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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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erlebt, junger Mann?«
    Theremon lehnte sich an die Wand. Sein Gesicht wurde nachdenklich. »Nein. Eigentlich kann ich das nicht behaupten. Aber ich weiß doch, was es ist. Einfach…hm…« Er machte ein paar vage Gesten mit den Händen. Plötzlich strahlte er über das ganze Gesicht. »Einfach nur, daß kein Licht da ist. Wie in einer Höhle.«
    »Waren Sie schon einmal in einer Höhle?«
    »In einer Höhle? Selbstverständlich nicht!«
    »Das dachte ich mir. Ich habe es letzte Woche einmal selbst ausprobieren wollen – einfach nur, um einmal zu sehen, wie es ist… Aber Sie glauben gar nicht, wie schnell ich wieder raus war! Ich ging so weit hinein, daß der Höhleneingang nur noch von ferne als schwacher Lichtschimmer zu erkennen war; ansonsten um mich herum alles pechschwarz. Ich hätte nie geglaubt, daß eine Person von meiner Leibesfülle so schnell rennen kann!«
    Theremons Lippen kräuselten sich spöttisch. »Also, ich glaube, wenn ich da drin gewesen wäre, ich wäre bestimmt nicht rausgerannt.«
    Der Psychologe musterte den jungen Mann mit ärgerlichem Stirnrunzeln. »Mensch, reißen Sie mal bloß nicht den Mund so weit auf! Ziehen Sie doch zum Spaß mal den Vorhang zu!«
    Theremon blickte ihn überrascht an. »Wozu das denn? Wenn alle sechs Sonnen gleichzeitig scheinen würden, könnte ich das verstehen. Dann würden wir uns es angenehmer machen wollen und das Licht ein bißchen dämpfen. Aber so? Wir haben doch schon so zu wenig Licht!«
    »Ganz recht. Nun ziehen Sie schon den Vorhang zu, kommen dann zurück zu mir und setzen sich neben mich!«
    »Na schön.« Theremon griff nach der Quaste an der Vorhangschnur und zog. Der rote Vorhangstoff glitt vor das große Fenster. Mit einem quietschenden Geräusch rutschten die Messingringe über die Vorhangstange, und im selben Moment senkte sich düsterroter Schatten über den Raum.
    Theremons Schritte hallten hohl durch die Stille, als er zum Tisch zurückging. Auf halbem Weg machte er plötzlich halt. »Ich kann Sie nicht sehen, Sir«, flüsterte er.
    »Tasten Sie sich mit den Händen vor!« befahl Sheerin mit angespannter Stimme.
    »Aber ich kann Sie doch nicht sehen, Sir!« Der Reporter atmete heftig. »Ich kann überhaupt nichts mehr sehen!«
    »Haben Sie etwas anderes erwartet?« kam die grimmige Antwort. »Kommen Sie schon hierher und setzen Sie sich!«
    Wieder hörte man, wie die Schritte sich unsicher und langsam näherten. Ein Stuhl wurde zur Seite gerückt. Wie von fern ertönte Theremons zitternde Stimme. »D-da bin ich. Ich fühle mich… mpf… ganz gut.«
    »Es gefällt Ihnen wohl, nicht?«
    »N-nein. Es ist ziemlich unangenehm. Es ist, als ob die Wände…« Er hielt inne. »Als ob die Wände sich um einen zusammenschlössen. Ich habe ständig das Gefühl, als müßte ich sie von mir wegdrücken. Aber verrückt werde ich bestimmt nicht davon. Wirklich! Das Gefühl ist jetzt schon nicht mehr so schlimm wie am Anfang.«
    »Okay, ziehen Sie den Vorhang wieder auf.«
    Man hörte wieder vorsichtige Schritte in der Dunkelheit, dann ein Rascheln, als Theremon, während er nach der Quaste suchte, den Vorhangstoff streifte, und dann das erlösende Quietschen der Metallringe, als der Vorhang aufglitt. Rotes Licht durchflutete den Raum. Theremon stieß einen Freudenschrei aus und schaute zur Sonne hoch.
    Sheerin wischte sich mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn und sagte mit leicht bebender Stimme: »Und das war bloß ein verdunkelter Raum!«
    »Das kann man doch aushalten«, sagte Theremon, der schon wieder obenauf war.
    »Ja, einen verdunkelten Raum kann man noch aushalten. Aber waren Sie auf der Jahrhundertausstellung in Jonglor letztes Jahr?«
    »Nein, leider hatte ich nicht die Gelegenheit. Sechstausend Meilen, das war mir doch ein bißchen zu weit, auch für diese Ausstellung.«
    »Nun, ich war jedenfalls da. Vielleicht haben Sie von dem sogenannten ›Tunnel der Geheimnisse‹ gehört, der damals in dem Vergnügungszentrum auf der Ausstellung die Hauptattraktion war – jedenfalls in den ersten zwei Monaten.«
    »Ja, daran erinnere ich mich. Gab es nicht später irgendwelches Theater wegen dieses Tunnels?«
    »Ja, ein bißchen, aber es wurde weitgehend vertuscht. Sehen Sie, dieser ›Tunnel der Geheimnisse‹ war nichts als ein einfacher Tunnel von einer Meile Länge – aber er war unbeleuchtet. Man setzte sich in einen kleinen offenen Wagen und holperte eine Viertelstunde lang durch die Dunkelheit. Dieses Vergnügen war ungeheuer

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