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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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den Anlagen versteckten sich ein Sportplatz, nach
titanischer Sitte sechseckig, und ein Schwimmbad.
Ein alter Titan mit faltenreichem Gesicht begrüßte die Besu
cher mit ungezwungener Freundlichkeit und führte sie herum. Hohes, kakteenartiges Gesträuch – mit stachelbewehrten
Blättern und prächtigen grünen Blüten – am Rande der Anlagen, entzog die Wirtschaftsgebäude dem Blick. Es gab Speicher, eine Mühle, eine Rösterei und eine große Halle mit vielen
Fahrzeugen und Bodenbearbeitungsgeräten. Kraftwagen für
Personen- und für Lasttransporte, Gleiskettenschlepper mit
Anhängern…
Stafford entdeckte ein großes Fahrzeug, dessen Zweck ihm
verborgen blieb. Vorn am Boden öffnete sich ein breites Maul.
Davor hing eine dicke, mit gekrümmten Spitzen bewehrte
Walze, die einer irdischen Bodenfräse ähnelte. Hinten befand
sich die gleiche Öffnung, aber keine Walze. Rätselhaft! Der alte Titan, Vorsitzender des Dorfes, lächelte. »Wie lokkert ihr den Boden?«
Stafford erklärte es. Der Vorsitzende wiegte bedächtig den
Kopf.
»Umständlich, zeitraubend…! Dort die Walze rotiert, die
Zähne reißen den Boden auf und werfen ihn in die Öffnung.
Die Maschine befreit das Erdreich von Steinen und wilden
Pflanzen und reichert es mit Stoffen an, die die Kulturpflanze
braucht, die aber nicht mehr ausreichend im Boden vorhanden
sind. Hinten wird die Erde wieder ausgeworfen. Eine besondere Einrichtung, die über die hintere Öffnung hinausragt, legt
Körner, Knollen oder Jungpflanzen aus.«
Stafford folgte den Gefährten tief in Gedanken.
Nur noch zwölf Tage – und wohin man sich wandte, gab es
Dinge, die sich lohnten, für die Erde erforscht zu werden. Selbst wenn ihnen die Titanen Zeichnungen und Beschreibungen mitgaben, es würde doch nur ein Überblick sein und konnte niemals alles umfassen. Würde die Erde sich in der Zwischenzeit ähnlich schnell entwickelt haben, würde man auch in seiner Heimat den höchstmöglichen Ertrag erstreben – oder verbrannte man dort noch Weizen in Heizungsanlagen, schüttete man noch Kaffee ins Meer, gab es noch immer Prämien für die Farmer, die weniger anbauten, als ihr Boden trug? Doch er wurde von Tag zu Tag sicherer, daß sich auf der
ganzen Erde die Vernunft durchgesetzt hatte.
Am Rande des Wirtschaftshofes hinter Büschen mit kelchähnlich gerollten blauen Blättern wurden niedrige Rundgebäude mit einem schirmähnlichen Dach sichtbar. Die Außenwand bestand aus Glas und ließ sich wie eine Lüftungsjalousie
öffnen. Sie war in einzelne Sektoren unterteilt und konnte beliebig zusammengeschoben werden. Zur Zeit war fast ein
Viertel der Wand zurückgedrückt. Im weiten Kreis umstand
das Vieh einen Tränk- und Fütterungsautomaten, während an
der Außenwand automatisch der Mist entfernt wurde. Das Vieh erregte die ungeteilte Aufmerksamkeit der Männer. Was waren das nur für Tiere? Sechsbeinige Bären? Ein
durchdringender, widerlicher Geruch vertrieb die Menschen
vom Eingang.
Der Vorsitzende trat in den Stall und kam mit einem der
zottigen Tiere zurück. Ihn störte offensichtlich der Geruch
nicht.
Die Männer staunten. Tatsächlich, ein Bär mit sechs hohen,
verhältnismäßig schlanken Beinen! Doch was war das unter
ihm? Ein kleiner Bär, der sich mit seinen sechs Beinen anklammerte und unter dem Muttertier hing!
»Krachme«, sagte der Vorsitzende und kraulte das Muttertier hinterm Ohr. »Legt – drüben im Brutstall – ein Ei! Aus
dem Ei schlüpft das Jungtier. Es saugt sich an der Zitze fest
und muß eineinhalb Santi vom Muttertier getragen werden…« Kisi bemerkte die fragenden Gesichter der Menschen. »Ein Santi umfaßt sechsunddreißig Tage!«
»Wie kommt es zu dieser Rechnung?«
»Unser Planet dreht sich, wenn er einmal die Sonne umkreist, sechshundertachtundvierzigmal um sich selbst. Wir
haben sechs Finger und rechnen nach dem Sechsersystem.
Sechs Tage entsprechen einer irdischen Woche. Sechs Wochen
sind ein Santi, also ein Monat, und achtzehn Monate ein Jahr!
Nach vierundfünfzig Tagen befreit sich die Krachme von dem
Säugling. Zwei Tage drauf läuft das Jungtier schon umher. Die
Tiere sind sehr gutmütig. Sie fressen Pflanzen.«
»Und Sie verwenden die Milch?« fragte Stafford. Ursu schüttelte sich. »Krachmenmilch trank man früher.
Heute trinken wir nur noch unsere Milch.«
Die Männer sahen sich verständnislos an. Wie meinte sie
das?
»Wir kennen die genaue Zusammensetzung der Muttermilch. Das aber ist das beste, was es für uns ›Titanen‹ gibt,
keine

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