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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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grellrot leuchtete.
»In der Kommandozentrale unzulässige Rauchentwicklung! Unser Feuermelder«, erklärte Jansen. »Eine praktische Vorführung der Alarmanlage ist besser als die wortreichste Warnung. Nimm mir’s nicht übel, Sylvio, Worte nützen da nichts. Ich will auch nicht wissen, wie du zu dieser altmodischen Leidenschaft kommst, aber laß dir sagen: Gegen diese Anlage ist kein Kraut gewachsen, da sie die künstliche Luftventilation benutzt!«
»Aber die Bäcker, die Küche…«
»Ausgerechnet auf der Kosmos sollten wir mit veralteten Methoden arbeiten? Es gibt kein offenes Feuer an Bord! Bäkker, Fleischer und Küche arbeiten mit Infrarot und Hochfrequenz.«
»Und die Werkstatt?«
»Es gibt keine Lücke, du ungläubiger Thomas! Luft ist zu kostbar. In der Werkstatt wird mit Hochfrequenz, Ultraschall und Gammastrahlen geschweißt, je nachdem – aber dort führe ich dich noch ein.«
»Auch gut, ich habe ja dreihundert Jahre Zeit.«
»Zehn Jahre höchstens, Sylvio, zehn Jahre«, erwiderte Jansen nachsichtig.
»Das kommt wohl darauf an, von welchem Standpunkt aus man… Aber begreifen, Michael, begreifen werde ich das nie!«
»Zu begreifen ist das kaum, Sylvio. Man kann es nach der Einsteinschen speziellen Relativitätstheorie…«
»Hilfe!«
»Na gut, anders herum. Wir Menschen sind gewohnt, die Zeit als etwas Absolutes anzusehen. Und ebensowenig wie wir uns einen unendlichen Raum bildlich vorstellen können, sowenig können wir uns vorstellen, daß die Zeit relativ ist. Trotzdem ist es so. Im Bereich der Lichtgeschwindigkeit – je mehr wir uns ihr nähern, desto deutlicher – verlaufen alle Bewegungsvorgänge langsamer. Die Umlaufgeschwindigkeit der Elektronen um den Atomkern, der Stoffwechsel, die Vermehrung der Zellen, das Wachstum, die Verdauung, der Pulsschlag und die Uhr, selbst das Pendel, alles verzögert sich. Je schneller wir uns von der Erde entfernen, um so langsamer verlaufen für einen irdischen Beobachter alle Bewegungsvorgänge bei uns.«
»Man müßte es sehen können, damit man einen Vergleich hat«, seufzte Lazzarri.
»Den hast du während des Fluges. Sieh dort die zwei Uhren, die normale Borduhr und der kleine Bildschirm! Die Borduhr wird dir ständig unsere Bordzeit und das Borddatum zeigen, während auf dem Bildschirm die irdische Zeit erscheinen wird, errechnet von einem speziellen Elektronenhirn.«
»Und nach welcher stelle ich dann meine Armbanduhr?«
»Ich würde dir empfehlen, die Bordzeit zu nehmen, da deine Uhr nur so schnell wie die Borduhr läuft – du müßtest sonst ständig nachstellen!«

5. Kapitel
    Die letzten Tage vor dem Start waren von fieberhafter Tätigkeit erfüllt. Die Weltraumwerft wurde zum Ziel ungezählter Raketen. Es schien, als niste in der Werft die Königin eines Volkes silberner Insekten. Pausenlos stoben glänzende Pfeile heran, verhielten kurz vor der Luftschleuse und schoben sich langsam hinein. Die Kosmos thronte als gefräßige Raketenkönigin in ihrem Nest und verschlang gierig, was ihr Volk, die Zubringerraketen, von der Erde heranschleppte. Rakete auf Rakete wurde in die Werft eingeschleust, schob sich an die offenen Luken heran und spie ihre Nutzlast aus, um dann leer zur Erde zurückzustürzen.
    James Stafford betrachtete auf dem Bildschirm versonnen das turbulente Geschehen, das bei aller Schnelligkeit eine erstaunlich exakte Planung verriet.
    Er war mittelgroß und von breiter Gestalt, ohne jedoch massig zu wirken. Eine Narbe, die spitzwinklig über die linke Wange lief, entstellte sein offenes Gesicht. Trotz seiner dreißig Jahre durchzogen schon silbergraue Strähnen sein dunkles, volles Haar.
    Plötzlich wandte er sich ab und klopfte dem diensthabenden Astronomen, der hinter dem Okular des großen Teleskops stand, auf die Schulter. »Thank you very much!« sagte er zu dem Verdutzten und schüttelte ihm kräftig die Hand. »Sehr nett von Ihnen, really. Toller Verkehr da draußen!« Er winkte leutselig mit der Hand und verließ das Observatorium. Seine Schritte waren unbeholfen, obwohl er sich bemühte, elastisch auszuschreiten.
    Komische Leute, diese Kommunisten. Zeigten ihm bereitwillig alles, was er sehen wollte – ja, er hatte sogar überall freien Zutritt! Das hatte er sich anders vorgestellt. Fühlten sich überlegen, scheuten sich jedenfalls nicht, ihre Karten offen aufzudecken – brauchten sich, das mußte er zugeben, auch nicht zu scheuen! Da war manches, wovon man sich auf der amerikanischen Außenstation nichts träumen

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