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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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Eierschale etwa, und die eigentlich aktive Substanz ist das stinkende Gas darin. Wahrscheinlich ist es ein Gas, das Siliziumverbindungen angreift. Wenn eine solche Kugel in der Nähe eines ausreichenden Vorkommens zerbricht, setzt irgendeine Reaktion ein, in deren Endphase ein solches Wesen entsteht.«
    »Das muß man ausprobieren!« rief der kleine Franzose. »Uir müssen eines zerbrechen!«
    »Ja? Nun, ich hab’s versucht. Ich habe ein paar auf dem Sand zerbrochen. Möchten Sie vielleicht in etwa zehntausend Jahren wiederkommen und nachsehen, ob ich damit einige Pyramidenmonster gesät habe? Ich möchte annehmen, daß man das dann vielleicht feststellen kann!« Jarvis verstummte und holte tief Atem. »Himmel noch mal – ein sonderbares Geschöpf ist das schon! Könnt ihr euch das vorstellen? Blind, taub, ohne Nerven, ohne Hirn – aus unserer Sicht nur ein Mechanismus, und doch – unsterblich! Dazu bestimmt, in alle Ewigkeit Ziegel zu produzieren, Pyramiden zu bauen – solange es Silizium und Sauerstoff gibt, und selbst dann würde es nur ruhen. Es wäre nicht tot. Wenn in Millionen Jahren ein Zufall es wieder mit Nahrung versorgt, würde es einfach weitermachen, während Gehirne und Zivilisationen längst Dinge der Vergangenheit wären. Ein seltsames Wesen – und doch habe ich ein noch Seltsameres getroffen!«
    »Wahrscheinlich im Traum«, knurrte Harrison zweifelnd.
    »Sie haben recht!« sagte Jarvis trocken. »Irgendwie haben Sie recht. Die Traum-Bestie! Das ist der beste Name für diese Kreatur – das teuflischste, entsetzlichste Wesen, das man sich vorstellen kann! Gefährlicher als ein Löwe oder eine Schlange!«
    »Erzählen Sie schon!« bat Leroy. »Das muß isch mir ansehen!«
    »Diese Bestie nicht!« Er unterbrach sich kurz und nahm dann, etwas ruhiger geworden, seine Erzählung wieder auf. »Nun, Tweel und ich verließen schließlich das Pyramidenwesen und marschierten weiter quer durch Xanthus. Ich war müde und ziemlich enttäuscht, daß Putz mich nicht entdeckt hatte, und Tweels Trillern begann mir ebenso wie seine Nasenlandungen auf die Nerven zu gehen. So stapfte ich einfach wortlos weiter, eine Stunde nach der anderen, geradewegs durch diese trostlose Sandwüste.
    Am späteren Nachmittag kam dann eine schmale, dunkle Linie am Horizont in Sicht. Ich wußte, was das war – der Kanal, den ich mit der Rakete überflogen hatte. Das hieß, daß wir gerade ein Drittel unseres Weges durch Xanthus hinter uns hatten. Eine nette Vorstellung nicht? Aber immerhin hatte ich bisher mein Pensum eingehalten.
    Langsam rückte der Kanal näher; ich erinnerte mich, daß er von einem breiten Streifen Vegetation gesäumt war, und daß diese Lehmstadt an seinem Rand lag.
    Wie gesagt, ich war müde. Ich stellte mir allerhand hübsche Sachen vor, eine heiße Mahlzeit etwa, und dachte mir, wie gemütlich und heimatlich mir selbst Borneo nach diesem verrückten Planeten vorkommen wurde. Dabei kam mir unser gutes altes New York in den Sinn, und ein Mädchen, das ich dort kenne – Fancy Long. Schon mal gehört?«
    »Ein Vidi-Star«, meinte Harrison. »Ich hab’ sie mir manchmal angeschaut. Eine hübsche Blondine – tanzt und singt in der Yerba Mate -Show.«
    »Das ist sie«, sagte Jarvis. »Ich kenne sie recht gut – wir sind einfach Freunde, versteht ihr? – und sie ist auch zum Start der Ares gekommen. Also, ich dachte an sie und kam mir verdammt einsam vor, während ich so auf den Pflanzenstreifen zustapfte.
    Dann plötzlich – ich hab’ wohl ›Was zur Hölle!‹ oder so was gesagt und ziemlich dumm geschaut! Da war sie nämlich – Fancy Long, stand ganz leibhaftig da unter einem dieser verrückten Bäume und lächelte und winkte genauso, wie sie mir in Erinnerung geblieben war!«
    »Na, da sind Sie endgültig übergeschnappt!« stellte der Kapitän fest.
    »Mensch, das dachte ich zuerst auch! Ich starrte hinüber und zwickte mich und machte die Augen fest zu und starrte wieder hin – und Fancy Long stand noch immer da, lächelnd und winkend.
    Tweel sah auch irgend etwas, denn er schnatterte aufgeregt, aber ich beachtete ihn kaum. Ich rannte über den Sand auf sie zu, ohne zu überlegen, ohne mich zu wundern, so überrascht war ich.
    Ich war nur mehr ein paar Meter von ihr entfernt, als Tweel mich mit einem seiner Riesensprünge einfing. Er packte mich am Arm und schrie ›Nein-nein-nein!‹ mit seiner Quietschstimme. Ich versuchte ihn abzuschütteln – er war leicht, wie wenn er aus Plastik gewesen wäre

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