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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Strahlungsmengen gegenüber. Die Festung gilt als harter Einsatz, eben wegen dieser Strahlung. Die Besatzung wird sehr häufig ausgewechselt, um der Gefahr einer Verseuchung zu entgehen.«
    Der Herr hatte offenbar mehr getan, als nur über diesen Paß nachzudenken. Er hatte ihn studiert, wahrscheinlich sogar Bücher zu diesem Thema gelesen. Var fragte sich, auf welche Weise ein Gladiator an Bücher herankommen konnte. Aber auch noch so eingehende Studien konnten ihnen den Weg nicht frei machen.
    »Diese Männer werden vor Strahlung ganz automatisch zurückschrecken, und sie werden in blinde Panik geraten, wenn sie sich darin gefangen finden«, sagte der Herr.
    »Wer nicht?« sagte Soli. »Es ist ein schrecklicher Tod. Allein, als ich euch beim Hantieren mit diesen Steinen zusah, habe ich mich vor Schreck dreimal in die Zunge gebissen.«
    Var dachte an die böse Erfahrung, die der Herr selbst im amerikanischen Ödland gemacht hatte. Sonderbar, daß er sich nicht mehr fürchtete. Doch langsam ging ihm auf, daß diese Ladung einen Zweck hatte. Sie schleppten eine ganze Wagenladung des Schreckens mit sich…
    »Wir werden sie damit vertreiben«, sagte der Herr. »Die Soldaten werden nicht einen Schuß abgeben, weil sie damit radioaktive Teilchen über die ganze Station zerstäuben könnten. Sie werden sich schleunigst zurückziehen. Weil ihnen nichts anderes übrigbleibt.«
    »Warum aber sollten sie Strahlung in einem abgeschirmten Laster fürchten?« fragte Var.
    »Die bleibt nicht im Laster. Wir schaffen sie ins Innere der Festung.«
    Var wurde ebenso von Entsetzen erfaßt wie die anderen. »Das Zeug tragen? Ohne Stangen?«
    »Zwei Personen schaffen das. Und die können dann nachher den Paß stundenlang halten. Und die anderen zwei können entkommen, die Wildnis erreichen und später die Küste und – «
    »Nein!« riefen Soli und Var wie aus einem Munde. »Ich habe von fünfzig Prozent Verlusten gesprochen«, erwiderte der Namenlose. »Ihr Jüngeren seid vielleicht vom zivilisierten Leben verweichlicht. Habt ihr denn noch Illusionen, was es bedeuten würde, den Leuten Ch’ins in die Hände zu fallen? Und wenn wir aus dieser Gegend nicht sehr bald verschwinden, dann wird sich das nicht vermeiden lassen. Sicher hat man die Spürhunde von den Leinen losgemacht, und diese Biester sind nicht eben sanftmütig. Sol und ich haben sie kennengelernt.« Var wußte, daß er recht hatte. Die Gladiatoren konnten der Wirklichkeit besser ins Auge sehen und damit auch der Aussicht auf Folter und Tod. Sie mußten über den Paß und würden es mit einer List allein nicht schaffen. Man kannte sie und wußte um ihr Vergehen, und diese Soldaten waren rauh und kampferprobt. Sie ließen sich durch kein Flehen erweichen, durch keine leere Drohung einschüchtern. Nur Artillerieeinsatz würde sie wanken lassen… und Strahlung.
    »Wer entkommt?« fragte Soli kleinlaut. »Du«, sagte der Herr unwirsch. »Und einer, damit er dich beschützt.«
    »Wer?« fragte sie wieder.
    »Einer, der dir nahesteht. Dem du vertraust. Den du liebst.« Und nach einer Pause. »Nicht ich.«
    Blieben also zwei, die in Frage kamen, dachte Var bei sich. Er selbst und Sol. Ihm war klar, was nötig war. »Ihr Vater.«
    »Sol«, sagte der Herr hastig.
    Sol, der ohne Stimme war, sagte gar nichts. Und so wurde entschieden. Var fühlte Kälte durch und durch, da er nun wußte, daß er sterben würde, und daß es nicht schnell gehen würde. Seine Haut würde ihn zwar vor der Strahlung warnen, konnte ihn aber ansonsten nicht weiter schützen. Er überlebte die Strahlung, weil er ihr ausweichen konnte, während andere ohne es zu wissen, tödliche Mengen bekamen. Wenn er einen dieser Steine anfaßte…
    Doch lag darin auch eine gewisse morbide Befriedigung. Nie hatte er mehr verlangt, als das Recht neben dem Herrn leben und sterben zu dürfen. Und so würde es nun kommen. Soli wäre gerettet, und ihr Vater würde sie beschützen wie früher. Sie würden nach Amerika zurückgehen, ins Land des Ring-Ehrenkodex. Er verspürte gewaltiges Heimweh danach, nach seinen zeremoniellen Riten, den Zweikämpfen und sogar nach den verrückten Irren.
    Und genau das war das wichtigste für Var: Daß Soli in Sicherheit war, daß sie glücklich und zu Hause sein würde.
    Mit dem Gedanken an sie und mit ihrer Liebe zu ihr würde er sterben.
    Der kritische Punkt der Herausforderung kam in Sicht. Metallschranken versperrten die Straße. Und als der Laster davor anhielt, senkten sich dahinter

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