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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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verstrichen war, und der Abstieg des Menschen begann, gab es keine Hunde mehr. Sie waren ausgestorben.
    Und nun gab es für die stetig zusammenschrumpfende Menschheit keine andere Lebensform mehr, die sie zu ihrem Nachfolger hätte machen können. Früher war noch immer, wenn eine Zivilisation unterging, aus der Asche eine neue entstanden. Jetzt gab es aber nur mehr eine einzige Zivilisation, und alle anderen Arten waren ausgestorben, bis auf einige Pflanzen. Und die Menschheit war zu alt und müde geworden, um aus Pflanzen wieder Intelligenz und richtiges Leben zu schaffen. Vielleicht wäre sie dazu auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung imstande gewesen.
    Während jener Jahrmillion waren viele andere Welten erobert und besiedelt worden. Auf jedem Planeten, jedem Mond des Systems lebten Menschen. Jetzt gab es nur mehr auf den Planeten Reste von Bevölkerung, die Monde waren verlassen. Pluto war einige Zeit vor meiner Landung aufgegeben worden, und nun kamen die Menschen vom Neptun zurück zu ihrer Heimatwelt. Während meines Aufenthalts begegnete ich einigen. Sonderbar schweigsame Menschen, von denen die meisten zum erstenmal die Welt sahen, auf der ihre Rasse entstanden war.
    Als ich aus meinem Boot kletterte und zusah, wie es davonflog, begriff ich, warum die Menschheit im Sterben lag. Ich sah die Gesichter der Umstehenden und las in ihnen die Antwort. Eine einzige Eigenschaft hatten diese immer noch großartigen Gehirne verloren – Gehirne, die Ihrem oder meinem weit überlegen waren. Ich brauchte zum Beispiel die Hilfe eines dieser Männer zur Lösung einiger meiner Probleme. Im Raum, wissen Sie, gibt es zwanzig Koordinaten, von denen zehn gleich null sind, sechs konstante Werte zugeordnet haben, während die vier übrigen die variablen, vertrauten Dimensionen des Raum-Zeit-Kontinuums darstellen. Das heißt, daß man nicht nur zwei-, drei- oder vierfache Integrationen ausführen muß, sondern zehnfache.
    Es hätte mich zuviel Zeit gekostet. Ich hätte nie alle Probleme lösen können, die ich lösen mußte. Ihre Rechenmaschinen konnte ich nicht bedienen, und meine befanden sich natürlich sieben Millionen Jahre in der Vergangenheit. Einer dieser Männer interessierte sich jedoch dafür und half mir. Er löste vierfache und fünffache Integrale, ja sogar vierfache Integrale mit variablen exponentiellen Grenzen einfach im Kopf.
    Wenn ich ihn darum bat. Denn jene eine Eigenschaft, die den Menschen groß gemacht hatte, besaß er nicht mehr. Schon als ich bei der Landung die Gesichter und Augen der Menschen sah, wußte ich das. Sie schauten mich an, brachten einiges Interesse für diesen sonderbar aussehenden Fremden auf – und gingen weiter. Sie waren nur gekommen, um die Ankunft eines Schiffs mitzuerleben. Ein ziemlich seltenes Ereignis. Sie hießen mich freundlich willkommen, aber das war alles. Sie waren überhaupt nicht neugierig. Die Menschen hatten den Instinkt der Neugier verloren.
    Oh, nicht ganz, natürlich. Sie machten sich Gedanken über die Maschinen, über die Sterne. Aber mehr taten sie nicht. Sie hatten die Eigenschaft noch nicht ganz verloren, aber fast. Neugier starb aus. In den sechs kurzen Monaten, die ich mich bei ihnen aufhielt, lernte ich mehr als sie in den zwei oder gar drei Jahrtausenden, die sie mit den Maschinen gelebt hatten.
    Können Sie verstehen, wie furchtbar einsam ich mich zu fühlen begann? Ich, der ich die Wissenschaft liebe, der in ihr das Heil der Menschheit erblicke – oder erblickt habe, ich mußte erleben, daß diese herrlichen Maschinen, die Schöpfung der Glanzzeit des Menschen, vergessen und nicht mehr verstanden wurden. Die wunderbaren, vollkommenen Maschinen, die dieses sanfte, friedliche Volk schützten und bedienten und umsorgten, die Menschen, die ihre Schöpfer und Herren gewesen waren und es – vergessen hatten.
    Sie waren irgendwie verloren in dieser Umgebung. Die Stadt war für sie eine grandiose Ruine, ein Ding, das an ihnen vorbei in den Himmel ragte. Etwas, das sie nicht mehr verstanden, das einfach ein Teil ihrer natürlichen Umwelt geworden war. Es existierte einfach. Es war nicht geschaffen worden, es existierte. So wie die Berge und die Wüsten und die Meere.
    Verstehen Sie – begreifen Sie, daß seit dem Entstehen jener Maschinen mehr Zeit vergangen war als zwischen unserer Zeit und der Geburt unserer Rasse? Kennen wir denn die Legenden unserer allerersten Vorfahren? Erinnern wir uns an das Leben in Urwald und Höhle? Was wissen wir vom sorgsamen

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