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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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komplizierte Rechnungen herunterspulen und Ihnen bändeweise graphische Darstellungen zeigen. Daraus würden Sie sowieso nicht schlau. Aber wenn Sie mich fragen, so kann ich Ihnen gern die Sache vom Standpunkt des Laien aus begreiflich machen.«
    »Okay, dann frage ich eben Sie.«
    »Schön, aber zuerst möchte ich mal etwas zu trinken haben.« Er rieb sich die Hände und schaute erwartungsvoll auf Aton.
    »Wasser?« brummte Aton.
    »Sind Sie übergeschnappt?«
    »Seien Sie mal lieber nicht übergeschnappt! Heute herrscht striktes Alkoholverbot. Es wäre zu einfach, meine Männer betrunken zu machen. Ich kann es mir nicht erlauben, sie heute in Versuchung zu führen.«
    Der Psychologe knurrte etwas vor sich hin. Dann wandte er sich Theremon zu, fixierte ihn mit seinem durchdringenden Blick und begann zu erklären: »Sie wissen sicherlich, daß die Zivilisation auf unserem Planeten historisch gesehen einen zyklischen Charakter aufweist – verstehen Sie, was ich mit ›zyklisch‹ meine?«
    »Ich weiß wohl«, antwortete Theremon vorsichtig, »daß das die derzeit gängige Theorie der Archäologen ist. Ist ihre Richtigkeit denn wissenschaftlich nachgewiesen?«
    »Ziemlich. Seit dem Beginn dieses Jahrhunderts stimmen die Wissenschaftler ihr im allgemeinen zu. Dieser zyklische Charakter ist – oder sagen wir richtiger: war – eines der großen Geheimnisse. Wir haben eine ganze Reihe von aufeinanderfolgenden Zivilisationen – davon neun definitiv – historisch belegen können. Dazu gibt es noch ziemlich eindeutige Indizien für weitere Zivilisationen, die alle auf einem Entwicklungsstand angelangt waren, der mit dem unsrigen vergleichbar ist. Und nun kommt das Interessante: Sie alle wurden ausnahmslos auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung durch Feuersbrünste zerstört.
    Und niemand wußte je, wie das gekommen war. Alle Kulturzentren wurden jedesmal völlig ein Opfer der Flammen, und zwar so gründlich, daß nichts übrig blieb, nicht einmal der kleinste Hinweis für die Ursachen der Zerstörung.«
    Theremon folgte gespannt den Ausführungen des Psychologen. »Gab es nicht auch eine Steinzeit?«
    »Das ist ziemlich wahrscheinlich. Aber bis dato weiß man nicht viel mehr darüber, als daß die Menschen jener Periode kaum mehr als relativ intelligente Affen waren. Aber das können wir in diesem Zusammenhang wirklich vergessen.«
    »Ich verstehe. Erzählen Sie doch bitte weiter.«
    »Es gab und es gibt natürlich eine ganze Reihe von Erklärungsversuchen für diese immer wiederkehrenden Katastrophen. Aber sie sind alle mehr oder weniger fantastischer Natur. Manche führen die Feuersbrünste auf periodische Flammenregen zurück; wieder andere glauben, daß Lagash dann und wann mit einer Sonne in Berührung kommt; manche erzählen sogar noch tollere Geschichten. Aber es gibt auch eine Theorie, die sich von allen anderen unterscheidet und die seit einigen Jahrhunderten überliefert wird.«
    »Ich weiß. Sie spielen auf diesen Sternenmythos an, von dem die Kultisten in ihrem ›Buch der Offenbarungen‹ sprechen.«
    »Genau den meine ich«, nahm Sheerin mit zufriedenem Gesichtsausdruck den Faden wieder auf. »Die Kultisten sind davon überzeugt, daß Lagash alle zweitausendfünfzig Jahre in eine gewaltige Höhle gerät, so daß alle Sonnen verschwinden und – wie heißt es doch gleich – eine große Finsternis über die Welt hereinbricht. Und dann, so behaupten sie, tauchen merkwürdige Erscheinungen auf, die sie ›Sterne‹ nennen und die den Menschen den Verstand rauben und sie zu wilden Tieren machen, die ihre eigene Zivilisation, die sie sich selbst errichtet haben, zerstören. Natürlich vermengen sie das alles mit einem ganzen Wust religiös-mystischer Vorstellungen und Begriffe, aber der Hauptgedanke ist klar.«
    Sheerin hielt einen Moment lang inne und holte tief Luft. »So, und nun kommen wir zu der Theorie von der Universellen Gravitation.« Er sprach diesen Begriff so deutlich aus, daß man ihn fast berühren konnte. Die Folge davon war, daß Aton, der die ganze Zeit über aus dem Fenster gestarrt hatte, sich von dort abwandte und mit einem lauten Schnauben aus dem Zimmer stolzierte.
    Die beiden starrten ihm hinterher, und Theremon fragte: »Stimmt etwas nicht?«
    »Ach, nichts Besonderes«, antwortete Sheerin. »Zwei Männer des Stabes sind schon seit ein paar Stunden überfällig und sind bis jetzt noch immer nicht wieder aufgetaucht. Jetzt wird er natürlich nervös, denn es sind ja kaum Hilfskräfte da,

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