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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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»Sie werden in jedem Falle überrascht sein, Kollege Stafford, selbst wenn ich Ihnen vorher in groben Zügen einen Überblick gebe. Doch vorher…« Er hob das Glas. »Auf gute Zusammenarbeit!«
Inoti warf mit sicherer Hand einige Skizzen auf seinen Notizblock. Stafford folgte gebannt seinen Erläuterungen. Wenn das nur Allgemeinwissen war…! Dann stimmte es offenbar nicht, daß man nur eine bestimmte Schicht hochgezüchtet hatte, während die Masse ungebildet blieb. Er musterte den Neger verstohlen. Der Schwarze war nicht unsympathisch, aber immerhin…. Jedenfalls konnte er sich von ihm nichts schenken lassen.
Er winkte den Ober heran.
»Bitte noch einmal dasselbe!«
Als der Ober davoneilte, zog er einen Zehndollarschein aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch.
Inoti bemerkte es und richtete sich auf. »Geld?«
Das klang so verwundert, daß Stafford unsicher wurde.
»Die zweite Flasche geht natürlich auf meine Rechnung!«
Inoti lächelte. »Auf X-10 ist alles kostenlos, Kollege Stafford.«
Stafford stutzte. Doch dann winkte er lässig ab. »Als Trinkgeld!«
Inoti wurde sehr ernst. »Bitte, Kollege Stafford, stecken Sie’s schnell wieder ein! Diese Kränkung hat unser Betreuer nicht verdient. Er verrichtet seinen Dienst als seinen Beitrag zur gesellschaftlichen Arbeit und wäre beleidigt, diese Selbstverständlichkeit mit einem Trinkgeld vergolten zu sehen!«
Stafford nahm den Schein vom Tisch, ohne zu begreifen. Was waren das für Menschen!
Die letzten Zubringerraketen schoben sich aus der Werft und stürzten der Erde zu. Die letzten Raumtaxis huschten durch den ewigen Sonnenschein. Auf dem schwarzen, mit Sternen bestickten Samt des Weltalls warfen sich silberne Blitze, als trügen sie in dieser Abschiedsstunde ein besonders festliches Kleid.
Die Besatzung der Kosmos eilte auf ihre Posten.
Knisternde Spannung lag über allem, erfüllte die Männer mit Unrast und Tatendrang. Dennoch lauschten sie Chi Pitschins bebender Stimme im Lautsprecher und fröstelten, als sie verstummte. Dieser Abschied war endgültig, er zerschnitt das Band zur Erde, riß sie aus dem Leben ihrer Generation, löste sie von allem, was ihnen teuer war – Heimat, Eltern, Geliebten. Ja, er trennte sie auch von den Plänen und Sorgen, die bisher ihr Leben bestimmt hatten.
Chi Pi-tschins Worte verklangen. Er verließ die Kosmos. Die Luken wurden hermetisch verschlossen.
Nasarow stand in der Kommandozentrale, deren Leitstände vollständig besetzt waren. In schneller Folge meldeten grüne Signallampen die einzelnen Abteilungen betriebsbereit. Die letzte Lampe leuchtete auf. Nasarow gab über den Funk, dem einzigen Verständigungsmittel zwischen Kosmos und Umwelt, das Kommando zum Ausschleusen.
Die Werft gebar ihr Junges.
Von Seilwinden langsam aus der Werft gezogen, wurde das Raumschiff außen von einem Schwarm Bugsierraketen empfangen, die ihren Bugstachel gegen den riesigen Silberleib preßten und ihm die Startrichtung gaben.
Schließlich vereinigten sie sich auf der Seite, die der Erde zugewandt war, und schoben das Raumschiff aus dem Bereich der Raumstation.
Nasarow beobachtete auf dem großen Bildschirm das Manöver, das von der Raumstation aufgenommen und der Kosmos als Fernsehbild zugestrahlt wurde. Er sah zur Uhr.
Es war soweit!
Er schaltete das Steuergerät ein. Mehr blieb ihm nicht zu tun. Das Steuerband durchlief das Elektronenhirn, löste tausendfältige Impulse aus, maß die Entfernung zur Raumstation und zur Erde, verglich sie mit der Zeit, steuerte durch Funk die Bugsierraketen, kontrollierte die Lage des Raumschiffs, stoppte endlich die Bugsierraketen und übergab die Steuergewalt wieder den Piloten.
Genau zum vorherberechneten Zeitpunkt, in der vorbestimmten Lage und vom vorausberechneten Standpunkt aus zündete das Triebwerk.
Nasarow sah die zurückbleibenden Bugsierraketen, die in enger Schleife zur Station zurückkehrten, sagte ruhig, als stünde er auf irdischem Boden: »An die Arbeit!«, wandte sich um und verließ den Raum.
Professor Dr. Canterville, der schlanke Chefastronaut, warf einen prüfenden Blick auf die Kontrollgeräte, murmelte dem diensthabenden Astronauten ein trockenes Allright zu und folgte Nasarow mit gleichgültiger Miene.
Jansen brachte es nicht fertig, in dieser Stunde derart unbeteiligt zu erscheinen. Er legte dem diensthabenden Ingenieur kollegial die Hand auf die Schulter. »Achten Sie besonders auf die Leistung des Atomkraftwerks!«
Mit ihm gingen die Chefs der andern Fachgruppen.
    So nüchtern

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