Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
Vogelbein . . .
»Wie groß war die Krähe?« fragte Jimi fasziniert.
Neq ließ einen lauten Ton erklingen.
»Etwa von dieser größe.«
»Oh«, äusserte der Junge befriedigt. »Und was ist das?«
»Eine Blumenranke.«
»Ist es nicht!«
»Die Blüten öffnen sich nur, wenn es dunkel ist. Dann riechen sie komisch, und die Menschen tun komische Sachen.«
»Machen sie Gabeln aus Vogelbein?«
Nun musste Vara lachen. »So etwas Ähnliches.«
Tyl trat aus dem Gebäude. »Sie sind bereit.«
Vara nahm die Pflanze samt Topf, und sie gingen hinein, gefolgt von Jimi. »Er hat komische Hände«, sagte der zu Tyl. »Und selbst ist er auch komisch.«
Alle waren sie da. Die Gruppe alter Knacker mit den komischen Namen, die er zusammengetrieben hatte, dazu Dick der Arzt, und Sola und etliche andere, die er nicht kannte. Offenbar hatte Dr. Jones während Neqs Abwesenheit noch einige der Leute auf der Liste herbeischaffen können. Einige davon waren Nomaden, männliche und weibliche. Auf einen von ihnen, offenbar Jim die Feuerwaffe, steuerte Jimi zu.
Vara, die bis zu diesem Augenblick Gelassenheit an den Tag gelegt hatte, fasste erregt nach Neqs bedecktem Arm. »Wer ist das?« flüsterte sie mit hinweisendem Kopfnicken.
»Sola«, gab er zurück, ehe ihm gleich darauf die Bedeutung ihrer Identität aufging. Die Frau hatte sich ihre einstige Schönheit mehr als nur andeutungsweise erhalten können.
Vara drückte erschrocken seinen Arm. Ihr Verhalten war ganz und gar uncharakteristisch für sie.
Tyl trat ein und nahm die Vorstellung vor. »Sola . . . Vara. Ihr kennt einander bereits.«
Sola erfasste den Zusammenhang zunächst nicht, weil sie von Vars Ehe nichts wusste. Die anderen aber sahen die Ähnlichkeit, als sie die beiden Frauen nebeneinander stehen sahen. »Mutter und Tochter . . .« sagte Dick.
»Beide verwitwet«, setzte Tyl hinzu. Diese Worte waren nur scheinbar grausam, denn sie klärten sogleich eine Hauptquelle der Sorge und Verwirrung. Nun würden keine weiteren Fragen in dieser Angelegenheit mehr gestellt werden. Das wiederum bedeutete, daß die abwegigeren und weniger ehrenhaften Beziehungen nicht enthüllt wurden.
Und doch war es peinlich. Sola und Vara waren vor dreizehn Jahren getrennt worden. Damals war Vara ein kleines Kind gewesen. Was gab es in dieser Situation zu sagen?
Wieder spielte Tyl den Vermittler. »Ihr beide habt Var gut gekannt. Und auch Sol und den Waffenlosen. Wie ich. Wir müssen uns bald zusammensetzten und uns über die großen Männer unterhalten.«
»Ja«, sagte Sola darauf, und Vara war einverstanden.
Nun wandte Dr. Jones sich an Neq. »Wie du siehst konnten wir in deiner Abwesenheit noch einige Freiwillige auftreiben. Wir haben sie so gut es ging gesiebt. Ich meine, sie stellen nun eine lebensfähige Einheit dar. Vorausgesetzt es kristallisiert sich eine geeignete Führerpersönlichkeit heraus.«
»Es gibt bereits geeignete Führer«, sagte Neq. Wollte der Irre sich seiner Unterstützung für die bereits gewählten Führer sichern?
»Die Vernichtung des früheren Helicon deutet darauf hin, daß seine Führung nicht befähigt war«, sagte Dr. Jones. »Wir mussten bestimmte Einschränkungen vornehmen.«
Neq überlegte. Offenbar erwartete man von ihm nicht nur, daß er den Führer unterstützte. Nein, er sollte ihn auch aufstellen! »Mit irgendeinem würde niemand zusammenarbeiten wollen. Aber mit Tyl wäre eine Zusammenarbeit vorstellbar -«
»Ich kehre in Kürze zu meinem Stamm zurück«, erklärte Tyl. »Meine Aufgabe ist vollbracht. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe hier. Ich habe nicht die Absicht, die Nomadenkultur aufzugeben oder meine Familie in den Berg zu führen.«
Neq staunte. Also hatte auch Tyl nur die Bemühungen unterstützt und sie nicht gelenkt!
»Ich weiß von Jim der Feuerwaffe«, sagte Neq. »Er bewaffnete das Imperium für den Angriff auf -«
»Ich habe einen Fehler begangen!« unterbrach ihn Jim.
»Einen zweiten möchte ich nicht machen. Ich weiß mir etwas Besseres, als das zu befehligen, was ich einst zerstörte.«
Hatte Dr. Jones also doch nicht alles fein säuberlich arrangieren können! »Was verlangt ihr?« fragte Neq den Irren. »Gelehrsamkeit? Helicon-Erfahrung? Was eigentlich?«
»Ja, das alles hätten wir gern gehabt«, gestand Dr. Jones. »Wie gern hätten wir den Waffenlosen gefunden. Aber im Moment sind andere Eigenschaften wichtiger, und wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben.«
»Warum nicht Neq?« fragte
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