Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
können doch nicht im Wagen als Zielscheibe sitzen bleiben.«
Sie sprang herunter und berührte dabei mit einem Fuß einen der Toten. Schnell wich sie zur Seite aus. In ihrem Gesicht zuckte es.
Die beiden waren nicht regenfest gekleidet, liefen aber ohne zu zögern los. Er lief ihr voraus in den Wald, fort vom Wagen. Dabei wurde kein Wort gesprochen.
Neq entdeckte eine knorrige gelbe Birke und erkletterte sie auf der Suche nach einem passenden, von unten her nicht einzusehenden Hochsitz. Miss Smith kletterte ihm nach, und er wies sie an, sich rittlings auf einen dicken runden Ast zu setzen. Er setzte sich auf einen anderen. Das Wasser lief ihnen über den Rücken, doch sie hatten eine gute Ausgangsposition zur Verteidigung in Sichtweite des Lasters gefunden.
So warteten sie drei Stunden lang.
Dann kam ein Mann - ein hässlicher Keulenkämpfer. Er trottete etwa dreißig Fuss von ihrem Baum entfernt vorbei und befand sich offensichtlich auf der Suche nach jemandem.
Da entdeckte er den Laster und die zwei, die daneben im Schlamm lagen. Sofort machte er kehrt und lief los. Da er allein war, sprang Neq vom Baum. »He, Gesetzloser!«
Der Mann fuhr mit erhobener Keule herum.
»Ich habe sie getötet«, sagte Neq, »wie ich dich töten werde, wenn du nicht -«
Der Keulenschwinger war nicht feige. Er ging, wild seine Waffe schwingend zum Angriff über. Mehr brauchte Neq nicht zu wissen. Ein echter Nomade hätte sich gegen die Anrede »Gesetzloser« zur Wehr gesetzt und Genugtuung im Ring
gefordert. Auf diese Weise jedenfalls hätte ein Nomade nicht angegriffen.
Neq wich dem Hieb aus, indem er sich duckte. Er hieb als Gegenreaktion mit dem Schwert zu. Diesen da wollte er lebend kriegen. Er brauchte gewisse Informationen.
Wieder holte der Keulenkämpfer aus. Diesmal parierte Neq den Hieb und ließ seine Klinge den Keulenschaft entlanggleiten, bis sie den Schädel des Mannes berührte. Er fügte ihm keine ersthafte Verletzung zu, doch es genügte, um den Mann zu überzeugen, daß er einem überlegenen Gegner gegenüberstand, was ja tatsächlich der Fall war.
»Sag mir, was ich wissen möchte, und du kannst gehen.«
Der andere nickte. Neq trat zurück, und der Mann beruhigte sich sichtlich. Miss Smith war klugerweise oben in ihrem Baumversteck geblieben. Es war am besten, wenn der Gesetzlose von ihrer Gegenwart nichts ahnte.
»Wenn du mich anlügst, werde ich deiner Spur folgen und dich töten«, sagte Neq. »Aber diese Mühe möchte ich nicht gern auf mich nehmen - es sei denn ich müsste mich rächen.«
Wieder nickte der Keulenmann. Rache war etwas, das sogar die Gesetzlosen begriffen. Der Mann würde Neq vielleicht hereinlegen, wenn sich dazu eine Möglichkeit bot, er würde aber dabei mit äusserster Vorsicht vorgehen. Und ganz gewiss würde er die Fragen ehrlich beantworten.
»Wie viele sind in deinem Stamm?«
»Zwölf. Hm, jetzt nur noch zehn. Und ihre Weiber.«
»Lauter Gesetzlose?«
»Nein. Wir sind ein regulärer Stamm. Aber wir nehmen uns, was sich bietet.«
»Und wenn ein Laster der Irren daherkommt, dann nehmt ihr den auch?«
»Nein, das war das erste Mal. Muss wohl Sogs Idee gewesen sein. Als der sah, daß das Ding im Dreck steckenblieb -«
»Und eurem Anführer ist das gleichgültig?«
»Der muss doch auch was zum Beißen kriegen. In den Herbergen gibt es ja keine -«
»Weil die Laster überfallen werden!« sagte Neq. »Die Irren können für die Herbergen keinen Nachschub mehr liefern, wenn ihre Laster entführt werden.«
»Da kann doch ich nichts dafür«, entgegnete der Keulenkämpfer missmutig.
Neq wandte sich angewidert um, in der Hoffnung, der Kerl würde ihm von hinten eins überziehen und ihm damit die Rechtfertigung für einen Todesstoß bieten. Der Keulenkämpfer aber verhielt sich anständig, vielleicht, weil er die Falle ahnte.
»Geh und sag eurem Anführer, er solle die Finger von diesem Laster lassen«, sagte Neq schließlich. »Ich töte jeden, der auch nur in die Nähe kommt.«
Der Mann ging.
Neq vergewisserte sich, daß er tatsächlich fort war, ehe er zum Baum zurückging. »Glaubst du, daß du damit Erfolg hast?« fragte Miss Smith, die zitterte, woran die feuchte Kälte schuld sein mochte.
»Hängt vom Anführer ab. Ist es ein waschechter Gesetzloser, wird er versuchen uns reinzulegen. Ist er wenigstens ein halber Nomade, dann lässt er uns in Ruhe.«
»Warum hast du dann den Mann laufenlassen? Jetzt wird der Stamm erfahren, wo wir sind.«
»Ich möchte
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