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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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nämlich die freiwillige Unterordnung!«
    Verwundert hörte Nasarow zu. Was wollte Chi? Was hatte das damit zu tun, daß er enttäuscht war? Entschuldigte es den Abenteurer und den Liebestragöden?
    Chi Pi-tschin las mit der Weisheit des Alters in Nasarows Miene. Väterlich fuhr er fort: »Heute wirft keiner mehr sein Leben weg, es besitzt Wert! Muß man krankhaft übersteigert sein, wenn man sich bemüht, eine Frau zu vergessen? Wenn man glaubt, das Leben ohne sie sei sinnlos?«
»Romeo und Julia im modernen Gewand?«
    »Lassen Sie den Spott«, verwies ihn der Chinese ruhig. »Tiefes Empfinden ist der Achtung wert!«
»Wer bestreitet das? Aber es ist einfacher, auf etwas zu verzichten, was man sowieso nicht besitzen kann, als etwas preiszugeben, was einem gehört.«
    »Sie irren! Was glauben Sie, wie schmerzlich es ist, von einem Menschen, den man liebt, verschmäht zu werden…« Chi unterbrach sich und hob müde die Hand. »Lassen wir das; man glaubt in diesen Dingen doch nur, was man selbst empfindet. Jedenfalls spricht es für Jansen, daß er nicht Ihren Dorfteich gewählt hat. Und der Italiener? Ist echter, jugendlicher Abenteuerdrang verwerflich? Ist es nicht der Drang nach Wissen, Erkennen, Kraftbewähren? Eine Pflanze, die unter der verständnisvollen Pflege eines behutsamen Gärtners herrliche Früchte treiben kann! Und so wird jeder Ihrer Kollegen seine Gründe haben, an dieser Expedition teilzunehmen. Ihnen nachzuspüren und sie als feste Größe in Ihre Pläne einzubauen, das sollte Ihre schönste Aufgabe sein!«
    Nasarow war verdrossen. Jeder eigene Gründe! Ging außer ihm niemand um der Aufgabe willen?
Er fühlte sich einsam.
    »Fassen Sie die Drehscheibe der Seiltrommel!« fauchte Jansens Stimme aus dem Lautsprecher. Lazzarris Hand folgte automatisch.
    »Drehen Sie langsam – hören Sie, langsam! – nach links! Aber nur bis zur Sperre!«
Lazzarri gehorchte dem zwingenden Ton.
Fast unmerklich verzögerte sich der Sturz. Lazzarri begann um die Nabe zu kreisen. Er holte die Speichen ein. Endlich stand eine neben ihm still. Er drehte sich so schnell wie das Wohnrad.
Er fiel nicht mehr.
Der Würgegriff der namenlosen Angst löste sich, seine Kehle wurde frei. Die Lippen konnten jedoch nicht formen, was aus ihm hervorbrach. Jansens Stimme übertönte sein Stammeln.
»Fassen Sie mit der linken Hand das Seil und lösen Sie mit der rechten die Bremse. Aber langsam! Und so, daß die Füße nach außen zeigen!«
    Die Bremse lösen? Von neuem schloß sich eine Faust um seine Kehle. Nein! Sollte er wieder stürzen? An diesem Zwirnsfaden noch tiefer in den Raum fliegen? Maria Mater, das war zuviel verlangt. Das Seil mußte ja reißen!
    Aber wenn man einen Neuling an diese Schnur hing, dann mußte man sicher sein, daß sie hielt!
Feige, Sylvio? Woher kam diese Stimme? Hatte, Jansen gefragt? Nein, der Lautsprecher schwieg. Sollte man ihn auf die Erde zurückbringen, nachdem er seine Teilnahme durchgesetzt hatte? Und wenn er dabei zum Teufel ging – feige? Nein!
Die Drehscheibe brannte durch seine Handschuhe wie glühender Stahl.
Er preßte die Zähne aufeinander, daß es schmerzte, doch er löste erst zaghaft, dann entschlossen die Bremse.
Allmählich begannen neben ihm wieder die Speichen zu rotieren, damit kam aber auch der Außenring näher.
Jansen stand schon auf dem Ring, überstrahlt vom gleichmäßigen Glanz der metallenen Beplankung des Ringes, der sich grell gegen den schwarzen Hintergrund abhob. Bei jeder Bewegung sprühte Silberfeuer über Jansens Skaphander.
Lazzarri starrte selbstvergessen. Phantastisch!
Der Schreck brachte ihn zu sich, als der Ring neben ihm herankam. Er bremste und hing ratlos am Seil. Die Nabe überragte den Ring. Wie sollte er hinüberkommen?
Jansen winkte schwerfällig. Er stand schräg vor Lazzarri auf dem Ring. Da sie mit gleicher Geschwindigkeit kreisten, vermochte der Italiener ihn nicht einzuholen. Doch Jansens Winken machte ihn sicher. Wenn er das Seil etwas einrollen ließ, dann müßte er sich schneller als der Ring drehen und Jansen näher kommen!
Bald hing er neben ihm und streckte scherzhaft die Hände hinüber. Er hörte Jansen lachen.
»Gut gemacht, Sie Raumbaby. Wenn Sie neben mir stehen, sind Sie zum Weltraumritter geschlagen!«
Lazzarri freute sich, doch als er sich nach Jansens Anweisung so in die Waagerechte gezogen hatte, daß seine Füße zum Ring wiesen, sah er beklommen auf das Seil. Es war so dünn, daß er nicht einmal die Hälfte seiner Länge sehen

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