leuchtenden Sterne und ließ sich von seinem Traumbild tragen. Sein strahlender Traum. Der heilige Gral. Und er selbst als völlig neuer Mensch. Aus Krankheit und Elend würde ein neuer, gesunder und strahlender Mensch aufstehen: Morgan Valentine, erleuchtet mit dem klaren Glanz der Geheilten.
     
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Pente

ROSEL GEORGE BROWN
Ein haarsträubendes Abenteuer
     
    Sam war ein langjähriger Junggeselle. Es gefiel ihm auch. Womöglich wäre er es sein Leben lang geblieben, hätte es nicht ein Mädchen namens Ruth gegeben. Das Studium der Paläolinguistik hatte ihn bis dahin mit Zufriedenheit erfüllt; dann begannen Ruths Gesicht und Gestalt sich zwischen Sams Augen und seine geliebten Mikrofilme zu drängen. Er stand vor einer Forschungsaufgabe, die er lösen mußte. Das tat er, indem er das Mädchen heiratete. Bei dieser Gelegenheit lernte er die Tatsachen des Lebens kennen.
    Folgendes geschah einige Wochen nach der Rückkehr aus ihren Flitterwochen. Ruth strickte, anscheinend ohne besonderen Grund, kleine rosa Sachen. Sam arbeitete, wie üblich, an der Entzifferung eines uralten skythischen Textes aus neuen Funden, die man kürzlich im Süden der Sowjetunion gemacht hatte.
    »Sam«, sagte Ruth im Tonfall einer Ehefrau, die ihrem Mann eben ein gutes Abendessen aufgetischt und ihn danach hinlänglich davon ausruhen lassen hatte, »Sam, warum vergeudest du deine gesamte Freizeit mit diesem dummen alten Zeug? Wen interessiert es denn, ob du es lesen kannst oder nicht?«
    »Mein Vater hat immer zu mir gesagt«, antwortete Sam ohne aufzublicken, »daß eine Aufgabe, die es wert ist, daß man sich ihrer überhaupt annimmt, es auch verdient hat, daß man sie gut macht.«
    Wenn eine Ehefrau ihrem Mann kein offenes Wort sagt, wer soll es sonst tun? »Liebling«, sagte Ruth sanftmütig, »Liebling, ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, daß es die Mühe vielleicht gar nicht wert ist?«
    Das erschütterte Sam. Er nahm die Brille ab und schob den Mikrofilmprojektor beiseite. »Nein, Ruth«, antwortete er und tastete fahrig rundherum nach den Zigaretten und Streichhölzern. »Nein. Das ist mir noch nicht eingefallen. Warum soll es die Mühe nicht wert sein?« Er fand die Zigaretten nicht, aber Ruth hatte ihn so bestürzt, daß er sie vergaß und dafür an seinem Bleistift zu kauen begann.
    »Liebling«, sagte Ruth, während sie ihm den Bleistift fortnahm und eine Zigarette zwischen seine Lippen schob, »den ganzen Tag lang arbeitest du schwer im Frachtlager, dann kommst du heim und arbeitest schwer an der Entzifferung dieses oder jenes alten Textes. Und mit alldem verdienst du weniger als der Milchmann.«
    »Aber meine Tätigkeit auf dem Gebiet der Epigraphik

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