Titanus
auf dem Leib, es gelang ihm nicht, sie zur Seite zu bringen. Dabei klatschten ihm einige Fruchtsaftkügelchen ins Gesicht, die durch den Raum geirrt waren. Überall zerstoben die Tröpfchen. Er spürte es feucht über die Wange rinnen, unerträglich deutlich, da er sie nicht abtrocknen konnte.
Ob der Italiener richtig lag? Kinder, das war ja ein vielversprechender Anfang – wenn das so weiterging!
2. Kapitel
Unbeirrt, mit gleichbleibender Geschwindigkeit, zog X-10, die Weltraumstation des Staatenbundes, ihre Bahn um die Erde. Nur an der Veränderung der Erdoberfläche konnte man erkennen, daß sie mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch den Raum stob. Sie bestand aus mehreren Flugkörpern, die im Sonnenlicht wie ein Schwarm Planetoiden glänzten.
Den Mittelpunkt dieser Flotte bildete, gleichsam als Mutterschiff, ein rotierendes Rad; wie alles außerhalb der irdischen Lufthülle von gewaltigen Ausmaßen. Von einer kompakten Nabe strebten wuchtige Speichen nach außen und endeten in einem massigen Ring. Das eine Nabenende trug eine Halbkugel mit schwenkbarer Korbantenne zum Empfang drahtlos übermittelter Energie und das andere Nabenende eine Plattform, die als Landeplatz für Weltraumraketen diente. In diesem Rad lagen die Wohn- und Aufenthaltsräume der Besatzung der Raumstation. Eine Luftschleuse führte in das Nabeninnere. Das Rad drehte sich, die Nabe dagegen und der Landeplatz standen still.
Die Radstation wurde in angemessener Entfernung von vier Flugkörpern begleitet, die sich in Form und Funktion voneinander unterschieden. Der erste hatte die Gestalt einer riesigen Kugel und ähnelte einem Menschenkopf. Anstelle der Nase ragte ein optisches Teleskop hervor, dazu gesellten sich zwei Radioteleskope, die an abstehende Ohren erinnerten. Auf der anderen Seite der Kugel lag eine Landefläche für die Raumschiffe des Nahverkehrs. Mit ihrem Luftschleusenschacht und der Energieempfangsantenne wirkte sie wie eine Geschwulst.
Der zweite Körper glich einem Würfel. Er enthielt das Sonnenkraftwerk, was man leicht an seinen fünf drehbaren Spiegeln, der Senderrichtantenne für drahtlose Energieübertragung und an den mächtigen Antiteilchenwerfern erkannte. Auch hier verschwand die Landefläche neben der Größe der Spiegel.
Die Funkstation hatte ebenfalls Würfelform. Sie trag zwei Richtfunkantennen, einen Sonnenspiegel zur eigenen Stromversorgung und zwei Radarantennen zur Erkundung des Weltraumes, neben denen die Korbantenne zum Empfang drahtlos übermittelter Notstromenergie und der Landeplatz leicht übersehen werden konnten.
Der vierte Körper, die Werft für Raumschiffe, war der größte Teil der Weltraumstation. Sie sah aus wie ein gigantischer Sechskantstab und übertraf an Größe selbst das Wohnrad. Auf der einen Stirnfläche drehte sich eine Nabe, die an langen, spinnenfeinen Röhrenarmen zwei zylindrische Wohnkabinen kreisen ließ, während im Nabenmittelpunkt ein großer Sonnenspiegel ruhte.
Zwischen diesen Satellitenkörpern schwärmten wie winzige Pfeile die Nahverkehrsraumschiffe einher, mit denen der Materialaustausch und auch die Mannschaftsablösung zwischen den einzelnen Satelliten durchgeführt wurde.
Plötzlich erstarb jeder Verkehr, der Raum zwischen den Flugkörpern war leer, die Station schien tot. Die Radar- und Funkantennen dagegen begannen sich zu drehen und schwenkten alle in die gleiche Richtung.
Aus dem Dunkel des Alls wuchs ein Lichtpünktchen. Es jagte hinter der Station einher, wurde heller und größer und nahm die Form einer Rakete an. Die silbernen Tragflächen und der Rumpf blitzten im Sonnenlicht. Jetzt hatte sich die Rakete der Station genähert. Kurze Brennstöße züngelten aus den Tragflächen gegen die Flugrichtung und bremsten ihren Flug. Langsam schob sie sich an das Rad heran.
Schließlich hing sie wie ein Stößer unbeweglich über der Landeplattform. Die Magneten der Plattform zogen die Rakete gemächlich in ihren Bann und verankerten sie direkt über der Luftschleuse.
Während die Raketenpiloten abgespannt die brennenden Augen schlossen, fuhren die Männer erleichtert in die Magnetschuhe, hohe Schnürschuhe, deren magnetische Stahlsohlen auf dem Boden hafteten.
Lazzarri reckte sich mit tänzerisch-eleganten Bewegungen. Seine Kleidung saß wie nach Maß. Jetzt sah man deutlich, daß er zwar zierlich gebaut, aber keineswegs schwächlich war. Seine Wangen röteten sich wieder, die Augen begannen übermütig zu blitzen. Er mochte etwa zweiundzwanzig Jahre alt
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