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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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brachte ich fünf dieser Maschinen in Gang und schaltete sie zusammen, so wie es in den alten Anweisungen stand.
    Sie sollen versuchen, eine Maschine zu schaffen, die besitzt, was der Mensch verloren hat. Das klingt irgendwie verrückt. Aber warten Sie noch, bevor Sie darüber lachen. Denken Sie an die Erde, wie ich sie aus einem unteren Niveau von Neva City sah, bevor Reo Lantal den Schalter umlegte.
    Abend – die Sonne ist untergegangen. Die Wüste draußen hüllt sich in düstere, geheimnisvolle Farben. Die riesige, metallene Stadt ragt wie ein einziger Block empor. Oben die verlassenen Wohnniveaus, Türme, Kuppeln, große Bäume mit duftenden Blüten. Der silberrosa Lichtschimmer über den Gärten im obersten Niveau.
    Und alles vibriert unter dem unablässigen, dumpfen Rhythmus vollkommener, unsterblicher Maschinen, die vor mehr als drei Millionen Jahren geschaffen worden – und seitdem von keines Menschen Hand berührt worden sind. Und es geht immer so weiter. Die tote Stadt, nur noch belebt von Maschinen. Einst belebt von Menschen, die gehofft und gearbeitet und geschaffen hatten – und dann doch gestorben waren, um jenen kleinen, friedlichen Leuten Platz zu machen, die sich nur noch verwundert umsehen und sich nach etwas sehnen, das sie nicht mehr benennen können. Sie wandern durch die riesigen Städte, die ihre Vorfahren gebaut haben, und wissen noch weniger von ihnen als die Maschinen.
    Und dann sollten Sie an die Lieder denken. Sie schildern das alles am deutlichsten, glaube ich. Kleine, hoffnungslose, verwirrte Menschen, umgeben von gewaltigen, verständnislosen und blinden Maschinen, die vor drei Millionen Jahren entstanden sind – und nicht mehr zum Stillstand gebracht werden können. Sie sind tot – und können doch nicht sterben und zur Ruhe kommen.
    Deshalb erweckte ich noch eine Maschine zum Leben und gab ihr eine Aufgabe, die sie irgendwann einmal lösen wird.
    Ich befahl ihr, eine Maschine zu bauen, die das besaß, was der Mensch verloren hatte. Eine neugierige Maschine.
    Und dann wollte ich nur noch rasch fort und zurückkehren. Ich war im ersten, hellen Morgenlicht des Tages geboren worden, der der Menschheit nach kosmischem Maßstab zusteht. Ich gehörte nicht in das erlöschende, stumpfe Licht der Abenddämmerung.
    So kam ich also zurück. Ich geriet ein bißchen zu weit zurück. Aber das macht nichts, diesmal wird es nicht lange dauern, bis ich aufbrechen kann – und heimkehren in meine eigene Zeit.
     
    *
     
    »Also, das war’s, was er mir erzählte«, sagte Jim. »Er behauptete nicht, daß es wahr sei – es war ihm gleichgültig, ob ich ihm glaubte oder nicht, vermute ich. Und seine Geschichte hat mich so nachdenklich gemacht, daß ich gar nicht bemerkte, wie er in Reno ausstieg, als wir zum Tanken haltmachten.
    Was man auch davon halten mag – er war bestimmt kein gewöhnlicher Mensch«, wiederholte Jim in ziemlich streitbarem Ton.
    Jim behauptet nämlich, daß er die ganze Sache nicht glaubt. Er tut’s aber, und deshalb benimmt er sich immer so entschieden, wenn er sagt, daß der Mann kein gewöhnlicher Mensch gewesen sei.
    Nun, ich glaube das auch nicht. Ich glaube, daß er tatsächlich im einundzwanzigsten Jahrhundert lebte und wahrscheinlich auch starb. Und ich glaube, daß er den Abend der Menschheit gesehen hat.

LESTER DEL REY
Helena
     
    Ich bin jetzt ein alter Mann, aber ich weiß noch genau, wie Dave Helena auspackte und wie er ergriffen seufzte, als er sie sich anschaute.
    »Mann, ist sie nicht eine Schönheit?«
    Sie war wirklich ein Traum – aus Plastikgewebe und Metallen. Ein Wesen, das Keats vorgeschwebt haben mag, als er sein Sonnett schrieb. Wenn Helena von Troja so ausgesehen hat, dann müssen die Griechen schon ziemlich miese Typen gewesen sein, daß sie nur tausend Schiffe nach ihr ausschickten; zumindest sagte ich etwas Derartiges zu Dave.
    »Helena von Troja, hm.« Er studierte ihre Plakette. »Naja, das würde ja passen – HLEA-K2W88. Helena… hmmm. Immer noch besser als Kazwoweachtundachtzig.«
    »Klingt wirklich nicht sehr ansprechend, Dave. Nicht für einen High-Life-Equivalence-Android. Und sehr lebensähnlich ist sie ja wohl…«
    »Also gut, Phil, bleiben wir bei Helena.« Und so begann das alles, ein Teil Schönheit, ein Teil Träume, ein Teil Wissenschaft, unter Hinzugabe eines Stereofunkgeräts gut mechanisch mischen: das Rezept für Chaos.
    Dave und ich waren zwar nicht zusammen auf die Uni gegangen, aber als ich mich drunten in Messina

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