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Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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jemals gesehen.
    »Und jetzt lass es erklingen«, sagte Tyl.
    Neq sah um sich. Die Mienen waren ergrimmt und bekümmert - seinetwegen ergrimmt, bekümmert Varas wegen, die weinte, ohne sich dessen zu schämen. Diese Menschen teilten wohl seine Vorstellung von einem neuen Helicon, doch das Beispiel des untergegangenen machte ihnen Angst. Ihn ängstigte es ebenfalls, denn er hatte seine Ruinen gesehen.
     Wahrscheinlich konnte Helicon nicht funktionieren ohne Blutvergiessen, sei es nun direkt oder indirekt. Wahrscheinlich war es sogar unmöglich, die alte Gesellschaftsordnung wieder herzustellen. Aber der Versuch musste gemacht werden, und jetzt war die Zeit dazu und dies hier war die richtige Gruppe. Er konnte nicht zulassen, daß ihm wegen der momentan auftretenden wirren Skrupel alles aus den Händen glitt.
    Man brauchte einen Führer. Wenn er nun das Kommando nicht übernahm, würde es niemand übernehmen. Er war zwar von dem Ideal eines Führers weit entfernt, aber immerhin besser als gar nichts. Neq wandte sich an Dr. Jones. »Sie baten mich, herauszufinden, warum Helicon unterging, damit wir in Zukunft eine ähnliche Katastrophe vermeiden. Nun, aus welchem Grund hat die Führung versagt? Ich weiß es nicht. Mag sein, daß sie wieder versagen wird. Vielleicht ist Helicon wieder zum Untergang verurteilt. Aber dieses Risiko müssen wir auf uns nehmen.«
    Dr. Jones gab keine Antwort.
    Neq sah sich suchend nach seinem kleinen Hammer um, und konnte ihn nicht finden. So musste er mit seinen Klauen eine Melodie anschlagen, ganz sachte, damit der unangenehme metallische Effekt nicht hörbar würde. Und dann sang er.
     
    Hätt' ich einen Hammer,
    Hämmer ich am Morgen
    Hämmer ich am Abend,
    Und es hört das ganze Land.
    Ich hämmerte Gefahr
    Und hämmerte als Warnung!
     
    Während des Singens sah er erst einen an, dann den nächsten. Das Lied hatte für ihn eine besondere Bedeutung wie jedes Lied. Während die Melodie sich durch seines Lunge Mund und Instrument Bahn brach, glaubte er an das Lied. Jene die das Lied vor dem großen Brand geschaffen hatten, hatten sich an das darin ausgesprochene Gebot nicht gehalten - er aber hämmerte eine Warnung in die Welt.
     Ihm war, als würde er mit jedem einzelnen der Anwesenden im Ring zusammentreffen und ihn durch das Lied besiegen. Und jede Frau war für die Ehrlichkeit des Liedes zugänglich, für seine vibrierende Gefühlsbetontheit. Dank seiner Stimme besaß Neq Macht auch angesichts ihres sichtbaren Misstrauens.
     
    Ich hämmerte die Liebe
    Zwischen allen Brüdern
    Im ganzen Land!
     
    Er sang dieses Lied zu Ende und fing ein neues an, und dann wieder eines. Ganz so, als marschiere er wieder aus dem Zauberwald, und in gewisser Weise traf dies auf die jetzige Situation auch zu, denn er hatte nichts als seine Lieder, um die gestellte Aufgabe zu erfüllen. Vara fühlte sich zu ihm hingezogen, wie Neqa damals vor vielen Jahren, und allmählich bildete sich um ihn ein Kreis von Zuhörern, die seine Worte nachsangen.
     Und er sang weiter. Der ganze Raum geriet ins Schwanken und wollte zerfließen, wurde umgeformt zu einem hässlichen Berggelände im Ödland, starrend vor Metallpalisaden, versehen mit steinernen Verteidigungsanlagen, einem Tunnel unter dem grässlichen Berg, einer riesigen Höhle mit Asche gefüllt.
     Helicon bildete sich aus, und die Verheissung Helicons durchdrang die ganze Gruppe. Aus dem Tod kam Leben - der Todesberg bedeutete Leben für das Beste im Menschen. Der Traum wurde greifbar, erregend, ewig. Er wurde zu einer Kraft, der sich kein lebender Mensch entziehen konnte.
     Schließlich endete das Lied. Er hatte sie gewonnen, das spürte er. Sein Traum hatte ihren Argwohn besiegt, wenn es auch unlogisch schien. Helicon würde zu neuem Leben erwachen.
    Da fiel sein Blick auf den Pflanzenbehälter. Jimi hatte ihn zugedeckt, damit die Blüten sich öffneten, und die gasförmige Droge war in den Raum geströmt, während Neq sang.
     Tyl musste es gesehen haben und hatte nichts dagegen unternommen. Und jetzt war Tyl verschwunden.

XVIII
     
    Fünfzig Mann wurden vor dem verwüsteten Helicon abgeladen. Der Berg sah von aussen aus wie immer - ein abschreckend wirkender Schrotthaufen.
    »Bei einer eventuellen Verteidigung werden wir nicht töten«, sagte Neq. »Wer bis zur Schneegrenze klettert, den nehmen wir auf. Und wenn einer sich als ungeeignet erweist, schicken wir ihn weit weg. Keiner der zu uns kommt, darf jemals wieder in die Nomadengesellschaft

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