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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Augenblick trat eine Schwester an sie heran.
»Der kranke Mensch kommt!« sagte sie und zeigte auf die Zufahrtsstraße. Ein großer grüner Stromlinienwagen brauste heran. Auf dem Dach trug er wie Hörner gläserne Kegel. In schnellem Rhythmus leuchteten sie in bunter Farbenfolge auf, grün-rot-gelb-weiß, grün-rot-gelb-weiß…
Sie eilten in den Operationssaal. Der Wagen rollte auf eine Rampe, die in die Klinik führte, durchfuhr langsam eine Schleuse, in der er von allen Seiten mit einem flüssigen Desinfektionsmittel besprüht wurde, und hielt vor einer Glaswand, hinter der der Operationstisch stand.
Lautlos glitt die Wand des Krankenwagens zur Seite. Drei schmale Schienen schoben sich heraus, langsam rollte breitseits eine Trage auf den Boden. Zwei Schwestern hoben sie an, die Glaswand schob sich zurück, der Kranke wurde auf den Operationstisch gebettet.
Sandrino, der den Vorgang ungeduldig beobachtet hatte, folgte Silonas Beispiel und legte keimfreie Überkleidung an. Dann trat er an den Tisch.
Er forschte lange in dem verschwollenen, unförmigen Gesicht. Endlich erkannte er seinen Kameraden Romain!
Sandrino war zutiefst betroffen. Wenn sie ihn verlören!
Er fühlte den Puls. Unregelmäßig, flatternd!
Der Arzt öffnete seine Bereitschaftstasche und zog eine Spritze heraus. Silona legte ihm die Hand auf den Arm. »Was willst du?«
»Herzmittel spritzen!«
»Laß diese barbarische Methode«, bat sie leise. »Gib mir die Ampulle.«
Sie nahm das Glasröhrchen, trat an den Instrumententisch und kam mit einem pistolenförmigen Gerät zurück. Mit pulsierendem Druck trieb das Instrument das Herzmittel durch das Gewebe in die Blutbahn.
Der Puls wurde regelmäßiger.
»Vergiftung – sieht aus wie ein Insektenstich«, sagte Sandrino kurz.
Silona führte mehrere Ferngespräche. Zuerst erfuhr sie von Kisi, daß Romain von einer Bretse gestochen worden war. Aber nein, das konnte es nicht gewesen sein. Diese Tiere waren doch völlig harmlos. Die Bretse, vor einigen Jahren noch eine Landplage, weil sie sich wie die irdische Fliege überall niederließ und dadurch Krankheitskeime übertrug, war nahezu ausgerottet worden. Noch nie hatte ihr Biß derartige Schwellungen verursacht.
»Vielleicht eine übertragene Krankheit«, fragte Sandrino.
Silona schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen, Massimo. Wir kennen keine Krankheit mit diesen Symptomen.«
»Hat die Bretse einen Röhrenstachel, saugt sie Blut?«
»Nein. Sie sondert lediglich ein harmloses Sekret ab.«
Er erhob sich und ging im Zimmer auf und ab.
»Wenn ihr dagegen immun wäret – wir aber nicht?« Er sprach mehr zu sich selbst. »Man müßte das Tier untersuchen, aber woher nehmen? Es gibt doch kaum noch welche…«
Statt einer Antwort zog sie das Mikrofonkästchen zu sich heran und drückte nacheinander verschiedene bunte Tasten.
»Das Sekretariat des Präsidenten, hier spricht Silona. – Wir brauchen dringend Bretsen! Es besteht die Möglichkeit, daß der kranke Mensch durch…«
Sandrino hörte nur mit halbem Ohr zu. Er zweifelte, daß dieser Anruf Sinn hatte. Wie sollte man Bretsen beschaffen? Wollte man eine Expedition von Zoologen auf die Suche schicken? Möglich, daß sie welche fänden, aber hielt Romains Herz so lange durch? In zwölf Tagen startete die Kosmos, konnte man ihn in diesem Zustand mitnehmen? Oder sollten sie ihn etwa hierlassen? Und müßte dann nicht auch er, Sandrino, zurückbleiben?
    Der Hubschrauber startete und durchstieß die lichte Wolkendecke. Hoch oben, dort wo die Luft so dünn war, daß man nur in der Druckkabine eines Flugzeuges leben konnte, schoß die Maschine mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit dahin.
    Canterville hatte sich auf diesen Tag gefreut, wollten sie doch ein titanisches Dorf und ein Atomkraftwerk besichtigen. Nach Staffords Schilderung von den unterirdischen Kraftanlagen auf Titanus eins sah er dem erwartungsvoll entgegen. Welche Ausmaße würden sie hier erst antreffen! Aber auch das Dorf machte ihn neugierig. Gewiß, man hätte es auch in der Nähe der Hauptstadt besichtigen können, aber der Reiseplan sah vor, daß sie die Landschaften der verschiedenen Kontinente kennenlernten. Viel Vorfreude also – aber nun lag ein Schatten über allem: die Sorge um Romain.
    Der Kontinent blieb hinter ihnen zurück, eine riesige Wasserfläche dehnte sich unter ihnen. Eine Stunde verging, ehe am Horizont wieder Land aufkam. Sie hatten den titanischen Äquator erreicht.
    Der Hubstrahler senkte sich. Tropische Palmenwälder flogen

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