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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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ließ.
    Und auch diese Kommunisten selber – sie überraschten ihn! Waren verteufelt entschlußfähige, intelligente Burschen, gaben sich kameradschaftlich und keineswegs brutal, wie er fast erwartet hatte. Oft genug hatte er gelesen, wie das barbarische System des Kommunismus die Menschen verroht. Möglich, daß es sich hier um hochgezüchtete Spezialisten handelte; aber soviel hatte er schon gesehen: Diese Leute hatten es in sich!
    Er sah auf seine Uhr. Er mußte sich beeilen, wenn er Dr. Inoti, den Chefbiologen, noch erwischen wollte. Nasarow hatte ihm empfohlen, sich an diesen zu halten, und ihm versichert, daß Dr. Inoti bis zehn Uhr im Klubraum zu finden sei. Sehr entgegenkommend von Nasarow. Dieser Biologe war Mitglied der Expeditionsleitung, gewiß konnte er viele noch offene Fragen beantworten.
    Stafford verließ den Fahrstuhl und beschleunigte den Schritt, froh, wieder in normalen Schuhen zu gehen. Schwungvoll stieß er die großen Flügeltüren auf und betrat den Klubraum.
    Wie in allen Räumen verbreiteten auch hier die leuchtenden Wände eine durchsichtige Dämmerung, die bei Bedarf durch indirekte Beleuchtung aufgehellt wurde. Lediglich der verchromte Schanktisch warf blitzende Lichter, sonst wurde das Auge durch nichts geblendet. Bequeme Polstersessel und niedrige runde Tische füllten zwanglos den Raum. Grünpflanzen rankten sich von schlichten Säulen herab oder strebten aus kunstvollen Töpfen empor und breiteten sich zwischen den Tischen aus. Es war nicht leicht, sie als künstliche Gebilde zu erkennen.
    Stafford verhielt seinen Schritt. Der Boden und die Decke des Raumes senkten sich beiderseits in sanfter Wölbung und verschafften dadurch einen Überblick, als stünde man auf einem Hügel und schaue ins Tal hinab.
    Es waren nur wenige Gäste im Saal. Doch welcher von ihnen…
»Hallo, Ober! Bitte führen Sie mich zu Professor Doktor Inoti!«
Stafford mußte seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um seine Überraschung zu verbergen. Der Ober führte ihn zu einem hochgewachsenen Neger, der abseits saß und in einem Buche las. Er sah aus, als säße er an einem Kindertisch, so mächtig war sein Körper.
»Ich wollte zu Dr. Inoti!« raunte Stafford dem Ober zu.
»Ich führe Sie direkt zu ihm.«
    Wollte Nasarow ihn brüskieren? Staffords Gedanken jagten sich. Er hatte nichts gegen Neger, er bestritt auch nicht ihr Lebensrecht – aber immerhin, er war ein Weißer! Sollte er sich von einem Neger… Oder wurde es Nasarow gar nicht bewußt? Fühlte er den Unterschied nicht? Möglich war das schon. Schließlich verkehrten sie alle sehr achtungsvoll untereinander, so daß es schwerfiel, die Vorgesetzten herauszufinden. Aber ein schwarzer Chefbiologe…
    Sie standen vor dem Neger.
»Genosse Professor, dieser Genosse möchte Sie sprechen!« Genosse! – Stafford preßte die Lippen zusammen. Inoti erhob sich, reichte Stafford die Hand, wies mit freundlicher Geste auf einen Sessel und sagte: »Ich habe Sie erwartet, gewiß haben Sie viele Fragen. Doch gestatten Sie zuvor eine Frage von meiner Seite: Trinken Sie eine Flasche Wein mit mir?«
    Stafford nickte wortlos. Wenn einer der andern Wissenschaftler sah, daß er sich von einem Neger aushalten… Aber abschlagen? Das konnte er nicht. Betroffen sah er sich um, erkannte, daß sich niemand um sie kümmerte, und lehnte sich in den Sessel. Er war ja bei den andern!
    »Kollege Stafford, ich hoffe, daß ich Ihre Fragen beantworten kann. Leider liegt keiner meiner Berufe auf technischem Gebiet, mehr als Allgemeinwissen kann ich Ihnen nicht bieten…«
    »Berufe?« unterbrach Stafford erstaunt.
»Wir haben meist zwei oder mehr Berufe. Ich bin leider nur Biologe und Archäologe. Unsere technischen Kollegen sind aber mit den Vorbereitungen zum Start beschäftigt, ich kann dabei nicht helfen, deshalb bat mich Professor Nasarow, mich Ihrer anzunehmen.«
»Sehr liebenswürdig von Ihnen!« erwiderte Stafford höflich. »Technische Fragen habe ich im Augenblick noch nicht. Wenn ich auch zum ersten Mal im Raum bin und wenn auch Ihre Station moderner eingerichtet ist, so habe ich mich doch längere Zeit auf unserer Station aufgehalten und kenne die prinzipiellen Probleme.«
Stafford unterbrach sich, wartete, bis der Ober die Gläser gefüllt hatte, und fuhr zögernd fort: »Ich war vorhin im Observatorium, habe mir den Raumverkehr angesehen. Wenn man sieht, was dort herangeschleppt wird, wird man neugierig auf die Kosmos. Das läßt viel erwarten…«
Inoti lächelte.

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