Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
auch die Kränkung nehmen?«
Das traf auf ihn ebenso zu. »Ja.«
Wieder warf sie sich ihm an den Hals, küsste ihn mit tränennassem Gesicht und zog ihn zurück ins Gebüsch. Ihr Körper war blutig, wo Zweige und Dornen sie aufgekratzt hatten. »Ich nenne dich bei deinem Namen! Neq. Neq das Schwert! Kein fauler Zauber mehr. Kein Betrug.«
»Keine Demütigung mehr!« sagte er darauf.
»Keine Demütigung! Nimmst du mich nun als Frau - oder nehme ich dich als Mann? Es soll so sein!«
Es hatte lange gedauert, sie war sehr begehrenswert, und es gab gewisse Grenzen. Neq seufzte. Auch er hatte es versucht. »Es soll sein.«
Sie brachten den Liebesakt rasch hinter sich, wobei sie aktiver war als er, weil er seine Hände nicht gebrauchen konnte.
»Ich habe die Ehe mit ihr nie vollzogen«, sagte er, gleichermaßen befriedigt wie verbittert. »Sie hatte Angst. . .«
»Ich weiß«, sagte Vara. »So wie du.« Und dann setzte sie
hinzu: »Jetzt haben wir es hinter uns. Die Last ist von uns genommen. Wenn du willst, kannst du bleiben.«
»Es war nur Sex. Ich will dich nicht lieben.«
»Du hast mich einen Monat lang geliebt«, sagte sie darauf. »Und ich dich. Bleib jetzt.«
Neq blieb. Es war das erste Mal, daß er die Liebe mit einer Frau vollzogen hatte. Sicher hatte sie es gewusst, doch sie hatte es nicht gezeigt. Sie erforschten einander allmählich und rissen physische und emotionelle Schranken ein. Gesprochen wurde nichts. Das war nicht mehr nötig.
Beim zweiten Mal war es viel besser. Vara half ihm mit ihrem Wissen aus. Sie schien auf diesem Gebiet so bewandert wie er in der Kampfkunst. Aber größtenteils war es Liebe, frei von allen Beschränkungen.
XVII
Sie waren am Ziel angekommen. Die drei erstatteten Dr. Jones im Irren-Gebäude Bericht. Tyl, der wortkarge Führer, übernahm das Reden und fasste Neqs Suche nach den vermissten kurz zusammen, seine gemeinsame Wanderung mit Neq, die Begegnung mit Var und Vara und den langen Rückweg - alles bis auf die Gespräche und die Romanze.
»Neq hat dem Schwert abgeschworen«, schloss Tyl. »Er trägt nun ein Glockenspiel. Seine Führungsqualitäten sind ihm jedoch nicht abhanden gekommen.«
Dr. Jones nickte, als wäre etwas von höchster Wichtigkeit gesagt worden. »Die anderen werden die Sache zweifellos in Betracht ziehen.«
Tyl und der Irren-Führer trommelten nun die »anderen« zusammen. Neq und Vara trugen ihre Pflanze nach draussen, wo es heller war. Sie ließen sich unter einem ausladenden Baum nieder.
»Tyl wird der Herr Helicons«, sagte Vara. »Sieh doch, wie gut er mit den Irren steht.«
Neq musste ihr recht geben. »Ja, er bringt die Menschen zusammen.«
»Du und ich, wir mussten einfach zusammenkommen«, sagte
sie mit typisch weiblicher Bestimmtheit. »Helicon war deine Idee. Du solltest der Herr sein.«
»Damit?« Er ließ das Glockenspiel sehen.
»Du könntest es ja wieder umwandeln lassen. Darunter ist noch immer das Schwert vorhanden.«
Nur war es zu kompliziert, ihr zu erklären, daß er für dieses Amt nie im Gespräch gewesen war. »Trüge ich das Schwert wieder, so müsstest du mich töten.«
Sie runzelte die Stirn. »Ja, vermutlich schon.«
Ein kleiner Junge, etwa vier Jahre alt, kam vorbeigelaufen und bemerkte die beiden. »Wer seid ihr?« fragte er naseweis.
»Neq das Glockenspiel.«
»Vara der Stock.«
»Ich bin Jimi. Komische Hände hast du.«
»Metallhände«, sagte Neq, verwundert darüber, daß der Junge keinerlei Angst zeigte. »Damit kann ich Musik machen.«
»Mein Vater Jim hat Metwallwaffen. Die knallen.«
»Musik ist schöner.«
»Ist sie nicht!«
»Hör mal.« Neq hob das Glockenspiel, erfasste mit den Greifklauen das Hämmerchen und fing zu spielen an. Dazu sang er.
Ein Bauer in die Stadt einst zog Bummwallera Singwallera
Er sah eine Kräh', die vom Baum aufflog Bummwallera Singwallera
»Was ist eine Stadt?« fragte der Junge, der höchst beeindruckt schien.
»Ein Nomadenlager mit Irren-Gebäuden.«
»Ich weiß, was ein Bummwallera ist! Eine Schusswaffe!«
Vara lachte auf. »So einen wie diesen Kleinen möchte ich«, murmelte sie.
»Dann musst du Jim die Feuerwaffe auftreiben.«
»Nach diesem hier«, sagte sie darauf, ihren Bauch streichenlnd.
Erschrocken stimmte Neq die nächste Strophe für den Jungen an.
Da nahm er schnell die Flinte, bumm,
Und schoss damit die Krähe um
»Ich sagte ja, Schusswaffen wären besser!«
Aus Federn wurden Betten fein,
Und Gabeln aus dem
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