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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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seinen eigenen massiven, narbenbedeckten Torso, seinen Nacken, der so stark verknorpelt war, daß er an einen alten vergilbten Birkenstamm erinnerte. »Du bist nicht häßlicher, als ich es bin!«
    Der Junge lief weiter.
    Dann blieb der Herr stehen, denn er sah vor sich Gebäude.
    Bauwerke waren eine Seltenheit in der Nomadenkultur. Es gab zwar die von den Irren unterhaltenen Herbergen, in denen auf Wanderschaft befindliche Krieger und ihre Familien eine Nacht oder gar zwei Wochen verbringen durften und nur verpflichtet waren, den Bau und die unmittelbare Umgebung in Ordnung zu halten. Dann gab es die Häuser der Irren selbst, und die Schulen und Ämter, die sie unterhielten. Und natürlich die unterirdischen Befestigungsanlagen der Unterwelt, in denen die von den Nomaden benutzten Waffen und Kleider hergestellt wurden. Das war aber nur dem Herrn selbst und den Irren bekannt. Doch die weiten Flächen Landes, das waren Feld und Gras und Wald, von dem großen Brand leergefegt, der die wundersame kriegerische Kultur der Alten vernichtet hatte. Im Gefolge der Strahlung war die Wildnis wiedergekehrt, offen und rein.
    Die Gebäude vor ihm waren gewaltig und unförmig. Der Herr konnte sieben Etagen deutlich ausmachen, eine über der anderen. Und über der letzten Ebene ragten fiberverkleidete Metallträger wie die Rippen einer toten Kuh in die Höhe. Dahinter erhob sich eine Struktur ähnlicher Art und nicht weit davon eine dritte.
    Erstaunt sah der Herr sie und überlegte. Er hatte davon zwar in den alten Büchern gelesen, hatte es aber für einen Mythos gehalten. Das also war eine »Stadt«.
    In den Texten wurde behauptet, vor dem Brand hätte die Menschheit an Zahl und Stärke gewaltig zugenommen, und die Menschen hätten in Städten gelebt, in denen jeder vorstellbare (und unvorstellbare) Komfort selbstverständlich gewesen wäre. In weiterer Folge hätten diese sagenhaft wohlhabenden Menschen dies alles in einem Feuerregen zerstört, in einer Explosion mit tödlicher Strahlung – dem Blitz –, nach der nur die verstreut lebenden Nomaden und Irren und Unterweltler geblieben waren, und dazu das ausgedehnte Ödland.
    In dieser Sage hatte er Tausende Löcher entdeckt, die der Logik widersprachen. Denn erstens war klar, daß keine Kultur die den beschriebenen technischen Standard erreicht hatte, gleichzeitig so primitiv sein konnte, dies alles sinnlos fortzuwerfen. Und eine so radikal andere Kultur wie die der Nomaden konnte sich nicht so schnell und so ausgebildet aus der Asche entwickelt haben. Die letzte Wahrheit lag irgendwo im Ödland verborgen, dessen war er sicher, denn allein schon das Vorhandensein des Ödlands war ein Hinweis auf die Wirklichkeit des großen Brandes, welche Gründe immer auch dahintergesteckt haben mochten.
    Und nun gab das Ödland einen Teil seiner Geheimnisse preis. Denn während der ganzen, der Katastrophe folgenden Jahrhunderte war kein Mensch weit in die abgesteckten Gebiete eingedrungen und hatte überlebt. Das verbotene Gebiet war mit der Zeit immer kleiner geworden. Der Herr wußte, es würde die Zeit kommen, in der das gesamte Gebiet dem Menschen wieder offenstand – wenn der Herr das selbst auch kaum noch erleben würde. Inzwischen aber hatte ihn das Entdeckungsfieber gepackt. So begierig war er, die Wahrheit zu erfahren, daß er mit Freuden die Strahlengefahr auf sich nahm.
    Die Spuren des Jungen waren deutlich auf dem weichen Boden zu erkennen, den der kürzlich gefallene Regen noch mehr aufgeweicht hatte. Hier war kein Glas mehr zu sehen. Statt dessen säumten fahle Grashalme den Pfad. Nichts, nicht einmal die Strahlung war hier im Ödland von Dauer.
    Der Junge war in dem Gebäude verschwunden. Die meisten Nomaden hegten eine Scheu vor festen Bauten jeglicher Größe und mieden sogar die verhältnismäßig kleinen Bauten der Irren. Doch der Herr war weit herumgekommen und hatte Erfahrungen gesammelt, wie kaum einer, und er wußte, daß an einem großen Bauwerk nichts Übernatürliches war. Gewiß, auch hier konnten Gefahren lauern, doch waren es Gefahren, die herunterfallende Balken, tiefe Gruben, Strahlen und erschrockene Tiere mit sich brachten und nichts wirklich Unheimliches.
    Und doch zögerte er, ehe er diesen uralten Tempel betrat. Wie leicht geriet man im Inneren in eine Falle, und womöglich hatte der wilde Junge dort bereits eine für ihn vorbereitet. Schließlich hatte der Kerl Fallgruben für seine Verfolger gegraben und sie geschickt verdeckt. Eines der Dinge, die er

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