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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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weitergehen und mir damit erklären, daß ein anderes Wesen eine so vollkommen fremde Intelligenz besitzt, daß jede Verständigung unmöglich ist – unmöglicher noch als zwischen Tweel und mir?«
    »Was soll das heißen?«
    »Später. Ich wollte damit nur sagen, daß Tweel und seine Rasse unserer Freundschaft sehr wohl wert sind. Irgendwo auf dem Mars – und ihr werdet sehen, daß ich recht habe – gibt es eine Zivilisation, die auf der gleichen Stufe steht wie unsere, vielleicht sogar auf einer höheren. Und zwischen dieser Rasse und uns ist eine Verständigung möglich; Tweel hat das bewiesen. Es mag Jahre geduldiger Versuche erfordern, denn ihr Denken ist uns fremd – aber auf jeden Fall weniger fremd, als die nächsten Intelligenzen uns sind, die wir trafen – wenn es intelligente Wesen sind.«
    »Welche nächsten Wesen?«
    »Die Bewohner der Lehmstädte an den Kanälen.« Jarvis runzelte die Stirn und fuhr mit seiner Erzählung fort. »Ich hatte gedacht, daß die Traum-Bestie und das Silizium-Monster die sonderbarsten Wesen seien, die man sich vorstellen kann, aber ich irrte mich. Diese Wesen sind noch fremdartiger, noch weniger verständlich als die beiden anderen Kreaturen, und ganz bestimmt viel fremdartiger als Tweel, mit dem man Freund werden und mit Geduld und Aufmerksamkeit sogar Ideen austauschen kann.
    Nun, wir ließen die sterbende Traum-Bestie zurück, die sich in ihr Loch wand, und näherten uns dem Kanal. Ein Teppich von diesem komischen Wandergras gab uns den Weg frei. Als wir die Uferböschung erreichten, sahen wir, daß in dem Kanal ein gelbliches Rinnsal floß. Die Lehmkuppelstadt, die ich aus dem Boot gesehen hatte, lag etwa einen Kilometer weiter rechts, und ich war neugierig genug, diesen Abstecher in Kauf zu nehmen.
    Aus der Luft hatte sie verlassen ausgeschaut, und falls wirklich irgendwelche Wesen darin lauern sollten – nun, Tweel und ich, wir waren beide bewaffnet. Übrigens, diese durchsichtige Waffe Tweels war ein recht interessantes Gerät; nach dem Zwischenfall mit der Traum-Bestie sah ich sie mir genauer an. Sie schoß kleine Glassplitter ab, die vermutlich vergiftet waren, und ich schätze, sie war mit gut hundert davon geladen. Das Treibmittel war Dampf – ganz gewöhnlicher Dampf!«
    »Dampf!« wiederholte Putz. »Woher kam der?«
    »Vom Wasser natürlich! Der durchsichtige Griff war damit gefüllt, ein kleineres Abteil enthielt eine dickliche, gelbe Flüssigkeit. Wenn Tweel den Griff zusammendrückte – Abzug hatte das Ding keinen – dann spritzte ein Tropfen von dem gelben Zeug und ein Tropfen Wasser in die Zündkammer, das Wasser verdampfte, und – plop! Es ist eigentlich ziemlich einfach; ich glaube, wir könnten eine Waffe nach demselben Prinzip entwickeln. Konzentrierte Schwefelsäure erhitzt Wasser fast bis zum Sieden, ebenso ungelöschter Kalk, und dann gäb’s noch Kalium und Natrium…
    Natürlich hatte seine Waffe die geringere Reichweite als meine, aber in dieser dünnen Luft war sie recht wirksam, und sie enthielt jedenfalls soviel Schuß wie der Colt eines Westernhelden. Zumindest gegen marsianisches Leben war sie durchaus nützlich – ich habe auf eine dieser komischen Pflanzen damit geschossen, und ich will verdammt sein, wenn das Kraut nicht sofort welkte und zerfiel! Deshalb glaube ich auch, daß diese Glassplitter vergiftet waren.
    Also, wir marschierten auf diese Lehmkuppelstadt zu, und ich begann mich zu fragen, ob die Erbauer der Stadt vielleicht auch die Kanäle geschaffen hatten. Ich zeigte auf die Stadt und dann auf den Kanal, aber Tweel sagte ›Nein-nein-nein‹ und deutete nach Süden. Ich glaube, er meinte, daß eine andere Rasse das Kanalsystem geschaffen hatte – vielleicht sogar seine eigene. Ich weiß es nicht; möglicherweise gibt es noch eine intelligente Rasse auf diesem Planeten, vielleicht noch ein Dutzend. Der Mars ist eine Welt voller Überraschungen.
    Etwa hundert Meter vor der Stadt überquerten wir eine Straße – es war eigentlich nur ein festgetretener Lehmpfad – und da begegneten wir dem ersten der Stadtbewohner!
    Mensch, und ich hatte geglaubt, es könnte keine fantastischeren Wesen mehr geben! Dieses Geschöpf schaute wie ein Faß aus, das auf vier Beinen dahintrottete. Es hatte außerdem noch vier Arme oder Tentakel. Kopf war keiner zu sehen, nur die acht Glieder und der Rumpf, der rundherum mit Augen versehen war. Das obere Ende des faßförmigen Rumpfes bestand aus einer Membran, die sich darüber spannte wie

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