Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
Vom Netzwerk:
wie der Flug begonnen hatte, so nüchtern verliefen auch die folgenden Tage. Die raumgewohnten Teilnehmer fanden sich schnell in die neue Umgebung und gingen ihrer Arbeit nach, zumal da der Beschleunigungsandruck nicht viel größer war als die Schwerkraft auf der Erde und deshalb etwa das gleiche Gewicht hervorrief.
    Nur die Funksprüche von der Erde, das letzte Band, das sie mit der Vergangenheit verknüpfte, und hin und wieder das aufgefangene Fernsehprogramm brachten Abwechslung in das Einerlei.
    Lazzarri dagegen machte in den ersten Tagen eine Fülle von Entdeckungen, die seinen Forscherdrang befriedigten und ihn in Hochstimmung hielten. Jansen hatte ihn von anderen Arbeiten freigestellt, damit er mit der kleinen Welt, der er nun verhaftet war, schneller vertraut wurde. Kannte er alles, blieb ihm nichts mehr zu entdecken, dann wuchs zwangsläufig das Bedürfnis, sich eine sinnvolle Beschäftigung zu schaffen, die dem eingeengten Leben einen Inhalt gab.
Diese Entdeckungsreisen bereiteten Lazzarri ein ungetrübtes Vergnügen. Neugierig schlenderte er durch die Stockwerke und dehnte die Spaziergänge planmäßig nach allen Richtungen aus. Er staunte über die geschickt angeordnete Inneneinrichtung, die den Eindruck der Weiträumigkeit hervorrief und, wo irgend möglich, das Gefühl der räumlichen Begrenzung aufhob.
    Die Wohnräume waren zu kleinen Einheiten zusammengefaßt, die aneinandergereihten Siedlungshäusern ähnelten. Verließ man die Wohnung, dann trat man auf straßenähnliche Gänge, die sich mehrfach gekrümmt durch das Stockwerk wanden. Da es gassenähnliche Abzweigungen gab, die von den äußeren zu den inneren Ringen führten, ähnelten die Wohnstockwerke einer modernen Kleinstadt. Verschieden ausgeführte Fassaden, durch schmale Vorgärten von den plattenbelegten Gängen getrennt, boten dem Auge eine willkommene Abwechslung. Und unterbrach hier die breite Treppe eines Lichtspieltheaters die Wohnungsfront, so war es in der nächsten Windung ein Klubraum, dem eine Sommerterrasse vorgelagert war, auf der Gartenstühle und buntgedeckte Tische zum Verweilen einluden. Da die Außenwände durch Wohngebäude verdeckt waren und die Gänge durch ihre kurvenreiche Anordnung keinen weiten Ausblick gestatteten, erschienen die Wege endlos.
    In stundenlangem Lauf erkundete Lazzarri das Wegenetz. Plötzlich mündete der Gang in einen Hohlweg, der zwischen zwei hohen Felsen bergan führte.
    Lazzarri wanderte den Hohlweg hinauf und befand sich unvermittelt in einem Wald, dessen weitausladende Wipfel ein dichtes Dach woben.
    Ihm war zumute wie in einem Traum. Benommen wanderte er unter den Bäumen dahin und verhielt erst, als er ein Haus erblickte, über dessen Eingang ein Hirschgeweih hing. Das Dach verschwand hinter den dichten Baumwipfeln. Wohnte hier der Waldhüter? Lazzarri öffnete die Tür, trat ein – und befand sich im Vorraum des Fahrstuhls, der die Stockwerke miteinander verband und das Raumschiff von der Kommandozentrale im Bug bis zum Kraftwerk im Heck durchzog.
    Lazzarri überflog das Etagenverzeichnis. Der Name »Lagerstockwerk« machte ihn neugierig. Er betrat den Fahrstuhl und fuhr hinauf.
    Dieses riesige Lager mußte er sehen – Vorräte für mindestens zehn Jahre!
Der Fahrstuhl hielt. Mit Schwung warf sich Lazzarri gegen die Drehtür des Vorraums und hielt verblüfft an. Das war das Lager? Doch der nächste Flügel der Tür fuhr ihn in den Rükken und stieß ihn vorwärts, daß er stolperte.
    Er stand in einer Ladenstraße! Schaufenster reihte sich an Schaufenster, Laden an Laden. Die Gebäude waren doppelstöckig und entsprachen so vollkommen den irdischen Gewohnheiten, daß er nicht anders konnte, als auch irdische Gepflogenheiten vorauszusetzen. Jetzt verstand er, wie recht Jansen hatte, als er ihm sagte, daß die drei Tage vor dem Start nicht entfernt ausreichten, um ihn mit allem bekannt zu machen, daß er ihm nur das Wichtigste zeigen könne. An wen mußte er sich wenden, wenn er Schuhe brauchte? In welcher Währung mußte er sie bezahlen? Oder gab es Anrechtscheine, stand ihm eine bestimmte Anzahl von Schuhen etatmäßig zu? Hingen diese Anrechtscheine von seinen Leistungen ab? Ehe er darüber keine Klarheit hatte, hielt er sich lieber zurück. Schließlich hatte er sich schon genug blamiert. Immerhin – er konnte sich ja einmal ansehen, was in so einem Laden geboten wurde.
    Neugierig folgte er einem Inder in ein Schuhgeschäft. Was ihn empfing, war zu irdisch, um ihn nicht doch ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher